27.06.2013 Peter Popp

Sakrale Architektur im Selbstbau: Waldkapelle in Neckarzimmern

„Ein System finden, mit dem man Laien in die Lage versetzt, mit einfachen Mitteln und unter Anleitung von Fachleuten die Kapelle im Selbstbau zu realisieren“: dieser Anspruch war die Basis für einen Entwurf, der sich in seiner Einfachheit und mit einer archaisch anmutenden Kubatur an den Gebäuden in der näheren Umgebung orientiert. Als Baumaterial kam nahezu ausschließlich Holz zum Einsatz. Dessen haptische und visuelle Qualitäten fügen sich in das bewaldete Umfeld ein. Architekten: ap88 Architektenpartnerschaft, Heidelberg
Standort: Steige 50, D-74865 Neckarzimmern

Foto: Thilo Ross

Die Kapelle liegt auf einer Waldlichtung oberhalb einer Reihe bestehender Tagungshäuser für die Evangelische Jugend in Neckarzimmern. Die erhöhte Lage entspricht einerseits dem Grundanliegen sakraler Räume, einen Ort zu schaffen, der es erlaubt aus dem Alltag „herauszutreten“. Andererseits betont sie die räumliche Präsenz der Kapelle, die sich als weiterer Baustein sehr selbstverständlich in die Gesamtanlage einfügt und das neue Zentrum zwischen den Bereichen für Sport und Freizeit und den Gästehäusern bildet. Ihr Vorplatz verleiht dem Ensemble eine nahezu dorfähnliche Qualität. 

Lageplan, Grafik: ap88

Foto: Thilo Ross

Weitere Informationen
www.ap88.de
Die Gestaltung der Kapelle folgt archetypischen Prinzipien: rechteckiger Grundriss, sattelförmiges Dach, Beschränkung auf das Material Holz. Der sakrale Raum soll in der heutigen schnelllebigen Zeit ein Ort der Besinnung und Entschleunigung sein.

Der Innenraum ist auf das Wesentliche reduziert und erhält seine sakrale Atmosphäre durch die subtile Modulation des Tageslichts. Die Dachausrichtung unterstützt ein über das Jahr sich ständig veränderndes Bild von Licht und Schatten. Gefiltert durch den Querschnitt der Holzrahmenkonstruktion, bekommt der Innenraum über die Fassade gleichmäßiges Nordlicht. Die östliche Giebelwand, vor der bei Gottesdiensten der Altar steht, wird durch Streiflicht in Szene gesetzt. Das Tageslicht wird somit zum wichtigsten Element der Raumgestaltung und verleiht dem ganz in Holz gehaltenen Innenraum seine Plastizität.

Grundriss, Grafik: ap88

Foto: Thilo Ross

Foto: ap88

Auch die Möblierung der Kirche wurde aus einfachem Plattenmaterial selbst hergestellt. Sie ist mobil konzipiert und ermöglicht die flexible Gestaltung des Gottesdienstes. Modulares Grundelement sind würfelförmige Sitzmöbel. Gestapelt, lassen sich aus ihnen die Prinzipalien Altar und Ambo formen, also die wichtigsten Einrichtungsteile für die liturgische Nutzung.

Foto: Thilo Ross


Die Entscheidung für das Material Holz hat ihren Ursprung im Selbstbaugedanken. Die massive, einer Blockhütte nicht unähnliche Holzkonstruktion ist eine ausgesprochen einfache Bauweise, die ohne komplizierte und damit fehlerträchtig bautechnische Anschlüsse auskommt. 130 gleiche bzw. ähnliche Holzrahmen wurden vorkonfektioniert auf die Baustelle geliefert, vor Ort größtenteils von Laien, darunter viele Jugendliche, auf dem Vorplatz zusammengesetzt und dann aufgerichtet.

Einzelne Holzrahmen wurden vor Ort zusammengesetzt

Fotos: ap88

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