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Verantwortlichkeit und Haltung – das DETAIL research Forum zur BAU 2017
Foto: Messe München GmbH
Dieser Herausforderung stellten sich auch die Referenten der Auftaktveranstaltung zum Thema »Intelligentes Gebäude« am Montag, den 16. Januar. Statt des kurzfristig erkrankten Martin Haas von haascookzemmrich STUDIO 2050 leitete ein Dialog zwischen DGNB-Präsident Alexander Rudolphi und dem Moderatoren Martin Prösler, Prösler Kommunikation, Stuttgart, den Nachmittag ein.
Häuser von Technik befreien
Dabei ging es um die Bedeutung des integralen Planens für die Zielausrichtung Nachhaltigkeit im Bauen und die möglichst frühe Einbindung aller Beteiligten in den Entwurfs- und Planungsprozess. Dem pflichtete auch die Referentin Elisabeth Endres vom Ingenieurbüro Hausladen bei. Des Weiteren müsse man das Haus wieder befreien von der Technik, so ihre These. Gerade weil heutzutage alles möglich sei, müssten Architekten Haltung zeigen. Dies finge schon in der Ausbildung an. Zur zeitlichen Überbrückung zwischen zwei Vorträgen sprang spontan Gerhard Hausladen ein, der im Publikum saß. Er berichtete über den Status Quo der integralen Planung. Im Vortrag von Christoph M. Achammer, ATP architekten ingenieure, Innsbruck, ging es, wie auch in der abschließenden Podiumsdiskussion, um BIM, dessen Potenziale er in eigenen Bauvorhaben nutzt.
Nutzungskonzepte, Talent- und Potenzialzonen
Moderiert von Sandra Hofmeister, Chefredaktion DETAIL, München, behandelte der zweite Veranstaltungstag, Dienstag, 17. Januar, das Thema »Ressource Bestand«. Der Münchner Architekt Peter Haimerl propagiert eine »Armut in den Mitteln«, die er in seinen im ländlichen Raum verorteten Sanierungsprojekten wie dem Bauernhaus Cilly im Bayrischen Wald oder der Reaktivierung des Dorfkerns von Blaibach umsetzt. »Nutzungskonzepte für Areale« standen im Mittelpunkt des Vortrags von Barbara Holzer von Holzer Kobler Architekturen, Zürich. In ihren Umwidmungsprojekten von leerstehenden Gewerbearealen sucht sie nach »Talent«- bzw. Potenzialzonen. Die Ressource Bestand steht bei ihr für Veränderung und Kontinuität. Ähnlich gelagert auch der Ansatz von Prof. Muck Petzet, München. Der Kurator des Dt. Pavillons von Venedig 2012 wähnt das Bauwesen im »Irrsinn des Effizienzglaubens«. Das große Problem sei die fehlende Identifikation mit dem Bestand. In der Podiumsdiskussion nahm er nochmals gezielt die Politik in die Kritik: Diese übernähme selten die Verantwortung, den Bestand zu schützen. Haimerl hingegen sieht durchaus Handlungspotenzial: Allerdings müsse der Architekt den Verantwortlichen den Wert des Bestands vermitteln und aus der passiven Dienstleisterrolle heraustreten.
Gebaute Innovationen bis Kunst
Den dritten Tag, Mittwoch, 18. Januar, wieder mit Moderator Martin Prösler zum Thema »System Fassade« eröffnete der Tragwerksplaner Lutz Schöne von LEICHT aus Rosenheim. Er referierte über die Möglichkeiten des Einsatzes von ETFE-Folienkissen mit integrierten Polycarbonatplatten. Integrativ auch der Ansatz von Heike Klussmann der Forschungsplattform Bau Kunst Erfinden an der Universität Kassel beim Projekt »Wehrhahnlinie Düsseldorf«, der Düsseldorfer U-Bahn, die sie zusammen mit netzwerkarchitekten und verschiedenen Künstlern realisierte hatte. Außerdem stellte sie Materialinnovationen wie lichtreflektierenden Beton vor. Werner Frosch von Henning Larsen Architects Munich referierte über das »Gesicht zur Stadt: Zwischen Kontext und Funktion« mit Projektbeispielen wie dem Siemens Headquarter in Münchens Innenstadt oder dem Nordea Headquarter in Kopenhagen. Wie schon an den Vortagen behandelte die abschließende Diskussionsrunde unter anderem das Thema der integralen Planung. Die Problematik läge hier oftmals in der fehlenden oder nicht geklärten Entscheidungskompetenz.
Die Vielfalt des Systembaus
Ein übervoll besetztes Forum und hochkarätige Referenten gab es auch am vierten Veranstaltungstag, Donnerstag, 19. Januar, unter der Moderation von Sandra Hofmeister: Der Vorarlberger Hermann Kaufmann, Architekten Hermann Kaufmann ZT, leitete das Thema »Bauen mit System« mit einem Vortrag über »Elementierte Holzbauten« ein. Kaufmann ist überzeugt, dass der Architekt trotz Systematisierung die gestalterischen Kriterien wahren könne bzw. müsse. Es folgte der Beitrag von Wolfram Putz von GRAFT Architekten, Berlin, über die »Vielfalt des Modulbaus«. Putz schlug den Bogen vom ersten Projekt, der »Kunsthalle« aus Überseecontainern in Berlin, bis zu aktuellen Arbeiten wie dem von GRAFT initiierten Wiederaufbau eines Stadtteils von New Orleans. Auch bei Tobias Wallisser von LAVA, Berlin, war noch jeder Platz im Publikum besetzt. Er führte anhand von Projekteispielen wie dem Mercedes Benz Museum in Stuttgart in die Thematik des parametrischen Bauens ein. Auf eine Frage aus dem Publikum während der Podiumsdiskussion antwortete Wolfram Putz hierzu treffend: »Heute kann man sich keine Barockkirchen händisch gemacht mehr leisten. Aber die Schönheitsbegriffe sind geblieben. Mit der Werkzeugkiste der Parametrik wollen wir diese Komplexität nun wieder beherrschen.« Jörg Löber, Geschäftsführer von ALHO Systembau, nahm ebenfalls an der Abschlussrunde teil.
Was bedeutet »Bauen für alle«?
Dieses Thema umrissen die Referenten des fünften, wieder von Sandra Hofmeister moderierten und gut besuchten Veranstaltungstages, Freitag, 20. Januar. Raphael Frei von pool Architekten, Zürich, verdeutlichte anhand aktueller gebauter Beispiele, dass Wohnkultur und Baukultur im Wechselspiel zueinander stehen. Marc Frohn, FAR Frohn&Rojas, Berlin, ging der Frage nach der Öffentlichkeit als Bauherr nach und erläuterte dies u.a. am temporären Goetheinstitut in Santiago de Chile. Dort arbeitet das Büro mit verschiedenen »Filtern«, die eine flexible und mehrschichtige Nutzung ein und desselben Raumes und damit verschiedene »Öffentlichkeiten« ermöglichen. Provokant der Auftritt von Hubert Klumpner der ETH Zürich: Es sei an der Zeit, neue politisch wirksame Instrumente anzuwenden und in Netzwerken zu denken. Beispielhaft hierfür steht das Projekt der vertikalen Verdichtung eines südafrikanischen Slums in Cape Town. Ermöglicht wurde es durch die »initiative« Einbeziehung der Bevölkerung in der Planung. Auch in der Podiumsdiskussion, an der auch Christoph Maag von ALHO Systembau teilnahm, ging es um politische Strategien. Man war sich eins, dass sich der Architekt nicht auf die Rolle des Gestalters beschränken lassen darf.
Digitale Entwurfsmethoden und Netzwerke
Am von Thomas Welter, Bundesgeschäftsführer BDA, Berlin, moderierten Samstag, 21. Januar, zum Thema »Digital Bauen?« sprach Tobias Nolte von Certain Measures Berlin/Cambridge/USA, über die Implementierung von digitalen Methoden im Entwurf. In dem beispielhaften Forschungsprojekt »Mind the Scrap« analysiert er Baumaterialreste, um daraus neue Körper zu schaffen. Hanns-Jochen Weyland, Störmer Murphy & Partners, Hamburg, sprach über das »Paradoxon BIM«. Seiner Meinung nach gibt es derzeit noch zu viele ungeklärte Punkte wie die der Urheberschaft und der Verantwortlichkeit. Spontan entwickelte sich eine sehr lebhafte und emotional geprägte Diskussion. Die letzten Minuten der BAU, der Raum war immer noch voll besetzt: Oliver Tessmann, TU Darmstadt, Digital Design Unit, Darmstadt, erläuterte, wie er die Funktionsweise von digitalen neuronalen Netzwerken auf die Architektur überträgt. Zusätzlich ins Podium kam zur Abschlussrunde Sebastian Goitowski vom BBSR.
Wäre die Messe nicht um 17 Uhr zu Ende gewesen, der Diskurs zum Thema integrale Planung und BIM hätte sich weiter fortgesetzt. Ein äußerst interessiertes Publikum und die Lebhaftigkeit der Diskussion zeigten: Digitalisierung war DAS Messe- und Veranstaltungsthema schlechthin. Thomas Welter hierzu: »Mit digitalen Methoden werden wir das Repertoire an Werkzeugen erweitern. (...) Wir müssen uns aber bewusst sein, dass wir uns nicht die Verantwortung für den Prozess aus der Hand nehmen lassen dürfen.« In diesem Sinne: Bis zur BAU 2019!
Wir danken der BAU 2017 und unseren Sponsoren ALHO, Cosentino und Vaillant, deren Unterstützung diese Programmvielfalt ermöglicht hat!
Häuser von Technik befreien
Dabei ging es um die Bedeutung des integralen Planens für die Zielausrichtung Nachhaltigkeit im Bauen und die möglichst frühe Einbindung aller Beteiligten in den Entwurfs- und Planungsprozess. Dem pflichtete auch die Referentin Elisabeth Endres vom Ingenieurbüro Hausladen bei. Des Weiteren müsse man das Haus wieder befreien von der Technik, so ihre These. Gerade weil heutzutage alles möglich sei, müssten Architekten Haltung zeigen. Dies finge schon in der Ausbildung an. Zur zeitlichen Überbrückung zwischen zwei Vorträgen sprang spontan Gerhard Hausladen ein, der im Publikum saß. Er berichtete über den Status Quo der integralen Planung. Im Vortrag von Christoph M. Achammer, ATP architekten ingenieure, Innsbruck, ging es, wie auch in der abschließenden Podiumsdiskussion, um BIM, dessen Potenziale er in eigenen Bauvorhaben nutzt.
Nutzungskonzepte, Talent- und Potenzialzonen
Moderiert von Sandra Hofmeister, Chefredaktion DETAIL, München, behandelte der zweite Veranstaltungstag, Dienstag, 17. Januar, das Thema »Ressource Bestand«. Der Münchner Architekt Peter Haimerl propagiert eine »Armut in den Mitteln«, die er in seinen im ländlichen Raum verorteten Sanierungsprojekten wie dem Bauernhaus Cilly im Bayrischen Wald oder der Reaktivierung des Dorfkerns von Blaibach umsetzt. »Nutzungskonzepte für Areale« standen im Mittelpunkt des Vortrags von Barbara Holzer von Holzer Kobler Architekturen, Zürich. In ihren Umwidmungsprojekten von leerstehenden Gewerbearealen sucht sie nach »Talent«- bzw. Potenzialzonen. Die Ressource Bestand steht bei ihr für Veränderung und Kontinuität. Ähnlich gelagert auch der Ansatz von Prof. Muck Petzet, München. Der Kurator des Dt. Pavillons von Venedig 2012 wähnt das Bauwesen im »Irrsinn des Effizienzglaubens«. Das große Problem sei die fehlende Identifikation mit dem Bestand. In der Podiumsdiskussion nahm er nochmals gezielt die Politik in die Kritik: Diese übernähme selten die Verantwortung, den Bestand zu schützen. Haimerl hingegen sieht durchaus Handlungspotenzial: Allerdings müsse der Architekt den Verantwortlichen den Wert des Bestands vermitteln und aus der passiven Dienstleisterrolle heraustreten.
Gebaute Innovationen bis Kunst
Den dritten Tag, Mittwoch, 18. Januar, wieder mit Moderator Martin Prösler zum Thema »System Fassade« eröffnete der Tragwerksplaner Lutz Schöne von LEICHT aus Rosenheim. Er referierte über die Möglichkeiten des Einsatzes von ETFE-Folienkissen mit integrierten Polycarbonatplatten. Integrativ auch der Ansatz von Heike Klussmann der Forschungsplattform Bau Kunst Erfinden an der Universität Kassel beim Projekt »Wehrhahnlinie Düsseldorf«, der Düsseldorfer U-Bahn, die sie zusammen mit netzwerkarchitekten und verschiedenen Künstlern realisierte hatte. Außerdem stellte sie Materialinnovationen wie lichtreflektierenden Beton vor. Werner Frosch von Henning Larsen Architects Munich referierte über das »Gesicht zur Stadt: Zwischen Kontext und Funktion« mit Projektbeispielen wie dem Siemens Headquarter in Münchens Innenstadt oder dem Nordea Headquarter in Kopenhagen. Wie schon an den Vortagen behandelte die abschließende Diskussionsrunde unter anderem das Thema der integralen Planung. Die Problematik läge hier oftmals in der fehlenden oder nicht geklärten Entscheidungskompetenz.
Die Vielfalt des Systembaus
Ein übervoll besetztes Forum und hochkarätige Referenten gab es auch am vierten Veranstaltungstag, Donnerstag, 19. Januar, unter der Moderation von Sandra Hofmeister: Der Vorarlberger Hermann Kaufmann, Architekten Hermann Kaufmann ZT, leitete das Thema »Bauen mit System« mit einem Vortrag über »Elementierte Holzbauten« ein. Kaufmann ist überzeugt, dass der Architekt trotz Systematisierung die gestalterischen Kriterien wahren könne bzw. müsse. Es folgte der Beitrag von Wolfram Putz von GRAFT Architekten, Berlin, über die »Vielfalt des Modulbaus«. Putz schlug den Bogen vom ersten Projekt, der »Kunsthalle« aus Überseecontainern in Berlin, bis zu aktuellen Arbeiten wie dem von GRAFT initiierten Wiederaufbau eines Stadtteils von New Orleans. Auch bei Tobias Wallisser von LAVA, Berlin, war noch jeder Platz im Publikum besetzt. Er führte anhand von Projekteispielen wie dem Mercedes Benz Museum in Stuttgart in die Thematik des parametrischen Bauens ein. Auf eine Frage aus dem Publikum während der Podiumsdiskussion antwortete Wolfram Putz hierzu treffend: »Heute kann man sich keine Barockkirchen händisch gemacht mehr leisten. Aber die Schönheitsbegriffe sind geblieben. Mit der Werkzeugkiste der Parametrik wollen wir diese Komplexität nun wieder beherrschen.« Jörg Löber, Geschäftsführer von ALHO Systembau, nahm ebenfalls an der Abschlussrunde teil.
Was bedeutet »Bauen für alle«?
Dieses Thema umrissen die Referenten des fünften, wieder von Sandra Hofmeister moderierten und gut besuchten Veranstaltungstages, Freitag, 20. Januar. Raphael Frei von pool Architekten, Zürich, verdeutlichte anhand aktueller gebauter Beispiele, dass Wohnkultur und Baukultur im Wechselspiel zueinander stehen. Marc Frohn, FAR Frohn&Rojas, Berlin, ging der Frage nach der Öffentlichkeit als Bauherr nach und erläuterte dies u.a. am temporären Goetheinstitut in Santiago de Chile. Dort arbeitet das Büro mit verschiedenen »Filtern«, die eine flexible und mehrschichtige Nutzung ein und desselben Raumes und damit verschiedene »Öffentlichkeiten« ermöglichen. Provokant der Auftritt von Hubert Klumpner der ETH Zürich: Es sei an der Zeit, neue politisch wirksame Instrumente anzuwenden und in Netzwerken zu denken. Beispielhaft hierfür steht das Projekt der vertikalen Verdichtung eines südafrikanischen Slums in Cape Town. Ermöglicht wurde es durch die »initiative« Einbeziehung der Bevölkerung in der Planung. Auch in der Podiumsdiskussion, an der auch Christoph Maag von ALHO Systembau teilnahm, ging es um politische Strategien. Man war sich eins, dass sich der Architekt nicht auf die Rolle des Gestalters beschränken lassen darf.
Digitale Entwurfsmethoden und Netzwerke
Am von Thomas Welter, Bundesgeschäftsführer BDA, Berlin, moderierten Samstag, 21. Januar, zum Thema »Digital Bauen?« sprach Tobias Nolte von Certain Measures Berlin/Cambridge/USA, über die Implementierung von digitalen Methoden im Entwurf. In dem beispielhaften Forschungsprojekt »Mind the Scrap« analysiert er Baumaterialreste, um daraus neue Körper zu schaffen. Hanns-Jochen Weyland, Störmer Murphy & Partners, Hamburg, sprach über das »Paradoxon BIM«. Seiner Meinung nach gibt es derzeit noch zu viele ungeklärte Punkte wie die der Urheberschaft und der Verantwortlichkeit. Spontan entwickelte sich eine sehr lebhafte und emotional geprägte Diskussion. Die letzten Minuten der BAU, der Raum war immer noch voll besetzt: Oliver Tessmann, TU Darmstadt, Digital Design Unit, Darmstadt, erläuterte, wie er die Funktionsweise von digitalen neuronalen Netzwerken auf die Architektur überträgt. Zusätzlich ins Podium kam zur Abschlussrunde Sebastian Goitowski vom BBSR.
Wäre die Messe nicht um 17 Uhr zu Ende gewesen, der Diskurs zum Thema integrale Planung und BIM hätte sich weiter fortgesetzt. Ein äußerst interessiertes Publikum und die Lebhaftigkeit der Diskussion zeigten: Digitalisierung war DAS Messe- und Veranstaltungsthema schlechthin. Thomas Welter hierzu: »Mit digitalen Methoden werden wir das Repertoire an Werkzeugen erweitern. (...) Wir müssen uns aber bewusst sein, dass wir uns nicht die Verantwortung für den Prozess aus der Hand nehmen lassen dürfen.« In diesem Sinne: Bis zur BAU 2019!
Wir danken der BAU 2017 und unseren Sponsoren ALHO, Cosentino und Vaillant, deren Unterstützung diese Programmvielfalt ermöglicht hat!