22.02.2010 Marion Dondelinger

Bäder für alle - barrierefrei, seniorengerecht


Jede Lebenssituation stellt eigene Ansprüche an den Sanitärraum. Familien mit Kindern haben andere Bedürfnisse als ältere Menschen. Das Konzept des „Universal Design“ zielt darauf ab, Produkte und Räume so zu gestalten, dass sie für alle Menschen gleichermaßen nutzbar sind. Wichtig hierbei ist – neben einer einfachen Funktionalität – eine durchdachte Gestaltung, die flexible Nutzungen zulässt.

Das Thema „Barrierefreiheit im Sanitärbereich“ ruft bei Planern noch immer negative Konnotation wach, verbindet man mit ihr doch ein sterile Krankenhaus-Atmosphäre und störende Hilfskonstruktionen. Dabei gewinnt die Barrierefreiheit unter anderen Etiketten wie „Bad 50+“, „Altersgerechtes Bad“ oder eben „Universal Design“ zunehmend an Bedeutung. Diese Suche nach neuen Bezeichnungen zeigt, dass Barrierefreiheit im Bad nicht nur im behindertengerechten Wohnbau oder beim Bau von Pflegeheimen ein Thema ist, sondern dass die Zielgruppe größer geworden ist. Der zunehmenden Immobilität aufgrund von Alter oder Krankheit soll genauso Rechnung getragen werden, wie den besonderen Ansprüche von Kindern. So kommt es, dass „Barrierefreiheit“ im heutigen Sinn mehr ist, als nur bodengleiche Installation, ausreichende Bewegungsfläche und Haltegriffe. Genauso, wie es inzwischen möglich ist, Barrierefreiheit und Nutzungsflexiblilität mit ästhetischen Anspruch unter einen Hut zu bringen.

Grundsätzlich sollten bei der Planung und Ausstattung von Bädern, unabhängig von den besonderen Ansprüchen der Nutzer, folgende Punkte beachtet werden: Neben der Hygiene sind ausreichend bemessenen Bewegungsflächen sowie eine funktionale aber auch ästhetisch ansprechende Ausstattung essenziell. Hinzu kommen der ökologische Aspekt – d.h. die Einsparung von Wasser- und Energie – und die Bedienungsfreundlichkeit der technische Ausstattung. Wegen der hohen durchschnittlichen Lebensdauer eines Bades von 20 bis 30 Jahren ist es wichtig, die Möglichkeiten einer bedarfsgerechten Anpassung immer im Auge zu behalten.

Foto: Keuco

Bei der Planung eines barrierefreien Sanitärraums müssen weitere Aspekte berücksichtigt werden:
Mindestfläche für ein Bad mit Dusche und WC
3,2 m² allgemein, 5,4 m² für Rollstuhlbenutzer
Mindestfläche für ein Bad mit Badewanne und WC
4,9 m² allgemein, 6,5 m² für Rollstuhlbenutzer
Bewegungsflächen vor WCs, Waschbecken und Duschen
1,20 x 1,20 m, 1,50 x 1,50 m für Rollstuhlbenutzer
Mindestfläche für die bodengleiche Dusche
1,20 x 1,20 m, 1,50 x 1,50 m für Rollstuhlbenutzer
Gegebenenfalls sind in der Dusche Haltegriffe und ein spezieller Duschstuhl bzw. ein an der Wand befestigter Klappsitz vorzusehen, um es zu ermöglichen, im Sitzen zu duschen. Die Oberfläche der Duschwanne sollte rutschhemmend sein. Auch die Möglichkeit, hier nachträglich eine Badewanne aufzustellen, ist zu berücksichtigen.

Waschtisch
Der Waschtisch sollte ergonomisch geformt und unterfahrbar sein. Die Beinfreiheit unter dem Waschtisch muss mindestens 0,67 m über Fußboden betragen.
Armaturen
Generell sollten leicht bedienbare Einhebelarmaturen verwendet werden. Oft sind auch optoelektronische Armaturen gut geeignet. Zum Schutz vor Verbrühungen können Thermostatarmaturen eingesetzt werden.
Tür
Lichte Durchgangsbreite mindestens 0,80 m, bei rollstuhlgerechten Bädern mindestens 0,90 m
Die Tür muss sich nach außen öffnen. Sie sollte abschließbar und im Notfall von außen entriegelbar sein.
Spiegel
Der Spiegel ist so anzubringen, dass auch Kinder oder Erwachsene, die sitzen, sich sehen können.
Abstände / Installationshöhe
Die Abstände zwischen den einzelnen Sanitärobjekten untereinander sollte mindestens 0,20 m betragen. Zwischen den Sanitärobjekten und der Wand ist generell ein Abstand von 0,30 m einzuhalten. Halte- und Stützgriffe sowie Armaturen sind in einer Höhe von 0,85 m anzubringen. Die Fenster in Fensterbädern sollten leicht zu bedienen sein. D.h. für Rollstuhlbenutzer sollten Fenstergriffe in einer Höhe bis maximal 1,30 Meter angeordnet werden.
Der Sanitärraum ist grundsätzlich mit rutschfesten Bodenbelägen auszurüsten. Bei Neubauten ist es wichtig, eine nachträgliche Ausrüstung mit Halte-, Stütz- und Hebevorrichtungen durch geeignete Ankervorrichtungen im Rohbau zu gewährleisten. Wird ein späterer Umbau in Betracht gezogen, ist es bedeutend einfacher, die Badewanne durch eine Dusche zu ersetzen, wenn diese vorher nicht fest in den Baukörper einzementiert wurde.
Bei Sanitärobjekten für Kinder von bis cirka 12 Jahren gelten abweichende empfohlene Montagehöhen:
  • Waschtisch oder Handwaschbecken: 0,65 bis 0,70 m
  • WC: 0,35 m
  • Brausekopf: 1,50 m
Sitzhöhe des WC
0,48 m inklusive Sitz, alternativ kann ein höhenverstellbares WC-Becken-System installiert werden.
In rollstuhlgerechten Bädern muss das WC auf mindestens einer Seite mit dem Rollstuhl anfahrbar sein.
Mindestabmessung der Badewanne
0,75 x 1,70 m
Die Anbringung eines Wannenlifts sollte möglich sein. Eine Alternative sind Badewannenmodelle mit Türeinstieg.

Foto: Villeroy & Boch

Auf Kinder abgestimmte Bäder sind meist nur in Einrichtungen für Kinder wie Kinderkrippen, - gärten oder Schulen zu finden. Doch auch für das heimische Bad gibt es temporäre Lösungen, die Kindern die Bandnutzung erleichtern und die Verletzungsgefahr mindern. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, einen Waschtisch mit einem Zulauf über die Badewannenarmatur auf die Badewanne aufzusetzen, so dass Kinder ein eigener Waschplatz für Kinder entsteht.

Der Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung sowie die generell alternde Gesellschaft rücken die Bedürfnisse von älteren Menschen zunehmend in den Fokus. Ein Großteil der heute über 60-jährigen plant, dass auch in Zukunft die eigene Wohnung der Mittelpunkt des täglichen, selbstbestimmten Lebens sein soll. Im Hinblick darauf ist es wichtig, Bäder im Vorhinein so zu konzipieren, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt leicht anpassen lassen. Doch es müssen nicht gleich alle potentiellen Hilfsmittel installiert werden. Wichtig ist vorausschauendes Planen, so dass sich bei Bedarf individuell unterstützende Maßnahmen unauffällig integrieren lassen.

Es bleibt zu hoffen, dass das „Universal Design“ im Bad sich weiter durchsetzt und Sanitärobjekte wie höhenverstellbare WC-Becken-Systeme im Zuge dieser Entwicklung nicht nur bezahlbarer, sondern auch ästhetisch ansprechender werden.

Normen und Vorschriften
DIN 18025 - Barrierefreie Wohnungen
DIN 18025-1: Barrierefreie Wohnungen. Wohnungen für Rollstuhlbenutzer. Planungsgrundlagen.
DIN 18025-2: Barrierefreie Wohnungen. Planungsgrundlagen
Mitte 2010 soll die neue DIN 18040 mit dem Titel „Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen“ in Kraft treten
DIN 18040-1: Barrierefreies Bauen – Öffentlich zugängliche Gebäude
DIN 18040-2: Barrierefreies Bauen – Wohnungen
VDI 6000: VDI-Richtlinien zu Sanitärräumen - Anforderungen an Sanitärräume in Wohnungen oder öffentlichen Gebäuden

Foto: Brettgeschichten

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