Brasília - von der Utopie zur Hauptstadt

Planung und Bau Brasilias waren eines der großen Experimente der Moderne. Nun macht eine umfassende Ausstellung zur Geschichte der brasilianischen Hauptstadt Station in Berlin.
Datum: 12. Dezember 2013 – 16. Februar 2014
Ort: Brasilianische Botschaft, Wallstraße 57, 10179 Berlin
Datum: 12. Dezember 2013 – 16. Februar 2014
Ort: Brasilianische Botschaft, Wallstraße 57, 10179 Berlin
Man kann sich heute kaum noch vorstellen, mit welchem Kraftakt die neue Hauptstadt Brasiliens in den fünfziger Jahren buchstäblich „aus dem Boden gestampft“ wurde: In nur vier Jahren bauten rund 50.000 Arbeiter Brasilia fast aus dem Nichts auf und machten aus der Wildnis eine Leistungsschau der Architektur der Moderne. Wie einige große Städtebauprojekte ihrer Zeit war aber auch Brasilias Entstehung nicht vordringlich einem unmittelbaren Bedarf geschuldet, sondern vielmehr dem Bedürfnis nach politischer Repräsentation.
Staatspräsiden Juscelino Kubitschek wollte der Welt zeigen, dass sich Brasilien nicht nur endgültig von seiner kolonialistischen Vergangenheit verabschiedet hatte, sondern auch als fortschrittlicher Industriestaat wahrgenommen werden wollte. Er machte Ernst mit dem seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Verfassung verankerten Hauptstadtwunsch im Zentrum des Landes. Denn eine neue Hauptstadt nach den beflügelten Plänen des Teams Lucio Costa (1902-98) und Oscar Niemeyer (1907-2012) war das passende Symbol für die aufstrebende Wirtschaft des Landes. Bereits im Jahr von Kubitscheks Amtsantritt 1956 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, zur Einweihung Brasilias im April 1960 war er noch Präsident. Brasilia wurde zur Modellstadt der Moderne und zum Mekka für Architekturtouristen. Die brasilianische Bevölkerung selbst – allen voran die Staatsbeamten – fremdelten jedoch zunächst mit der Stadt, und trotz der im Landesvergleich hohen Lebensqualität will hier bis heute kein echtes urbanes Leben einkehren.
Die Ausstellung der Kuratorin Danielle Rocha Athayde zeigt an Hand von 200 Exponaten die Entstehung und Entwicklung Brasilias und seiner ikonischen Bauten: die Krone der Catedral Metropolitana, das Außenministerium des Palacio Itamaraty und natürlich die „Salatschüssel“, den Congresso Nacional do Brasil. Wichtigstes Ausstellungsobjekt ist ein Stadtmodell im Maßstab 1:3500, zahlreiche Pläne, Fotos, Skizzen, Manuskripte und Archivmaterial ergänzen die Präsentation der mit dem UNESCO-Weltkulturerbe-Titel geadelten brasilianischen Hauptstadt.