25.05.2013

Campus Wirtschaftsuniversität Wien

Nach nur vier Jahren Bauzeit eröffnete Anfang Oktober 2013 der neue Campus der Wirtschaftsuniversität in Wien. Sechs Gebäudekomplexe, geplant von sechs verschiedenen internationalen Architekten bieten insgesamt rund 100.000 Quadratmeter Nettonutzfläche für Hörsäle, Seminarräume, Mensa, Sportmöglichkeiten, Büros und Aufenthaltsflächen. Das besondere an dem Projekt, sowohl die Zeitpläne als auch die Kosten von rund 492 Millionen Euro konnten eingehalten werden.
Architekten: BUSarchitektur, Wien
Standort: Welthandeleplatz 1, A-1020 Wien

Foto: BOAnet.at

Der neue Campus entstand auf dem früheren Weltausstellungs- und Messegelände in Wien Leopoldstadt, von dem gut 90.000 Quadratmeter freigemacht und der WU zur Verfügung gestellt wurden. Die Masterplanung stammt von dem Wiener Büro BUSarchitektur und legte die Infrastrukturplanung und Freiflächengestaltung fest. Demnach wurde die neue WU nicht in Instituts-, sondern in Departmenteinheiten gegliedert. Jedes dieser Departments hat nicht nur eine ganz eigene architektonische Identität, sondern ist auch komplett eigenständig mit eigenem Eingangsbereich ausgestattet. 

WU Campus Wien
1: Gebäude der WU Executive Academy / No.MAD Arquitectos
2: Department- und Verwaltungsgebäude / CRABstudio Architects
3: Departmentgebäude / Estudio Carme Pinos
4: Library & Learning Center / Zaha Hadid Architects
5: Hörsaalzentrum / BUSarchitektur
6: Gebäude für Departments und externe Dienstleister / Atelier Hitoshi Abe

Foto: BOAnet.at


Das Herzstück des Campus bildet das von Zaha Hadid geplante Library and Learning Center (LC). Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes ist durch einen dunklen und einen hellen Baukörper geprägt. Die Fassadenelemente sind aus Betonfaser hergestellt und eingefärbt. Die beiden Baukörper werden durch eine Glasfuge getrennt. Der Hauptzugang des Gebäudes ist klar zum zentralen Platz des Campus, der Bühne WU hin, ausgerichtet und durch das auskragende Dach markiert. Das Forum und der öffentliche Eingangsbereich werden als Teil des außenliegenden Platzes gesehen. Dort befindet sich auch der zentrale Empfangsbereich der WU. Besucher/innen werden in einem großzügigen Atrium empfangen, das massive Äußere des Gebäudes wird von schluchtartigen, engen „Canyons“ durchzogen und in zwei Baukörper zerlegt. Über Rampen und Treppen wird man von Eingangsniveau spiralförmig durch das OMV Bibliothekszentrum nach oben geführt. Dieses erstreckt sich trichterförmig über sechs Geschoße des Gebäudes und nimmt schlussendlich die kompletten oberen beiden Stockwerke mit einem spektakulären Blick von den Studierendenarbeitsplätzen aus auf den Prater, ein. Es mischen sich Selbststudienbereiche, die sich im Gebäude verteilen mit studentischen Serviceeinrichtungen in den unteren Geschoßen, großartige Ausblicke auf den Campus und der Bibliotheksbereich in den oberen Stockwerken – so entsteht ein großzügiger, sich über mehrere Ebenen erstreckender Innenraum.  Neben der erwähnten Bibliothek, den Serviceeinrichtungen für Studierende, der Buchhandlung und dem Copyshop beherbergt das Library & Learning Center die beiden Festsäle der WU, den Clubraum, das Zentrum für Auslandsstudien und das WU ZBP Career Center. WU-Studierende finden alle Servicestellen unter einem Dach: von der Inskription über IT-Anmeldungen bis zur Sponsion und Jobsuche werden alle Anliegen bearbeitet. 

Library & Learning Center von Zaha Hadid Architects, Foto: BOAnet.at

Foto: BOAnet.at

Der Gebäudeteil D3, von Sir Peter Cook und seinem Londoner CRABstudio entworfen, stellt ein organisches Gebilde dar, das sich vom westlichen Zugang bis hin zum Zentrum des Campus erstreckt und um mehrere Höfe windet. Die entstandene Durchgänge, Nischen, Terrassen, Atrien, Freiräume bieten Sitzgelegenheiten und immer wieder reizvolle Ausblicke auf den grünen Prater. Direkt nebenan entstand das Gebäude AD, dass die Verwaltung der WU beherbergt. Die Erdgeschoße beider Gebäude haben geschlossene Fassaden mit minimierten Fensteröffnungen – mit Ausnahme der Lesebereiche in der Bibliothek, der Lounge im Seminarraumbereich und der Bäckerei, die voll verglast sind. Die Obergeschoße sind durch Fassadenbänder, farblich abgestuft von dunklem Orange bis zu hellem Beige, strukturiert und dazwischen verglast. Feststehende Holzlamellen aus unbehandelter Weißtanne sind vertikal und horizontal angeordnet, beleben die Fassade und dienen nicht zuletzt als Sonnenschutz.
Die Gebäudeteile erfüllen sehr unterschiedliche Funktionen: Im D3 sind drei Departments, vier Forschungs- institute, die Spezialbibliothek Wirtschaftsrecht und Seminar- und Projekträume untergebracht; 
Das Departmentgebäude wird über die Freitreppe, die an den Bibliotheksgarten grenzt, erschlossen. Der zweite Eingang führt zur Bibliothek mit spektakulären, frei schwebenden bunten Projekträumen und in den Seminarraumbereich. Die Farbigkeit im Außenbereich setzt sich in den Büroräumen beider Gebäudeteile fort: die gelben Fensterrahmen harmonieren mit bunten Akzenten an den Wänden, Decken und Parkettböden ergänzen diese. Die Büros und Aufenthaltsräume sind an den Außenwänden gelegen, Technikräume in den innenliegenden Kernen. Im Gebäude AD befinden sich weiters eine Reihe von Sitzungssälen.

Department- und Verwaltungsgebäude von CRABstudio, Foto: BOAnet.at

Als Kopfgebäude des Campus gilt die Executive Academy am westlichen Eingang der Anlage. Das Gebäude ist als siebengeschoßiger kompakter Turm ausgebildet und folgt dem Gestaltungsprinzip der Monomaterialität. Die Außenfassade ist aus Glas und Aluminium errichtet und ist in Abstufungen von opak bis transparent lichtdurchlässig. Von den oberen Geschoßen bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die Wiener Innenstadt und den nahe gelegenen Prater. Die Anordnung der Fenster scheint willkürlich, folgt jedoch einem bestimmten Algorithmus. 
Funktional ist das Gebäude in drei Bereiche gegliedert: Vier Geschoße werden als Bürofläche mit Arbeitsplätzen im Open Space genutzt. Die obersten Geschoße stehen den  Studierenden der WU Executive Academy als Lehr- und Selbststudienbereich zur Verfügung. 
Im Erdgeschoß befindet sich eine multifunktionale Veranstaltungsfläche, die durch flexible Abtrennungen für Events unterschiedlichster Art genutzt werden kann. Das Gebäude beherbergt weiters zwei öffentlich zugängliche Gastronomiebetriebe, ein Café mit großzügiger Terrasse im Erdgeschoß und ein Restaurant mit Bar im Dachgeschoß.  

Foto: BOAnet.at

Das Departmentgebäude D4 wurde vom spanischen Architekturbüro Estudio Carme Pinós S. L. entworfen. Es liegt dem Administrationsgebäude gegenüber und begrenzt den Campus im Norden zur Messe Wien hin.
Die Fassadengestaltung und der Grundriss des Gebäudes spielen mit Parallelogrammen und einer dynamischen Fensteranordnung, die ebenfalls auf eine Folge von ineinander verschobenen Parallelo-grammen basiert. Faltschiebeläden aus Aluminiumlochblech fungieren hier als Sonnenschutz und generieren ein abwechslungsreiches Fassadenspiel. Das weitläufige, langgezogene Gebäude besitzt ein klar definiertes Zentrum, von dem aus die Verbindungen starten. 
Der Eingangsbereich ist der Kotenpunkt zu den Büros, zum Café und zur Spezialbibliothek Sozialwissenschaften im Erdgeschoß. Die vier Obergeschoße werden ebenfalls über diesen zentralen Kern erschlossen, in dem die Frontoffices der drei Departments und fünf Forschungsinstitute liegen. Darauf folgen die Büroflächen, die Departments sind über zwei Stockwerke verteilt und über interne Stiegen verbunden. Die Seminar- und Projekträume befinden sich im selben Baukörper im Erdgeschoß, ebenso wie die Selbststudienzonen. 

Departmentgebäude von Estudio Carme Pinos, Foto: BOAnet.at

Das Teaching Center begrenzt den Campus im Nordosten und bildet den östlichen Eingangsbereich des Campus zusammen mit dem Gebäude SC. Für den Entwurf zeichnet das österreichische Architekt/inn/en-Kollektiv BUSarchitektur ZT GmbH, Wien verantwortlich.
Die Fassade des Teaching Centers besteht aus wartungsfreiem Cortenstahl und wird sich über die Jahre langsam farblich verändern. Die Fassadengestaltung wird im Inneren des Gebäudes weitergeführt: Im Auditorium Maximum kommt ebenfalls das Material zum Einsatz. 
In dem, dem LC zugewandten Gebäude D1 sind das Department Welthandel sowie Forschungsinstitute untergebracht. Der mittlere, flachere Bereich wird von der Mensa WU, mit mehr als 600 Sitzplätzen und einem einzigartigen Dachgarten eingenommen. Der Bereich kann durch einen direkten Zugang vom TC aus erreicht werden. Der hohe monolithische Block rechts davon beherbergt das multifunktionale Hörsaal- zentrum. In unterschiedlichen Hörsälen mit modernster Technik finden bis zu 5.000 Personen gleichzeitig zum Lernen und Lehren Platz. Über das Atrium gelangen die Studierenden in Selbststudienzonen, die spiralförmig am Atrium entlanglaufen und konzentriertes Lernen ermöglichen. Hier ist auch ein Café untergebracht. Der Austausch unter WU-Studierenden wird durch Projekträume gefördert, Rückzugs- möglichkeit und offene Räume wechseln einander ab und sind durch Stiegen und Rampen verbunden. Im Teaching Center sind alle großen Hörsäle sowie das Auditorium Maximum der WU untergebracht, in dem 650 Studierende Platz finden.

Hörsaalzentrum von BUSarchitektur, Foto: BOAnet.at

Das aus zwei länglichen Baukörpern bestehende Gebäude, vom japanischen Architekturbüro Atelier Hitoshe Abe (Sendai/Los Angeles) entworfen, begrenzt den Campus südöstlich zum Prater hin und ist über die U-Bahnstation Krieau erreichbar.
Das südliche Gebäude D2 besteht aus zwei länglichen, schlanken Baukörpern und ist mit einer Fassade aus übereinandergelegten, dünnen Schichten versehen. Die Fassadengestaltung ist von Millefeuille (franz. Süßigkeit aus Blätterteigschichten) inspiriert, die Durchlässigkeit, Nähe, Sichtschutz und interessante Perspektiven ermöglicht. Zwischen den zwei Bauteilen entstehen kleine Plätze, die zum Verweilen und Treffen einladen und für die einzelnen Departments einen jeweils eigenen Vorplatz darstellen. Die Seminar- und Projekträume sind hauptsächlich im Erdgeschoß angesiedelt um einen hohen Grad der Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden zu fördern. Der Abstand zwischen den beiden Baukörpern ermöglicht ein Maximum an natürlichem Lichteinfall.
Fünf Departments, ein Forschungsinstitut und die Bibliothek Wirtschaftssprachen sind hier untergebracht. Im blockartigen Gebäudeteil SC finden das Sportzentrum mit drei Trainingsräumen, ein öffentlicher Kinder-garten und die Österreichische HochschülerInnenschaft an der WU ihren Platz.

Foto: BOAnet.at

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