09.05.2012 gfx3@detail.de

Eine Galaxie aus Beton – Haus der Astronomie auf dem Königstuhl

M51 ist der unspektakuläre Name der Spiralgalaxie, die den Darmstädter Architekten Bernhardt + Partner für ihr Haus der Astronomie auf dem Königstuhl bei Heidelberg als Vorbild diente. Das Zentrum soll der as­tronomischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit dienen. Auf den ersten Blick wirkt der Stahlbetonbau punktsymmetisch, mit Geschossebenen und Fassaden, die dynamisch um das Zentrum gedreht sind. Die Krümmung der Schweifarme der Galaxie wird jedoch zum Zentrum hin stetig stärker. Ebenso nimmt die Höhe der verglasten Fassadenbänder ab und der Anteil der zweifach gekrümmten Metallfassade zu. Das Gebäude ist somit nicht als zweidimensionales Bild umgesetzt, sondern als räumliches Gebilde von Umlaufbahnen. Zudem versetzten die Architekten die gewundenen Spiralarme mit den Nutzebenen um ein halbes Geschoss und förderten damit die gefühlte Gebäuderotation um den Kern. Auch Querbezüge zwischen den Räumen der beiden Spiralarme lassen Nutzer und Besucher die außergewöhnliche Gebäudeform frei erleben.

Die Realisierung des ungewöhnlichen Baus ist der Bauherrin, der Klaus Tschira Stiftung zu verdanken. Sie möchte mit dem Haus der Astronomie dazu beitragen, dass die Naturwissenschaften von der Öffentlichkeit als Teil unserer Kultur erlebt werden. Die Leitung des Hauses obliegt der Max-Planck-Gesellschaft. Wenn es Architekten gelingt, das Interesse an wissenschaftlichen Inhalten durch Architektur so zu wecken wie beim Haus der Astronomie, erfüllt Corporate Architecture im besten Sinn ihren Zweck. Dass sich bei diesem Bauwerk Thematik und Gestalt in Form einer Galaxie auf faszinierende Weise decken, stellte für alle am Bau Beteiligten eine große Herausforderung dar. Mit zweidimensionalen Plänen ließ sich das Gebäude nicht mehr eindeutig beschreiben, sodass die Planer an einem gemeinsamen dreidimensionalen Gebäudemodell arbeiteten. Mithilfe der 3D-Software »Rhinoceros« konnte die komplexe Form mittels NURBS-Kurven, -Flächen und -Volumenkörpern überhaupt erst bearbeitet werden. Das von den Architekten erstellte und gepflegte Modell konnten die beteiligten Fachplaner und -ingenieure für ihre Planungen und die Rohbaufirma sowie die ausbauenenden Gewerke direkt für ihre Arbeitsvorbereitung nutzen. 600 t verlegter Bewehrungsstahl, 1175 m eingebauter Spannstahl, rund 3000 m3 Ortbeton sowie eine Fertigteilkuppel mit einem Gewicht von 205 t aus 20 Segmenten verdeutlichen die Dimensionen des Rohbaus. Keine alltägliche Aufgabe auch für das erfahrene Bauunternehmen Altenbach GmbH, das mit der Ausführung beauftragt war. Die Stahlbetonkonstruktion beinhaltete mehr als 100 verschiedene Radien und nur wenige gerade Wände. Aufgrund der komplexen Geometrie wurden viele der computergenerierten Formteile für die Schalung speziell für diese Baustelle gefertigt. Erstmalig errichtete das Unternehmen eine sich selbst tragende Kuppel aus Stahlbetonfertigteilen, die eine Öffnung von 14 m überspannt. Um die einzelnen Kuppelelemente nach oben zu befördern, war ein 300-t-Autokran nötig.

Weitere Besonderheiten sind auch die vier vorgespannten Kragdecken und das komplexe Raster der Unterzüge. Sie mussten mit ihrer Masse an Spannstahl und Spann­litzen stets in einem Guss betoniert werden und liegen auf Stützen in Sichtbetonqualität SB 4 auf. Diese insgesamt nur acht Stützen sind noch dazu um 10 Grad geneigt. Für die Innenräume bringt diese Konstruktion, die kaum Wände braucht, den Vorteil einer fle­xiblen Raumgestaltung, die den speziellen Bedürfnissen der Nutzer entspricht. Weitere Informationen: HeidelbergCement AG

Alle Fotos: HeidelbergCement /S. Fuchs, Heidelberg

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