30.07.2014 Frank Kaltenbach

Fritz Haller: Architekt und Forscher

Funktionalität, Flexibilität und Eleganz. Fritz Haller (1924-2012) ist einer der wichtigsten Wegbereiter des industriellen Bauens und der integralen Planung. Das von ihm gemeinsam mit Paul Schärer entwickelte »USM Haller Regalbausystem« ist heute weltweit so begehrt wie 1963 bei seiner Markteinführung. Die Ausstellung im Schweizer Architekturmuseum zeigt erstmals, wie überraschend vielfältig sein Werk ist, das ein durchgängiges Thema verbindet: Gerasterte, erweiterbare Systeme: vom Verbindungsknoten für Möbel über Schulbauten in Modulbauweise bis zur Vision der »Totalen Stadt« und einer Kolonie im Weltraum. Geziegt werden Projekte von den späten 1940er bis zu den späten 1990er Jahren.

Ort: S AM, Schweizerisches Architekturmuseum, Basel
Dauer: 15. Mai – 24. August 2014

Foto: Frank Kaltenbach

Wer den diesjährigen Schweizer Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig besucht hat, musste sich wundern. Weshalb wird dort neben dem schweizer Architekturkritiker Julius Burkhardt der Engländer Cedric Price (1934-2003) vorgestellt? Price ist berühmt für seine Lehre an der Architectural Association. Eigene Projekte, wie sein berühmter Fun Palace, ein Kulturbau in der Ästhetik einer Erdölraffinerie, konnte er nie realisieren. Mit seinen linearen, technoiden, bis ins Unendliche erweiterbaren Strukturen, hat Price u.a. Richard Rogers und Renzo Piano 1971 bei der Planung des Centre Pompidou beeinflusst. Die Schweiz kann dagegen auf einen Pionier des modularen Bauens stolz sein, der nicht nur als Hochschullehrer in Karlsruhe Generationen von jungen Architekten geprägt hat, sondern mit seinen zahlreichen Bauten die Internationale Architektur in der Schweiz der 1960er Jahre verankert hat. Mit seiner radikalen Perfektion in der Planung von Struktur, Hülle und technischem Ausbau war er einer der Vordenker der integralen Architektur, dem gleichzeitigen und gleichberechtigten Miteinander von Architektur, Tragwerk und Gebäudetechnik.

Ein Relikt aus analogen Zeiten mit Rapidograph und Druckbleistift:

Toolbox mit Möblierungsschablonen für das USM Haller Regalbausystem Fotos: Frank Kaltenbach

Der Rundgang durch den rechten Flügel des Architekturmuseums beginnt mit einem Modell des Bausystems »Midi-Armilla« mit integriertem Leitungsnetz im Maßstab 1:10. Den Blickfang im letzten abgedunkelten Videoraum der Enfilade der Ausstellungsräume bildet ein Knoten des selben Systems im eindrucksvollen Originalmaßstab 1:1.

HTL Brugg Windisch 1966, Foto: Therese Beyeler

HTL Brugg Windisch 1966, Lichthof, Foto: Thilo Mechau

Zwischen diesen Eckpunkten entwickelt sich das Leben und Werk des Architekten: Im ersten Raum seine Einfamilienhäuser, die Betriebsanlage der Firma USM, der Stahlbau für USM und die berühmten USM Haller Möbel, Fotos vom Zusammentreffen mit Konrad Wachsmann, Diagramme von einer modulartigen Struktur einer »Totalen Stadt«.

Wegweisend für das Werk Fritz Hallers war die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Stahlbaufirma Ulrich Schärer Söhne AG, Münsingen (USM), für die er mehrere Fabrikgebäude als erweiterbares Bausystem errichtet hat. Viele der Bauten wurden im Lauf der Jahrzehnte tatsächlich mehrfach weitergebaut.

Fotos: Frank Kaltenbach

Originalpläne, von Hand mit Bleistift gezeichnet, werden durch Schwarz-Weiß Fotografien illustriert, die auf Aluminiumtafeln aufgedruckt sind. Die metallisch schimmernde Oberfläche nimmt den historischen Aufnahmen jeden Hauch von Nostalgie und verleiht ihnen die technische Präzision, die auch den Entwürfen zueigen ist.

Foto: Frank Kaltenbach

Foto: Frank Kaltenbach

Seitlich der Hauptachse ist den Schulbauten ein eigener Raum gewidmet. Im Zentrum der Ausstellung sind Raummodelle aufgestellt, Verbindungsknoten und Plattenbaukasten.

Fotos: Frank Kaltenbach

Im Museum sind zahlreiche historische Publikationen erhältlich. Bis zum Erscheinen der ausführlichen Monografie »Fritz Haller Architekt und Forscher« im gta-Verlag muss sich der Interessierte noch bis Februar 2015 gedulden. Bestellungen werden aber schon angenommen.


Kurator: Hubertus Adam
Gastkurator: Georg Vrachliotis, Karlsruher Institut für Technologie
In Kooperation mit der ETH Zürich und dem Karlsruher Institut für Technologie.

Begleitprogramm:
17.07.14, 18 Uhr: Öffentliche Führung
31.07.14, 18 Uhr: Öffentliche Führung
06.08.14, 10 - 12 Uhr: Mittwochs-Matinée
14.08.14, 18 Uhr: Öffentliche Führung
15.08.14, 13 - 18 Uhr: Exkursion
16.08.14, 10 - 18 Uhr: Konferenz
21.08.14, 19 Uhr: Vortrag

weitere Informationen:
www.sam-basel.org

Foto: Frank Kaltenbach

Fotos: Frank Kaltenbach

Foto: Frank Kaltenbach

Modell einer Weltraumkolonie als modulares System.

Fotos: Frank Kaltenbach

Im abschließenden Videoraum blickt Fritz Haller auf einem überlebensgroßen Porträt in die Zukunft des integralen Bauens. Der Verbindungsknoten des Stahlbausystems »Midi-Armilla« mit integriertem Leitungsnetz im Maßstab 1:1 setzt den Schlusspunkt und gleichzeitig den Ausblick der Ausstellung.

Foto: Frank Kaltenbach

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