12.11.2009 Marion Dondelinger

Gute Architektur wird belohnt

Kaum eine Stadt, sei sie auch noch so klein, die keinen Architekturpreis auslobt. Die Rahmenbedingungen sind meist die selben: Gesucht werden qualitätsvolle Gebäude jüngeren Baudatums. Nachdem die vorgeschlagenen Projekte in der lokalen Presse vorgestellt wurden, kommt es zu einer Juryentscheidung. Darauf folgt eine Festveranstaltung mit Verleihung der Urkunden, die preisgekrönten Bauwerke erhalten eine Plakette als Kennzeichen.

Was so scheinbar banal daherkommt, weist auf eine erfreuliche Entwicklung hin: Die Städte entwickeln eine größere Achtsamkeit für ihr gebautes Umfeld und versuchen, diese auch ihrer Bevölkerung zu vermitteln. So werden auch die mit der Auslobung verbundenen Zielen meist wie folgt dargestellt: Mithilfe des Architekturpreises soll die lokale Baukultur gefördert, die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt gestärkt und die Akzeptanz moderner Architektur unterstützt werden.

In Regensburg beispielsweise hat man erkannt, dass eine hübsche Altstadt allein nicht reicht: Der langjährige Regensburger Fassadenwettbewerb, der seinen Fokus auf sanierte, denkmalgeschützte Objekte in der Altstadt legte, wurde von dem neuen „Architektur-Oskar“ abgelöst. Erstmals im Oktober diesen Jahres wurden „Arbeiten mit herausragender, planerischer und architektonischer Qualität“ ausgezeichnet. Bauliche Entwicklungen, beispielsweise an Hauptzufahrtsstraßen von Regensburg sowie an besonderen städtebaulichen Orten, auch außerhalb der Altstadt, gewännen zunehmend an Bedeutung, betonte die Regensburger Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann. „Gerade in Zeiten zunehmender Einheitsarchitektur und gleich aussehender Zweckbauten, die landauf landab austauschbar sind, ist es wichtig, dem gesamten Stadtbild ein besonderes Gesicht zu verleihen.“, so der Oberbürgermeister Hans Schaidinger anlässlich der Preisverleihung.
Dass ein Architekturpreis auch für Diskussionen sorgen kann, zeigt das Beispiel der Stadt Braunschweig. Hier gewann in diesem Jahr ein nicht unumstrittenes Projekt den Braunschweiger „Peter Joseph Krahe-Architekturpreis“. Architekten, Betreiberfirma und Investor der Braunschweiger Schloss-Arkaden erhielten die Auszeichnung für die Rekonstruktion des Braunschweiger Stadtschlosses mit Einkaufsgalerie. Gegner des Entschlusses sprachen von einer „grandiosen Fehlentscheidung“. Die Architektur des Einkaufszentrums könne mit den nachplatzierten Projekten, unter denen „echte Meisterleistungen“ seien nicht mithalten. Anders sieht das Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann, der die allgemeine Bedeutung des Braunschweiger Preises wie folgt zusammenfasst: „Mit dem Peter-Josef-Krahe-Preis würdigt die Stadt Architekten und Bauherren, die sich dem Stadtbild verpflichtet fühlen und die den Mut haben, einen wichtigen Beitrag zur städtebaulichen und architektonischen Gestaltung Braunschweigs zu leisten.“

Auch wenn es schwierig ist, bei der deutschlandweiten Preisfülle, die vom „Sparkassen-Architekturpreis des Landkreises Trier-Saarburg“ bis hin zum Wettbewerb „Vorbildliches Bauen im Welterbe Oberes Mittelrheintal“ reicht, den Überblick zu behalten – das zunehmende Interesse an guter Architektur ist zu begrüßen. Architekturprojekte werden nicht mehr nur in Fachzeitschriften und Hochglanzmagazinen präsentiert, sondern finden über die Preise einen Weg in die Lokalpresse. Und helfen so, einen Dialog zwischen allen Bevölkerungsgruppen in Gang zu setzten.

Foto: Stadt Braunschweig

Foto: Stadt Braunschweig

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