20.08.2014 Insa Thiel

Introspektive Raumskulptur: Henrique Oliveira’s Projekt »Transarquitetônica«

Kaum zu glauben, dass der Ursprung Henrique Oliveiras Arbeit in der Malerei zu finden ist. Nach Ausstellungen unter anderem in Argentinien, den USA, Frankreich und Deutschland präsentiert er seine neueste Installation noch bis zum 30. November 2014 nun wieder in seinem Heimatland Brasilien. Im Anbau des von Oscar Niemeyer erbauten MAC macht er seine Installation räumlich erlebbar und entführt in eine neue Welt.

Ort: MAC, Museum of Contemporary Art of the University, São Paulo
Dauer: 26. April – 30. November 2014

Foto: Sérgio Miranda

Es war während seines Studiums als Henrique Oliveira begann, verschiedenste Materialien für Installationen, Objekte und Collagen zu erforschen und dabei auf ausrangiertes Sperrholz stieß. »Tapumes« werden die Baustellenzäune in Brasilien genannt, aus denen er anfänglich noch Collagen fertigte, die an sich überlagernde Pinselstriche erinnerten. Mit der Zeit erinnerten seine Werke immer weniger an Gemälde und wandelten sich mehr zu räumlichen Objekten. Die Flexibilität des Materials ermöglicht es, Platten zu stapeln und sie unter Spannung zu verbiegen. So entstehen zum einen Werke, die in den Raum hineingreifen, bei denen es primär um Farbgebung und Material geht und zum anderen Transformationen des Holzes zu etwas lebendigem, körperhaftem.

Henrique Oliveira schafft mit seinen Installationen Skulpturen, die in enger Beziehung zu ihrem Ort stehen. Dennoch kreieren sie eine eigene innere Sphähre, die sie wiederum vom eigentlichen Ausstellungsraum unabhängig macht. Betrachtet man die Skulptur von außen, scheint sie um die Säulen herum zu wachsen und sich den Grenzen des Anbaus anzupassen, betritt man sie aber, eröffnet sich ein völlig neues Raumgefühl und man verliert den Bezug nach außen. Man hört und riecht das Holz und befindet sich plötzlich in einer völlig anderen Welt.

Das Video soll den Aufbau der Installation und die Intention des Künstlers noch einmal veranschaulichen:

Foto: Elaine Maziero

Die Unterkonstruktion der Sperrholzpaneele besteht aus skelettartig angeordneten biegsamen Holzstäben, dünnen Sperrholzstücken und einer rindenartigen Verblendung. Durch die Wiederverwendung des verstoßenden Materials möchte Oliveira das Material von seiner ursprünglichen Nutzung befreien und ein raues, naürliches Erscheinungsbild erzeugen, das im Gegensatz zur ursprünglichen Nutzung an gewachsene Wurzelstrukturen erinnert.

Foto: Christiane Komesu

Die Formgebung der Installationen lässt sich indirekt auch auf São Paulo übertragen. Die Stadt, in der ständig etwas abgerissen wird, um Neues zu bauen, unterliegt einem permanenten Wandel. Versinnbildlicht steckt dieser Abriss auch in den Installationen Oliveiras. Geruch, Haptik und Form der Skulpturen strahlen einen sinnlichen Charakter aus und schaffen etwas vollkommen Unerwartetes. Obwohl der Ursprung der verwendeten Materialien in der Aussonderung von Holzresten liegt, gelingt es dem Künstler daraus etwas völlig Neues zu schaffen. Genau dieser Gegensatz scheint eine Brücke zu ihrem Ursprung zu schlagen, der brasilianischen Kultur und ihrer aufregenden Kunst und Architektur.

weitere Informationen:

www.henriqueoliveira.com
www.mac.usp.br
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