17.02.2023 Pia Thedens

Lokale Materialvielfalt und lebensechte Modelle

© Architekturmuseum der TUM, Foto: Jakob Bahret

Nach fast einem Jahr intensiver Planung präsentiert das Architekturmuseum der TUM die Ausstellung Marina Tabassum Architects: In Bangladesh in der Pinakothek der Moderne. Die weltweit erste Gesamtausstellung von Marina Tabassum in einem Museum zeigt eine Auswahl öffentlicher und privater Bauten, die ausschließlich in Bangladesch entstanden sind. Bis zum 11. Juni sind die vielfältigen Werke der sozial und klimapolitisch engagierten Architektin ausgestellt.

© Architekturmuseum der TUM, Foto: Jakob Bahret

Ausstellungsgestaltung

Anlässlich der Ausstellung steht im Eingangsbereich der Pinakothek ein traditionelles Haus aus Bangladesch, im landestypischen Baustil aus Holzrahmen und Wellblechen, das Marina Tabassum als Inspiration für ein kostengünstiges System einfach auf- und abbaubarer Häuser diente. Marina Tabassum präsentiert alle Bauten anhand von maßstäblich kleinen bis hin zu lebensgroßen Modellen: Die ausgestellten Bambuskonstruktionen, massiven Steinbauten und außergewöhnlichen Stahlfassaden zeugen von einer bewundernswerten Vielfalt und vermitteln ein anschauliches Bild von der Komplexität der Architektur des Landes.

Auf einem riesigen Bildschirm können Besucher und Besucherinnen die vereinfachten Bauabläufe in geografisch problematischen Gebieten des Landes verfolgen. In einem anderen Raum veranschaulichen hektische Aufnahmen aus Dhaka das Leben in dem engen Stadtkern.

© Architekturmuseum der TUM, Foto: Jakob Bahret

Auf dem Land

Die topografisch gegliederte Ausstellung empfängt den Besucher mit einer Darstellung des gewaltigen Flusssystems des Landes. Die häufig erodierenden Flussufer sind verantwortlich für die herausfordernde Baukultur des Landes. Im ersten Raum werden die Projekte vorgestellt, die für die ländlich lebende Bevölkerungsgruppe realisiert wurden. Diese sind von den Folgen der globalen Klimakrise am stärksten betroffen. Das kostengünstige modulare Bausystem „Khudi Bari“ – kleines Haus – aus lokalen Materialien ermöglicht den Menschen durch schnelles Auf- und Abbauen mehr Mobilität. In der Ausstellung steht eine lebensgroße Ausführung des Hauses. Die gut sichtbaren Knotenpunkte veranschaulichen die optimierte Bauweise des Hauses. Die minimierte Bambuskonstruktion konfrontiert die Besucher aber auch mit dem niedrigen Lebensstandard der Bevölkerung.

© Architekturmuseum der TUM, Foto: Jakob Bahret
© Architekturmuseum der TUM, Foto: Jakob Bahret

Urbane Peripherie

Der zweite Raum behandelt Gebäude, die in der urbanen Peripherie entstanden sind. Anhand von drei Moscheen präsentiert die Architektin vielseitige Raum- und Lichtkonzepte. Modelle aus lokalen Ziegeln verdeutlichen die unterschiedlichen Bauweisen, die zu verschiedenen Lichtstimmungen in den Innenräumen führen. In dem abgedunkelten Ausstellungsraum zeigt eine raumhohe Leinwand Aufnahmen aus dem Inneren einer Moschee. Mithilfe von auf den Boden projizierten Lichtinstallationen kann die einzig durch Licht geschaffene Atmosphäre auch in der Ausstellung überzeugend nachempfunden werden.

© Architekturmuseum der TUM, Foto: Jakob Bahret

Dhaka City

Die Projekte im eng bevölkerten Stadtzentrum von Dhaka sind Thema des letzten Raumes. Die tropischen Qualitäten der dichten Stadt erfordern Wohnhochhäuser, die vor der starken Sonneneinstrahlung schützen. Die großformatigen Modelle in der Ausstellung demonstrieren die komplexen Strukturen der Fassaden, die eine direkte Verschattung der Innenräume bewirken. Besucher können auf diese Weise anschaulich nachvollziehen, dass der Verzicht von Glas zu einer natürlichen Luftventilation in den Gebäuden führt und ebenso auf künstliches Licht und Klimaanlagen verzichtet werden kann.

© Architekturmuseum der TUM, Foto: Jakob Bahret

Lieblingsprojekt

Besonders schön ist es, dass es das Lieblingsprojekt der Architektin, das sie bereits 1999 entworfen hat, in die Ausstellung geschafft hat. Als abschließendes Projekt bleibt das nur aus recycelten Materialien bestehende Wohnhaus im Gedächtnis der Besucherinnen und Besucher haften – und ermutigt hoffentlich auch hierzulande zu einem nachhaltigeren Bauen.

Mehr im Interview mit Marina Tabassum in Detail 1/2.2023 und in unserer Datenbank Detail Inspiration.


Ausstellungsort: Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 80333 München (DE)
Ausstellungsdauer: 9. Februar bis 11. Juni 2023
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr; Donnerstag 10–20 Uhr; Montag geschlossen


Sprache: Englisch
Weitere Informationen: architekturmuseum.de

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