20.06.2013 Florian Maier

Mauerblümchen erblühen: BDA-SARP-Award 2013

Preisträger BDA-SARP-Award
h2eau, Antonia Blaer (Universität Stuttgart)

Bild: Boris Miklautsch, Werkstatt für Photographie, Universität Stuttgart

Wasserkraft gehört angesichts des drohenden Klimawandels zu einer der wichtigsten Quellen für eine umweltschonende Stromerzeugung. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war der Bau von Wasserkraftwerken eine Typologie, der sich Architekten und Ingenieure gemeinsam und mit einem Gestaltungsanspruch widmeten. Heute dagegen wird diese Aufgabe allzu oft als reine Infrastrukturbaumaßnahme behandelt.

Hier setzt die Diplomarbeit „h2eau“ von Antonia Blaer an und führt die Tradition der Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren zur Findung neuer architektonischer Formen fort. Mit Sorgfalt und Virtuosität integriert die Autorin die komplexe Technik des Wasserkraftwerkes in eine prägnante Architektur, deren Formensprache die gewaltigen Kräfte der Wassernutzung sinnlich erfahren lässt. Im Innern vermittelt das Wasserkraftwerk dem Besucher einen Einblick in seine Funktionsweise und lädt mit unterschiedlichen touristischen Angeboten zu einem Studium der Wasserkraft und deren Nutzung ein.

Mit dieser selbstgewählten Aufgabe und der praktizierten Zusammenarbeit mit dem ingenieurwissenschaftlichen Fachgebiet schafft Blaer eine beispielgebende Architektur, die zeigt, wie Orte des Alltags funktional-ästhetisch gestaltet werden können.
Der Bund Deutscher Architekten BDA und der polnische Architektenverband SARP haben am 11. Juni in Warschau den BDA-SARP-Award 2013 verliehen. Die Jury kam nach dem dreitägigen Workshop zu dem Schluss, das Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro aufzuteilen, um zwei Gewinner zu küren: Antonia Blaer (Universität Stuttgart) und Pawel Dadok (Universität Gliwice).
Zum Thema »Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren« ist im Juni in unserer Reihe »DETAIL engineering«folgender Titel erschienen

Bollinger + Grohmann
Optimierungspotenzial durch integrale Planungsansätze
Vom Wettbewerb über den Entwurf bis zur Planung: Architekten und Ingenieure von Anfang an als Team

Preisträger BDA-SARP-Award
Cityscreen, Pawel Dadok (Universität Gliwice)

Bild: Pawel Dadok

Auch der zweite Preisträger hat sich ein Objekt gewählt, dessen architektonischer Anspruch zumeist vernachlässigt wird: Lärmschutzwände. Gerade im wirtschaftlich prosperierenden Polen sind sie elementar notwendig, um Städte vor dem stetig steigenden Verkehrslärm zu schützen. Oftmals wird diese Aufgabe rein technisch gelöst, ohne gestalterischen Anspruch an die Lärmschutzwand und die funktionale Qualifizierung des angrenzenden Stadtraums.

Die Arbeit von Pawe? Dadok schlägt eine Lärmschutzwand in modularer Bauweise vor, die unterschiedliche städtische Funktionen wie Café, Bibliothek oder Räume für eine gemeinschaftliche Nutzung der Bewohner integriert. Auf diese Weise erfährt die technische Infrastrukturmaßnahme eine funktionale Aufwertung, die mit einer gestalterischen Qualität verbunden ist.

Die von Dadok vorgeschlagene Lösung zeigt beispielhaft, wie für vernachlässigte und abgewertete Stadträume durch das Zusammenspiel von Architektur und Ingenieurwissenschaften ein Zukunftsanspruch formuliert werden kann.
Besondere Anerkennung
Akustischer Hammam, Matt Ceckiewicz (Universität der Künste Berlin)

Bild: Matt Ceckiewic

Lärm stellt eine der größten Umweltbelastungen dar und gehört zu den größten Stressfaktoren für den Menschen. Die Arbeit von Matt Ceckiewicz stellt sich nicht die Aufgabe, Lärm und dessen Ausbreitung zu vermeiden, sondern der Überlegung, wie Lärm für die Bewohner in ein positiv besetztes Medium transformiert werden kann. Als Ort der Transformation wird das Hammam gewählt, ein Ort, der traditionell der Entspannung wie auch der Kommunikation dient.

Mit einer poetischen Architektur entführt Ceckiewicz den Besucher in sinnlich-atmosphärisch gestaltete Räume mit Dampfbad, Wasserpool und Garten. Doch im Gegensatz zum traditionellen Hammam tritt der Besucher zusätzlich in eine akustische Klangwelt ein. Die Geräusche der Stadt werden durch Formen, Materialien und Technik so aufbereitet, dass sich Klang und Architektur zu einer spannungsgeladenen Einheit verbinden. Das akustische Hammam eröffnet den Raum für eine mentale Auseinandersetzung mit den Stadtgeräuschen und möchte einen Beitrag zu deren positiver Konnotierung leisten.
Anerkennung
Schülershof und Trödel in Halle an der Saale, Jannic Schubert (Universität Dortmund)

Bild: Jannic Schubert

Zur Modernisierung bestehender Plattenbausiedlungen schlägt Jannic Schubert ein überzeugendes architektonisches und städtebauliches Konzept vor, das durch eine urbane Dichte und durch gestalterische Aufwertung der Gebäude die Lebensqualität in diesen Quartieren wesentlich verbessert.

Die Jury
  • Josef Hämmerl (Stuttgart)
  • Ewa Kury?owicz (Warschau)
  • Jacek Lenart (Stettin)
  • Matthias Schmidt (Weimar)
  • Piotr Szaroszyk (Warschau)


Preisverleihung zum BDA-SARP-Award 2013, Jury und Gewinner

Der früher unter dem Namen „Walter-Henn-Förderpreis“ ausgelobte bilaterale Preis für Absolventen der Fachrichtung Architektur wird gemeinsam von BDA und SARP getragen und zeichnet jährlich die besten Abschlussarbeiten an deutschen und polnischen Hochschulen aus. 20 aus allen Nominierungen der Hochschulen ausgewählte Finalisten – elf deutsche (2 Doppelarbeiten) und neun polnische Absolventen – kamen zu einem gemeinsamen dreitägigen Workshop in Warschau zusammen.

Abschließender Höhepunkt des Zusammentreffens war die Preisverleihung mit den Präsidenten von BDA und SARP, Michael Frielinghaus und Mariusz Scis?o sowie Vertretern der Deutschen Botschaft in Warschau und des polnischen Ministeriums für Verkehr, Bau und maritimen Handel. Dabei wurde der BDA-SARP-Award, anders als in den vergangenen Jahren, an zwei Absolventen gemeinsam verliehen.
Anerkennungen
Außerdem vergaben die Juroren eine mit 500 Euro dotierte Besondere Anerkennung an Matt Ceckiewicz (Universität der Künste Berlin) für seine Arbeit "Akustischer Hammam" und eine weitere Anerkennung an Jannic Schubert (Universität Dortmund) für "Schülershof und Trödel in Halle an der Saale".
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