21.12.2009

Neues Leben im Abschlussdeich

Mehr als 75 Jahre nach seinem Bau wird der Abschlussdeich des niederländischen Ijsselmeers generalüberholt und verstärkt. Im Zuge der Baumaßnahmen soll am Deich ein neues Nachhaltigkeitszentrum für die Region entstehen. Dies zumindest strebt die Stichting Duurzamheitscentrum an, an deren Ideenwettbewerb sich insgesamt 80 Entwurfsteams beteiligt haben.
Am 32. Mai 1932 wurde im Norden der Niederlande eines der bis dato weltweit größten Wasserbauprojekte abgeschlossen: der Abschlussdeich des Ijsselmeers, 32 Kilometer lang und 90 Meter breit, der die ehemalige Zuiderzee vom friesischen Wattenmeer trennt. Schon damals versprachen sich die Initiatoren einen Mehrfachnutzen von dem Projekt: Schutz von Sturmfluten, weitere Landgewinnung und eine neue, schnelle Verkehrsverbindung zwischen Nordholland und Friesland.

Grafik: KOW

Dieser Mehrfachnutze soll auch erhalten bleiben, wenn der Abschlussdeich demnächst in Stand gesetzt und für die Zeit klimabedingt steigender Meeresspiegel ertüchtigt wird. Doch es sollen neue, nachhaltige Nutzungen hinzukommen. So will es die niederländische Regierung, und so will es die Stichting Duurzamheidscentrum – deutsch: Stiftung Nachhaltigkeitszentrum, die sich 2002 formiert hat, um im oder auf dem verstärkten Deich ein öffentliches Informationszentrum in Sachen Nachhaltigkeit einzurichten. Die Gegebenheiten insbesondere zur Energienutzung auf dem Deich sind ideal, Wind, Gezeitenkraft und mit Einschränkungen auch Solarenergie stehen in großer Menge zur Verfügung. Anwohner, die sich durch entsprechende Kraftwerke gestört fühlen könnten, gibt es nicht.

Grafik: KOW

Im Frühjahr 2009 lobte die Stiftung Duurzamheitscentrum einen internationalen Ideenwettbewerb für das neue Nachhaltigkeitszentrum aus, der nun entschieden wurde. Die international besetzte, sechsköpfige Jury vergab zwei erste sowie je einen dritten, vierten und fünften Preis und eine lobende Erwähnung unter den 80 Teilnehmern. Auf typologischer Ebene loten die Entwürfe die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten aus: maschinenartige Bauformen und geodätische Kuppelstrukturen sowie turmartige Bauten wurden ebenso eingereicht wie Projekte, die einen in den Deich integrierten Neubau oder die Anlage einer künstlichen Insel vorsehen.
In einem der beiden Siegerprojekte, entworfen vom Büro KOW Urban Planning & Architecture aus Den Haag, wird das Nachhaltigkeitszentrum zum Teil des Abschlussdeichs. Das Rückgrat und der Hauptversorgungsstrang des Neubaus wird ein Hohlkasten aus Beton sein, der in die neue Deichkrone integriert wird und diese stabilisiert. Daran können sich nach der Vorstellung der Architekten die unterschiedlichsten Funktionen andocken: Algenfarmen, Biogasanlagen, Wind- und Gezeitenkraftwerke, Wasserstofftanks, aber auch ein Café-Restaurant, ein Wellnesszentrum und landwirtschaftliche Nutzflächen – etwa für Schafe, salzwasserverträgliche Pflanzen oder die Aufzucht von Shrimps.

Grafik: KOW

Ob die Ideen aus dem Wettbewerb je realisiert werden, ist noch ungewiss. Die Initiatoren planen jedoch, die Ergebnisse nunmehr der niederländischen Regierung vorzulegen, die im Frühjahr 2010 über die Zukunft des Ijsselmeer-Abschlussdeichs entscheiden will. Den genauen Charakter der neuen Nutzung hat die Wettbewerbsauslobung zunächst offen gelassen: Da sich die Inhalte der Nachhaltigkeitsdiskussion ständig ändern, soll auch das Nachhaltigkeitszentrum immer wieder mit neuen Inhalten gefüllt werden. Geplant ist, die Aktivitäten alle 500 Tage unter ein neues Thema zu stellen.

Grafik: KOW


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