14.02.2010

Nürnberg spart Energie

Neubauten in Passivhausstandard, energetisch hochwertige Sanierungen, Planungsvorgaben für Heizungs-, Klima- und Sanitärtechnik, mechanische Lüftungsanlagen in Schulen – mithilfe dieses Mix aus Maßnahmen fördert die Frankenmetropole energieeffizientes und nachhaltiges Bauen.
Durch seinen Beitritt zum „Covenant of Mayors“ 2009 hat sich die Stadt Nürnberg dem so genannten 20-20-20-Ziel verpflichtet: Bis 2020 muss die Stadt an der Pegnitz eine 20prozentige Steigerung der Energieeffizienz und eine 20prozentige Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energieträger am Energiemix erreichen. Im Zuge dieser Vereinbarung setze Nürnberg neue energetische Standards für ihre Hochbaumaßnahmen fest.

Neben ökologischen Gründen hat der Vorstoß der Frankenmetropole auch ökonomische Ursachen: „Wir wollen und müssen die Summe aus Investitions- und Betriebskosten über die gesamte Lebensdauer der Gebäude minimieren“, so Baureferent Wolfgang Baumann. Die neuen Leitlinien "Energetische Standards und Planungsvorgaben" des Hochbauamts der Stadt Nürnberg vom November 2009 gelten für alle städtischen Baumaßnahmen in Hochbau und Technik. Die 18-seitige „Checkliste Hochbau“(http://www.eneff-stadt.info/fileadmin/media/News/Dateien/Planungsvorgaben_Nuernberg_1109_Checkliste_Hochbau.pdf) listet sämtliche energetischen Planungsvorgaben auf.

Diese sehen unter anderem vor, Neubauten grundsätzlich im Passivhausstandard zu errichten. Für Sanierungen im Gebäudebestand gelten in Nürnberg jetzt Obergrenzen für Wärmedurchgangskoeffizienten, die um durchschnittlich 20 Prozent höher sind, als in der aktuellen Energieeinsparverordnung vorgeschrieben. Zusätzlich wurden Planungsvorgaben für Hochbau, Heizungstechnik, Lüftungs-, Klima- und Sanitärtechnik, Elektrotechnik, MSR-Technik, für maschinelle Anlagen sowie zur Qualitätssicherung festgelegt. Beispielsweise werden Gebäudehülle von Neubauten sowie generalsanierten Gebäuden mit Hilfe von thermografischen Untersuchungen überprüft. Zur Kontrolle der Luftdichtigkeit der Gebäudehülle ist ein Blower-Door-Verfahren nun zwingend vorgeschrieben.

Wichtig ist aber, dass die ökologischen Ansprüche auch mit ökonomischen Realitäten vereinbar sind: „Der energetische Standard ist kein Dogma: Bei Projekten ab 250.000 Euro wird zwingend vorgeschrieben, dass der Wirtschaftlichkeitsnachweis unter Berücksichtigung der Investitions-, Kapital- und Betriebskosten erbracht werden muss. Nur die wirtschaftlichste Variante wird dann auch gebaut“, erläutert Baumann.

Auszug aus den „Leitlinien zum energieeffizienten, wirtschaftlichen und nachhaltigen Bauen und Sanieren bei Hochbaumaßnahmen der Stadt Nürnberg - Standards und Planungsvorgaben“

1. Ziele der Stadt Nürnberg
Gesamtgesellschaftliche Aufgaben sind, dem Klimawandel entgegenzuwirken, Ressourcenschutz zu betreiben und somit konsequent nach den Prinzipien einer umfassenden Nachhaltigkeit zu handeln. Laut UN-Klimabericht aus dem Jahr 2007 ist der Klimawandel unaufhaltsam dramatisch. Dementsprechend hat sich der Nürnberger Stadtrat (Umweltausschuss der Stadt Nürnberg) selbst verpflichtet, bis zum Jahr 2020 den CO2-Ausstoß um 40% zu verringern und den Anteil an regenerativen Energien bis 2020 auf 20% anzuheben. Nürnberg ergibt sich aus der Mitgliedschaft im Klimabündnis als weitere, auf dieser Ebene vereinbarte Zielsetzung, die Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen (Basisjahr 1990) bis spätestens 2030. Durch den Beitritt der Stadt Nürnberg zum „Covenant of Mayors“ 2009 (Konvent der Bürgermeister) hat sich Nürnberg dem so genannten 20-20-20-Ziel verpflichtet. (...) Einsparungen der Kosten Energie und Wasser erweitern den finanziellen Handlungsspielraum der Stadt Nürnberg. Im Jahr 2008 hatten die städtischen Liegenschaften (inkl. Eigenbetriebe) einen Gesamtheizenergieverbrauch von ca. 166 GWh. Dies entspricht in etwa dem Verbrauch von ca. 9.300 Einfamilienhäusern. Der gesamte Stromverbrauch der städtischen Liegenschaften (inkl. Eigenbetriebe, ohne Straßenbeleuchtung) lag bei ca. 107 GWh, dies entspricht in etwa dem Stromverbrauch von 27.000 Einfamilienhäusern. Die jährlichen Kosten Heizung, Strom, Wasser und Abwasser die städtischen Liegenschaften betragen etwa 29,6 Millionen EUR. Anhand dieser Dimensionen und der zu erwartenden sukzessiven Energiepreissteigerungen wird deutlich, wie wichtig es ist, den Energieverbrauch der städtischen Gebäude zu reduzieren und welches Einsparpotential vorhanden ist.

(...)

5.2 Ganzheitlicher Ansatz
Ziel ist ein funktionales, bedarfsgerechtes, wirtschaftliches und gestalterisch anspruchsvolles sowie ressourcenschonendes, energiesparendes und substanzerhaltendes Bauen. Da sind ein ganzheitlicher Ansatz und eine frühzeitige gesamtheitliche, interdisziplinäre (integrale) Planung, die alle erforderlichen Planungsbeteiligten unter konkreten Vorgaben und Zielstellung einbezieht und einen zielorientierten, konstruktiven Dialog im Planungsteam organisiert, erforderlich. So soll der höhere Planungsaufwand durch Einsparungen bei den Aufwendungen Investitionen und Betrieb kompensiert werden. Bei größeren Projekten (etwa ab Baukosten von 5 Millionen EUR) bzw. bei Projekten mit einem gewissen Schwierigkeitsgrad (z.B. Passivhausgebäude oder Gebäude mit hohem Technikanteil) hat sich die Einbeziehung einer energetischen Projektsteuerung bewährt. (...)

Die gesamten „Nürnberger Leitlinien energieeffizientes Bauen und Sanieren“ als PDF
„Checkliste Hochbau“ – Planungsvorgaben und Checklisten alle Gewerke
Mehr Informationen zum „Covenant of Mayors“ (Konvent der Bürgermeister)
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