Puristische Sichtbetonfassade: Büroerweiterung in Berlin

Puristisch, modern, klar – so präsentieren sich die Sichtbetonfassaden des Gebäudeensembles in Berlin-Mitte, in dem sich die Berliner Niederlassung von David Chipperfield Architects befindet. Eine glatte Oberfläche, präzise gesetzte Fugen und Ankerlöcher sowie minimalistische Fensterdetails verleihen dem Standardmaterial Beton eine edle Anmutung.
Architekten: David Chipperfield Architects, Berlin
Standort: Joachimstraße 11, D-10119 Berlin
Standort: Joachimstraße 11, D-10119 Berlin
Die vier Baukörper bilden die Erweiterung zu einem fünfgeschossigen Backsteingebäude aus dem Jahr 1895, deren Räumlichkeiten für das Architekturbüro zu klein wurden. Die ehemalige Klavierfabrik liegt im Innenhof einer typischen Berliner Blockrandbebauung aus der Gründerzeit. Durch den Neubau gelang es nicht nur, dem Wachstum des Architekturbüros gerecht zu werden, sondern auch die städtebauliche Situation neu zu ordnen.
Die schlichten Betonkuben nehmen den Maßstab der Nachbarbebauung auf. Durch ihre geschickte Positionierung auf dem langgestreckten Grundstück entsteht eine spannungsvolle Abfolge enger und weiter Außenräume mit hoher Aufenthaltsqualität.
Beton prägt die Neubauten nicht nur außen, sondern auch innen: Sichtbetonwände und -decken sowie ein geschliffener Estrich verleihen den Räumen einen spröden, puristischen Charakter.
Die monolithischen Außenwände des Vorderhauses und der Mittelhäuser wurden in Dämmbeton hergestellt. Die einschalige Konstruktion übernimmt tragende, dämmende und schützende Funktion gleichzeitig. Weil Dämmbeton nicht dieselbe Tragfähigkeit besitzt wie Normalbeton, wurden in Bereichen größerer Deckenspannweiten leichtere Stahlbeton-Hohlkörperdecken eingesetzt.
Das regelmäßige Fugenbild der Sichtbetonfassaden, das innen und außen spiegelbildlich ablesbar ist, erforderte eine sorgfältige Planung von Schalung und Betonierabschnitten. Als Schaltafeln wurden modulare Stahlrahmenelemente ohne zusätzliche Aufdopplung verwendet. Um ein sauberes Schalungsbild zu erhalten, wurden die einzelnen Wände der Baukörper nacheinander gegossen. Auf diese Weise konnte das vorgegebene Raster der Elemente mit den Abmessungen der Baukörper und den erforderlichen Wandstärken in Einklang gebracht werden.
Die vertikalen Arbeitsfugen sind durch den oben beschriebenen Bauablauf festgelegt. Die horizontalen Betonierabschnitte hingegen richten sich nach der Lage der Fenster. Sie befinden sich immer an deren Unterkante, da nur so das Treiben des Dämmbetons vermieden werden kann. Durch den unregelmäßigen Porenraum im Materialgefüge neigt der Dämmbeton zur Entmischung. Um diese zu minimieren, wurden 50 bis 60 cm hohe Schichten gegossen und einzeln verdichtet.
Eine ausführliche Print-Dokumentation finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe
DETAIL 2014/6 zum Thema »Bauen mit Beton«