01.08.2013

The Vertical Village – Individual, Informal, Intense Taipei.

The Vertical Village Hamburg Museum MVRDV

Das Architekturbüro MVRDV präsentiert in der Ausstellung "The Vertical Village" im Hamburg Museum Architekturvisionen urbaner Verdichtung, die eine radikale Alternative zur bestehenden anonymen, standardisierten Wohnblockarchitektur sind. Die Ausstellung, die zuvor 2011/2012 in Taipeh gezeigt wurde und im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) in das Hamburg Museum kommt, versammelt begehbare Modelle, Animationen, Filme, interaktive Terminals, Illustrationen und Fotografien. Besonders sehenswert und zum Mitmachen entworfen ist die Vertical Village-Skulptur im überdachten Innenhof.

Ort: Hamburg Museum, Holstenwall 24, 20355 Hamburg
Dauer: Freitag, 2. August bis Sonntag, 29. September 2013

Skulptur im überdachten Innenhof

Ist es das, was du brauchst?
Hsiao Yu-Chih
Der Nachbau eines Hauses (Holz, in Taiwan einheimische Tannenart) mit einer Fläche von 4.32 m² bietet alles, was man braucht: eine Toilette, Badewanne, Schreibtisch mit einem Stuhl, Küchenzeile, Schubladen und ein Bett. Diese kleine, eigenständige Wohneinheit wurde von dem Architekten Hsiao Yu-Chih entworfen als Antwort auf die räumlichen Lebensbedingungen im hochverdichteten Stadtbezirk ZhongShan.

"In The Vertical Village werden Architekturentwürfe präsentiert, die persönliche Freiheit und Individualität, Flexibilität, nachbarschaftliches Wohnen und erschwinglichen Wohnraum berücksichtigen", betont Museumsdirektorin Prof. Dr. Lisa Kosok. "Gemeinsam laden wir alle Besucher ein, sich eine Vorstellung von den Potenzialen eines "Vertikalen Dorfes" – einer dreidimensionalen Gemeinschaft – zu machen. Hierbei geht es um die Frage, ob und wie sich Traditionen des Zusammenlebens, wie zum Beispiel in dörflichen Gemeinschaften, in modernen Baustrukturen fortführen lassen."

Ausstellungsübersicht

Winy Maas, Gründer von MVRDV:
"Gibt es eine Alternative?
Über Jahrhunderte bildeten urbane Dörfer das städtische Gefüge ostasiatischer Städte, bestehend aus kleinteiliger, informeller, oftmals „leichter” Architektur. Diese urbanen Dörfer formen starke, soziale Gemeinschaften, in denen individuelle Identitäten und Unterschiede existieren. Weil diese hauptsächlich von armen Menschen bewohnt werden, und immer bewohnt wurden, ist das Land als Baufläche günstig und Veränderungen sind somit leicht durchsetzbar....
In Folge Asiens starker Wirtschaftsentwicklung und rasanten Bevölkerungsanstiegs sind diese Städte seit dem Beginn des zweiten Jahrtausends einem raschen Wandel unterworfen. In einer unbarmherzigen „Block-Attacke” dringen massive Türme und Blocks mit sich wiederholenden Wohneinheiten, Grundrissen und Fassaden in diese Gebiete ein – und radieren dabei die urbanen Dörfer aus, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt hatten. Diese Wohntürme bieten einen westlichen Lebensstandard, zerstören aber gleichzeitig die einheimischen, lokalen Gemeinschaften. Sie verhindern jegliche Form von innovativer Stadtplanung und ersticken Vielfalt, Flexibilität und individuell angepasste Ideen im Keim.
Gibt es für die Entwicklung dieser Gebiete eine bessere Alternative? Können wir sie verdichten ohne dabei die Informalität der urbanen Dörfer zu verlieren? Können wir mitunter sogar die Prinzipien der Informalität dazu benutzen neue Nachbarschaften zu schaffen? Was wäre, wenn wir urbane Dörfer vertikal wachsen lassen könnten, als Alternative zu einem Meer aus monotonen Blöcken?
Wohntypologien mit Terrassen und Dachgärten, die gleichzeitig Raum für Freizeitmöglichkeiten bieten, könnten durch diese Herangehensweise entwickelt werden.
Und womöglich könnten diese Lebensqualitäten sogar die Mittel- und Oberklasse anziehen und somit zu einer durchmischten und weniger getrennten Gesellschaft führen. Wohnungen könnten mit kleinen Büros und Arbeitsplätzen kombiniert werden. Im Gegensatz zu den Wohnblocks könnte dieser neue Dorf-Typus eine Architektur schaffen, die auf individueller Ausdrucksweise und Identität begründet ist."

Visualisierung der verschiedenen Räume

Um die Idee des Vertical Village umzusetzen, müssen wir ein Modell für eine selbstorganisierte Methode des Städtebauens entwickeln – ein Modell, das Individualität, Vielfalt und Kollektivität mit dem Bedürfnis nach Verdichtung verbindet, als Alternative zur Block-Attacke. Ein Modell, das ein vertikales Dorf entstehen lassen kann – eine dreidimensionale Gemeinschaft, die persönliche Freiheit, Vielfalt, Flexibilität und Nachbarschaftsleben zurück in die asiatischen Städte bringt.

Ausstellungsrundgang

Und was bedeutet das Vertical Village Konzept – das eigentlich als Vorschlag für die Zukunft asiatischer Städte entwickelt wurde – im europäischen Kontext? Was kann Europa von Asien lernen hinsichtlich städtebaulicher Planung (vergangene und zukünftige), und vielmehr noch, von der asiatischen Lebensphilosophie? Könnte die Vertical Village Ausstellung in Hamburg dabei helfen, unsere europäischen Städte von manchmal zu strikten Planungseinschränkungen zu befreien? Könnte sie Anreize für höhere Vielfalt, Nutzungsmischung und Flexibilität schaffen? Für die Gründung neuer individueller und kollektiver Initiativen und Förderung von Kreativität?

Einige Stationen der Ausstellung:
Wir brauchen mehr Platz.
Hsieh Ying-Chun
"Arcadia in the Back Alley"
ist ein Projekt des Architekten Hsieh Ying-Chun, das anschaulich zeigt, wie Taipehs Hinterhöfe und Seitengassen zu privaten Lebensräumen transformiert wurden. Schwerpunkt sind die illegalen Bauten, die diese Lebensräume ausmachen, und die in so starkem Kontrast stehen zu der Idee einer modernen Großstadt. Ausserdem bringt es zum Ausdruck, wie die Menschen in die Gestaltung ihrer Stadt miteinbezogen werden können.

Über ZhongShan
JFAA / MVRDV

Die Untersuchung des Stadtbezirks ZhongShan zeigt, welche Qualitäten Taipeh mit anderen asiatischen Städten gemeinsam hat; die Vielfältigkeit, Nutzungsvielfalt und den besonderen Aufbau seines Stadtgefüges; neue Hochhäuser und alte Niedrigbauten existieren Seite an Seite. Die Zwischenräume und Dachflächen dieser Niedrigbauten dienen den Menschen als Lebensraum, was gleichzeitig zum breiten Spektrum an Wohntypologien sowie zur Lebendigkeit der Stadt beiträgt.

ZhongShan Vertical Village - zoom step 01 - House

ZhongShan Vertical Village - zoom step 05 - Night market

ZhongShan Vertical Village - zoom step 17 - School

ZhongShan Vertical Village - zoom step 28 - Sports center

Begleitend zur Ausstellung findet am Freitag, den 2. August 2013, von 13:00 bis 17:00 Uhr ein Symposium statt: On Taipei
Das Symposium mit internationalen und Hamburger Experten lädt ein zur umfassenden Analyse und Diskussion über Architektur, Stadtplanung und die Vision des “Vertical Village”.
Tagesablauf:
Moderation: Lukas Feireiss (Studio Lukas Feireiss)
13:20 Uhr Begrüßung: Lisa Kosok, Direktorin des Hamburg Museums
13:30 Uhr On The Vertical Village: Winy Maas, Architekt und Gründer des Rotterdamer Architekturbüros MVRDV
14:10 Uhr On Hamburg: Uli Hellweg, Architekt und Stadtplaner, Geschäftsführer der IBA Hamburg GmbH
14:30 Uhr Diskussion mit Winy Maas, Uli Hellweg, Prof. Dieter Läpple (Hafen City Universität), Wang Wei-Zhou (Chairman Committee of International Affairs of Architectural Institute of Taiwan)
14:50 Uhr Kaffeepause
15:20 Uhr On Taipei: Dr. Lin (URO), Director of Urban Regeneration Program Taipei
15:30 Uhr Fallstudie "Das Mini-Haus": Hsiao Yu-Chih, Head of Architecture Department, Shih Chien University
15:50 Uhr Abschluss und Diskussion mit Dr. Lin, Hsiao Yu-Chih, Lee Yen-Liang, Winy Maas

Eintritt frei, Anmeldung unter TheVerticalVillage@gmx.de
Zusätzlich findet am Vormittag um 11:30 Uhr eine Führung von Jeroen Zuidgeest (MVRDV) durch die Ausstellung statt.

www.hamburgmuseum.de http://www.mvrdv.nl
https://detail-cdn.s3.eu-central-1.amazonaws.com/media/catalog/product/M/v/MvrdverticalT.jpg?width=437&height=582&store=de_de&image-type=image
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