Treppe, Platz, Gelenk: Braunfels stellt Planung für Berliner Kulturforum vor

Das Kulturforum an der Potsdamer Straße in Berlin gehört ohne Zweifel zu den offenen Wunden der Stadt: Zwischen zwei Ikonen der Nachkriegsmoderne – Scharouns Philharmonie und Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie – verliert sich der umgebende Stadtraum in der zugigen Weite eines Restraumes und der am Potsdamer Platz unmotiviert Richtung Leipziger Straße abknickenden Potsdamer Straße. Von Stimman bis Lüscher arbeiteten sich die Senatsbaudirektoren daran ab – je nach Haltung mit hartem Planwerk oder zarten Eingriffen. Dem BDA Berlin war dieser „Ort gescheiterter Utopien“ im Jahr 2010 ein eigenes diskursives Format wert: Auf seine Initiative hin entwickelten Berliner Architekten auf der Basis der „Serviettenskizze“ zahlreiche Ideen zur Neugestaltung des Forums. Damals nicht dabei war Stephan Braunfels, der 2003/2004 ein städtebauliches Gutachten für den Berliner Senat erarbeitet hatte, dessen Überarbeitung er jetzt veröffentlichte.
Braunfels reagiert damit auch auf eine umstrittene Machbarkeitsstudie zur Zukunft der Alten Meister in der Gemäldegalerie am Kulturforum sowie zu einem geplanten „Museum der Moderne", die das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBR vor einigen Wochen vorgestellt hatte. Darin hatte sich Berlin von der Idee eines „Museums der Moderne“ in der ersten Reihe des Kulturforums – nämlich auf eben jenem freien Grundstück zwischen Kammermusiksaal, Philharmonie und Neuer Nationalgalerie entlang der Potsdamer Straße – verabschiedet. Stattdessen soll der Neubau nun hinter der Neuen Nationalgalerie an der Stülerstraße entstehen; die „Alten Meister“ bleiben in der Gemäldegalerie und ziehen nicht auf die Museumsinsel – wie zwischenzeitlich diskutiert.
Als Antwort auf diese Lösung entwickelte Braunfels sein altes Konzept weiter.
Mit seinem Entwurf bringt er wieder den ursprünglich favorisierten Standort des „Museums der Moderne“ ins Spiel, indem er hier eine große Treppenanlage – „analog zu den Gärten in Sansscouci“ – vorschlägt, unter der Platz für ein unterirdisches Museum wäre. Gleichzeitig würde so der Blick auf den Sockel des Mies-Baus nicht verstellt. Die rückwärtige Kante von Braunfels Treppenanlage böte dabei ein Gegenüber zur Bebauung hinter der Matthäikirche, die dadurch in einen neuen Platz eingebettet würde. Auf der gegenüber liegenden Seite schreibt Braunfels die Randbebauung in einem weiten Mäander fort. Auf die Spitze getrieben wird das so entstehende „Piazetta-Motiv“ noch mit einem Campanile auf dem neuen Platz – Blickfang der Sichtachse von der Leipziger Straße aus. Er war bereits Bestandteil des ursprünglichen Konzepts. Gleiches gilt für einen Kreisverkehr auf dem Knick an der Potsdamer Straße, der als „Gelenk“ dem Aufeinandertreffen der beiden großen Sichtachsen an dieser Stelle Rechnung trägt. Kleine Bauten sollen den hier geplanten runden Schmuckplatz weiter fassen. Sie sind in ihrer formalen Gestaltung die einzige Referenz an Hans Scharoun, dessen Idee einer "offenen Stadtlandschaft" Braunfels mit seinen Camillo Sitte zitierenden Stadtbausteinen ignoriert.
Ob Braunfels die Politik mit seinem bis zur Finanzierungsidee ausgearbeiteten Konzept überzeugen kann, ist ungewiss. Aber es ist durchaus ein diskussionswürdiger Beitrag zum Kulturforum – wenn auch nicht so mutig wie die Entwürfe seiner Kollegen vor drei Jahren. (CV)
Ob Braunfels die Politik mit seinem bis zur Finanzierungsidee ausgearbeiteten Konzept überzeugen kann, ist ungewiss. Aber es ist durchaus ein diskussionswürdiger Beitrag zum Kulturforum – wenn auch nicht so mutig wie die Entwürfe seiner Kollegen vor drei Jahren. (CV)