12.05.2022 Jakob Schoof

Und wo kommt das Geld her?

© Astoc Architects and Planners

BIM-Planungsleistungen lassen sich oft als besondere Leistungen in Rechnung stellen – wenn man weiß, wie man sie sauber abgrenzt, so Stephan Becker, Jacob Kramer und Jörg Ziolkowski von ASTOC aus Köln.

In welchen Bereichen des Planens und Bauens hat die Digitalisierung in den letzten Jahren die größten Veränderungen gebracht?
Stephan Becker: Mit dem modellbasierten Planen durchläuft die Planungsbranche die zweite Phase der Digitalisierung nach der breiten Einführung von CAD-basierter Planung in den Neunzigerjahren. Der wesentliche Gewinn bei diesem Schritt ist, dass Planungsinformationen nun maschinenlesbar werden. Wurden Bauelemente in der zweidimensionalen CAD-Welt noch aus einzelnen Linien und Schraffuren zusammengesetzt, so sind sie jetzt eindeutige, virtuelle Objekte mit geometrischen und alphanumerischen Informationen. Dieser Umstand ermöglicht Planern, viele zeitraubende Vorgänge wenigstens teilweise zu automatisieren. Sei es die Koordination zwischen einzelnen Planungsgewerken, Flächenauswertungen oder die Mengenermittlungen für Kostenschätzung- und Berechnung.
Gleichzeitig stellen wir auch fest, dass mit den technischen Möglichkeiten der Anspruch von Auftraggebern und Planungsbeteiligten steigt. Es wird immer mehr erwartet, dass Daten schnell und in Echtzeit ausgewertet und bereitgestellt werden können. Angesichts dessen wollen wir Arbeitsabläufe schaffen, bei denen der Effizienzgewinn für uns die neuen Ansprüche von Planungspartnern und Auftraggebern zumindest aufwiegt oder wenn möglich übersteigt.

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Jacob Kramer: Der Softwaremarkt macht rasante Fortschritte und wir stellen fest, dass viele Softwarehersteller – teilweise mehr, teilweise weniger – auf die Bedürfnisse der Planer eingehen. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Planern in Gremien wie der BIM-Allianz oder buildingSmart kann sich unser Berufsstand zusätzliches Gehör bei den Softwareherstellern verschaffen. Durch den regen Austausch wird es uns aber auch vereinfacht, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten und neue Workflows zu etablieren.

Wo funktionieren die Dinge noch nicht so, wie Sie sich es wünschen?
Jacob Kramer: Mit der Digitalisierung des Planungsprozesses steigt auch der Anspruch an die Kompetenzen aller Beteiligten. Der einzelne Planer braucht so neben umfangreichem Fachwissen ein grundsätzliches Verständnis für digitale Prozesse. Gerade in Umbruchphasen wie dieser ist das Tempo sehr unterschiedlich. Bei einem Büro wie Astoc, das schon seit langer Zeit dreidimensional arbeitet, ist der Schritt kleiner als bei Unternehmen, die noch bis vor Kurzem konventionell zweidimensional geplant haben. So kommt es dazu, dass in Projekten ein Reibungsenergieverlust entstehen kann, weil einzelne Beteiligte (Bauherren, Fachplaner, Ausführungsunternehmen) parallel zum BIM-Prozess in althergebrachten Methoden arbeiten. Wir gehen davon aus, dass sich die neuen Prozesse mit der Zeit etablieren und zunehmend zur Selbstverständlichkeit werden. Ein größerer Schwerpunkt auf digitale Kompetenz in Studium und Ausbildung könnte die Lücke auch für nachfolgende Planergenerationen schließen.

© Astoc Architects and Planners

Jörg Ziolkowski: Durch den höheren Anspruch an die digitalen Prozesse steigen auch die Kosten für Unternehmen. Das hat zum einen mit höheren Kosten für die digitalen Werkzeuge zu tun. Auch die Beschäftigung von entsprechend qualifizierten Mitarbeitern steigert die laufenden Kosten der Büros. Andererseits bedingen umfängliche BIM-Prozesse, die von den Bauherren beauftragt werden, häufig neben den Grundleistungen auch besondere Leistungen, die eine zusätzliche Honorierung ermöglichen. Oft fällt es den Planern schwer, besondere Leistungen von Grundleistungen abzugrenzen und Ihre Mehrleistungen in Rechnung zu stellen. Die einschlägige Literatur bearbeitet diese Themen häufig nur unzureichend. Hier zählen wir darauf, dass die HOAI in ihrer nächsten Fassung ein wenig mehr Klarheit gibt und uns den Rücken stärkt. Auch hier sind wir über unsere Gremienarbeit involviert. Darüber hinaus erstellen wir in Arbeitskreisen der BIM-Allianz auch Leistungsbilder mit Bewertungen nach Grund- und besonderen Leistungen, um Lücken zu schließen.

Stephan Becker © Astoc Architects and Planners
Jacob Kramer © Astoc Architects and Planners
Jörg Ziolkowski © Astoc Architects and Planners

Wie hat sich Ihre Zusammenarbeit durch BIM verändert?
Stephan Becker: Insgesamt hat BIM die Kommunikation intern und extern in vielen Bereichen vereinfacht. Das haben wir, wie viele andere auch, besonders in der Zeit der Corona-Pandemie gelernt.
Bürointern können wir ortsunabhängig zusammenarbeiten, denn die gleichzeitige Bearbeitung eines Modells durch mehrere Kolleginnen und Kollegen ist problemlos möglich. Wir haben digitale Kommunikationswege etabliert, die fast so gut sind wie das persönliche Nebeneinandersitzen im Büro. Auch fällt es leichter, sich anhand eines dreidimensionalen Modells miteinander auszutauschen. Das gilt insbesondere für Planungsbesprechungen, die nun häufig als Videokonferenzen stattfinden. Standards wie das BCF-Format von buildingSmart, gekoppelt mit entsprechenden Online-Kommunikations-Plattformen, verbessern darüber hinaus die Kommunikation über konkrete Planungsinhalte. So lässt sich der Planungsablauf sicherer und zentraler dokumentieren als das mit dem Versand von Deckblättern per E-Mail möglich war. Diese strukturierte Arbeitsweise erhöht die Planungsqualität nach unserer Erfahrung merklich.

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Welche Fehler sollte man bei der Arbeit mit BIM in jedem Fall vermeiden?
Jörg Ziolkowski: Eine Gefahr ist sicherlich, gerade bei ersten BIM-Projekten, BIM als Zusatz zu einer konventionellen Planung zu verstehen. Wenn BIM erfolgreich zum Einsatz kommen soll, muss es die einzige Planungsmethode sein. Das bedeutet, dass Terminpläne an die Methode angepasst sein sollten, Meilensteine im Phasenverlauf grundsätzlich modellbasiert stattfinden sollten und auf 2D-Pläne zu Zwischenzeitpunkten wenn möglich verzichtet werden sollte. Ansonsten multipliziert sich eher der Aufwand, als dass sich ein Effizienzgewinn einstellt.

Jacob Kramer: Ein weiterer, oft gesehener Fehler ist, dass die BIM-Prozesse nicht ausreichend geplant und getestet werden. Die Anforderungen an den BIM-Prozess (BIM-Anwendungsfälle) sollten vor Beginn der Planungen vom Bauherrn und seinen BIM-Managern geklärt und dokumentiert werden. Ansonsten ist der Aufwand für die Planer nicht abschätzbar und damit auch nicht als Planungsleistung anbietbar.

Stephan Becker: Darüber hinaus ist BIM eine Methode der interdisziplinären Zusammenarbeit – und Zusammenarbeit muss organisiert sein. Deshalb sollte unbedingt ein BIM-Abwicklungsplan (BAP) vom BIM-Gesamtkoordinator geschrieben werden. Der BIM-Gesamtkoordinator sollte darüber hinaus durch den Architekten gestellt sein, damit die Hoheit über den Prozess in der Hand der Planer bleibt und nicht von Projektsteurern übernommen wird. Der BAP ist das Projekthandbuch für alle Planungsbeteiligten und muss entsprechend von allen akzeptiert sein. Die im BAP vorgegebenen Arbeitsabläufe und technischen Lösungen müssen vor Planungsbeginn mit allen Beteiligten durch einen Testlauf erprobt werden. Nur so kann die Akzeptanz für die Methode, die technische Kompetenz der Beteiligten und der fehlerfreie Datenaustausch frühzeitig sichergestellt werden.

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Was sind die wichtigsten Bestandteile einer erfolgreichen BIM-Strategie?
Jörg Ziolkowski: Der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche BIM-Strategie sind motivierte Mitarbeiter – und zwar sowohl intern als auch bei anderen Planungsbeteiligten. Als verhältnismäßig großes Büro haben wir den Vorzug, eine eigene, projektunabhängige BIM-Abteilung zu haben. Darin kümmern sich drei Mitarbeiter unter anderem darum, Unternehmensstandards zu entwickeln, die zum einen leicht zu nutzen sind, zum anderen jedoch auch die Qualitätssicherung vereinfachen. Darüber hinaus gibt es in allen Planungsteams Multiplikatoren – BIM-Fachkoordinatoren -, die die Standards in die Projekte bringen. Abstimmungen, gemeinsame Problemlösungen und strategische Entscheidungen können in regelmäßigen gemeinsamen Terminen getroffen werden. Diese Maßnahmen müssen aber auch von der Geschäftsleitung mitinitiiert oder mindestens mitgetragen werden.

Jacob Kramer: Sehr hilfreich ist auch immer der Austausch mit anderen Büros, beispielsweise in den berufspolitischen Vereinigungen, in denen wir vertreten sind. Wir treffen uns aber auch regelmäßig mit einem festen Kreis von anderen Architekturbüros aus der Region zu einem informellen BIM-Erfahrungsaustausch, in dem offen über die Herausforderungen des BIM-Alltags gesprochen wird.

Stephan Becker und Jacob Kramer sind BIM-Manager und Jörg Ziolkowski ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Astoc Architects and Planners in Köln. Das Büro ist Mitglied der BIM Allianz.


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