Unter Spannung: Fußgänger- und Radwegbrücke in Tirschenreuth

Die neuartige, 85 Meter lange Spannbandbrücke in Tirschenreuth in der Oberpfalz war das bauliche Highlight der diesjährigen Landesgartenschau 2013. Die elegante Holzbrücke auf hochfesten Stahlbändern verbindet die Altstadt mit dem Gartenschaugelände rund um den Fischhof, dem ehemaligen Sommersitz der Waldsassener Äbte. Der Entwurf stammt vom jungen Berliner Architekturbüro ANNABAU, in Arbeitsgemeinschaft mit der Ingenieurgesellschaft Schüssler-Plan.
Architekten: ANNABAU Architektur und Landschaft, Berlin
Standort: D-95643 Tirschenreuth
Standort: D-95643 Tirschenreuth
Über den Zeitraum der Landesgartenschau hinaus erfüllt die Brücke ihre städtebauliche Funktion, die Altstadt von Tirschenreuth mit dem Fischhof, dem Ortsteil Lohnsitz und dem späteren Freizeitgelände zu verbinden.
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DETAIL 2013/9 »Bahnhöfe + Haltestellen«.
DETAIL 2013/9 »Bahnhöfe + Haltestellen«.
Die Besonderheit der Brücke ist die faktisch nicht in Erscheinung tretende Tragkonstruktion. Lediglich zwei 25 mm starke Spannbänder bilden den Unterbau der Brücke. Der Blick über den Teich wird somit durch keinen Träger oder Pfeiler eingeschränkt.
Gemäß dem Motto der Gartenschau "Natur in Tirschenreuth 2013", entschieden sich die Architekten bei dem Entwurf für das Material Holz. Dieses nimmt einen direkten Bezug auf die Anwendung von unbehandeltem Holz in der regionalen Architektur und verweist gleichzeitig auf die Bedeutung des Materials in der Geschichte und dem Namen der Stadt Tirschenreuth. Im Rahmen der Gartenschau wurde auch der seit 200 Jahren nicht mehr vorhandene historische Stadtteich wieder angelegt. Somit steht nicht nur die neue, sondern auch die benachbarte steinerne Fischhofbrücke aus dem 18. Jahrhundert wieder im Wasser.
Gemäß dem Motto der Gartenschau "Natur in Tirschenreuth 2013", entschieden sich die Architekten bei dem Entwurf für das Material Holz. Dieses nimmt einen direkten Bezug auf die Anwendung von unbehandeltem Holz in der regionalen Architektur und verweist gleichzeitig auf die Bedeutung des Materials in der Geschichte und dem Namen der Stadt Tirschenreuth. Im Rahmen der Gartenschau wurde auch der seit 200 Jahren nicht mehr vorhandene historische Stadtteich wieder angelegt. Somit steht nicht nur die neue, sondern auch die benachbarte steinerne Fischhofbrücke aus dem 18. Jahrhundert wieder im Wasser.
Die Tragkonstruktion besteht aus zwei Widerlagern und einem Umlenksattel auf einer V-förmigen Stütze in der Mitte, die den Durchhang der Brücke minimiert. Die Widerlager der 3,90 Meter breiten Brücke sind auf bis zu 40 Meter tief in die Erde getriebenen Bohrpfählen gegründet. Das Spannband wird an den beiden Enden der Brücke im Widerlager verankert und in Brückenmitte über einen Umlenksattel geführt. An den Widerlagern sind die hochfesten Stahlbänder befestigt und unter Spannung gesetzt. Für die Bohlen der Bodenfläche und der Seitenwände und Geländer wählten die Architekten Berglärche aus dem Altvater-Gebirge aus. Eine Holzart, die den Anforderungen an Dauerhaftigkeit und Witterungsbeständigkeit entspricht.
Bei der neuen Fußgänger- und Radwegbrücke von ANNABAU kam erstmals eine Baukonstruktion zur Anwendung, bei der 480 Holzbohlen und 960 Brüstungshölzer auf dem nur 25 mm dicken und 15 Tonnen schweren stählernen Spannbändern aufliegen. Da hierzu keine Erfahrungswerte vorlagen, musste das Schwingungsverhalten bei der 87 Meter großen Spannweite erst erprobt werden.
Die dynamischen Berechnungen zeigten, dass die zu erwartenden Beschleunigungen bei vertikalen Schwingungen im unteren Komfortbereich liegen. Aus diesem Grund entwickelten die Architekten ein Schwingungstilger, der bei minimalen Abmessungen nachträglich montiert werden kann und Schwingungen nur im begrenzten Rahmen zulässt.
Die dynamischen Berechnungen zeigten, dass die zu erwartenden Beschleunigungen bei vertikalen Schwingungen im unteren Komfortbereich liegen. Aus diesem Grund entwickelten die Architekten ein Schwingungstilger, der bei minimalen Abmessungen nachträglich montiert werden kann und Schwingungen nur im begrenzten Rahmen zulässt.
Nach der Fertigstellung der Widerlager und des Mittelpfeilers wurden die Spannbänder auf einem Leergerüst verschweißt und mit entsprechender Vorspannung eingebaut. Die endgültige Form ergab sich im Zuge der Montage der Holzbohlen mit den Geländerpfosten und abschließendem Nachjustieren. Die gesamte Holzkonstruktion besteht aus vorgefertigten Elementen. Vier Bohlen und acht Brüstungshölzer wurden durch Koppelbleche zu einem „Paket“ zusammengefasst und in der Werkstatt des Holzbauers komplett vorgefertigt. Die Montagezeit der gesamten Holzkonstruktion betrug dann vor Ort nur 2,5 Tage. Ein weiterer Vorteil ist, dass im Schadensfall einzelne Pakete problemlos ausgehoben und repariert oder ausgetauscht werden können.