21.11.2013

Vierter DETAIL Preis 2011

Am 19. Januar 2011 wurde im Schloss Nymphenburg in München im festlichen Rahmen einer Gala der DETAIL Preis 2011 vergeben. Der internationale Preis wurde bereits zum vierten Mal von DETAIL in Kooperation mit der Weltleitmesse BAU ausgelobt und prämiert herausragende Architektur. Dominik Wichmann, Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung, warf in seiner Festrede „Die dritte Dimension“ einen unterhaltsam-kritischen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Architektur und Baubranche. Die Moderation der zweisprachigen Abendveranstaltung übernahm Architekturkritiker Andreas Ruby. Zum zweiten Mal vergab DETAIL zudem einen Ehrenpreis, dieses Jahr ging er an den japanischen Architekten Toyo Ito.

Folgende Projekte wurden ausgezeichnet:
DETAIL Hauptpreis 2011
David Chipperfield Architects (Berlin) in Zusammenarbeit mit Julian Harrap (London) für das Projekt "Wiederaufbau Neues Museum" in Berlin


Die Wiederherstellung des im Zweiten Weltkriegs schwer beschädigten Neuen Museums aus dem Jahr 1859 umfasst die Restaurierung der erhaltenen Teile sowie die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumfolge und des Volumens durch Neubauteile. DETAIL-Chefredakteur Christian Schittich zitierte aus dem Urteil der Jury: „Die Architektur besticht durch den sinnlichen Umgang mit dem Material und durch das Spannungsverhältnis zwischen der klaren, modernen Architektursprache der Neubauelemente und dem Bestand. Den Architekten gelingt es, bröckelndem Putz und Farbresten eine eigenständige Ästhetik abzugewinnen. Trotz eines sehr langen, teils politisch beeinflussten Bauprozesses, ist die klare konzeptionelle Grundhaltung und der sensible Umgang mit der Substanz in gleichbleibender Qualität zu spüren. Das Projekt beschreibt einen völlig neuer Ansatz im Umgang mit Rekonstruktion und ist ein hervorragendes und authentisches Beispiel für Bauen im Bestand.“

DETAIL Preis 2011: Umbau des Neuen Museums in Berlin durch David Chiperfield Architects, Foto: Christian Richters

Der DETAIL Ehrenpreis 2011 wurde dem japanischen Architekten Toyo Ito verliehen. Mit seiner spielerisch und leicht anmutenden Architektur der „konzeptionellen Leichtigkeit“ schlägt Toyo Ito einen eigenständigen Weg in der zeitgemäßen Baukunst ein. Seine stark vom Experiment geprägte Herangehensweise ist nie von formalen oder funktionalen Aspekten dominiert – stets spielen auch soziokulturelle Wechselwirkungen eine entscheidende Rolle. Maßgeblich ist auch Toyo Itos Einfluss auf die aktuelle japanische Architektur, nicht zuletzt auf Kazuyo Sejima. Ito ist ehrenamtliches Mitglied bei AIA sowie bei RIBA, außerdem ist er Beauftragter der Kumamoto Artpolis.

Toyo Ito

Für den Sonderpreis Glas prämierte die Jury das Projekt New British Embassy im polnischen Warschau von Tony Fretton Architects (London). Die neue britische Botschaft kombiniert höchste Sicherheitsstandards mit großen Glasfronten, minimalistischem Design und ästhetischer Gestaltung. Der längliche, dreigeschossige Bau ist in Anlehnung an neo-klassizistische Bauten streng geometrisch mit einem mittig aufgesetzten Obergeschoss aufgebaut. Der Entwurf basiert – trotz der hohen Sicherheitsanforderungen – auf einer maximal verglasten Front.

Britische Botschaft in Warschau von Tony Fretton

Den Sonderpreis Stahl ging an das dänische Architekturbüro BIG – Bjarke Ingels Group (Kopenhagen) mit dem Projekt Danish Pavilion auf der World Expo 2010 in Shanghai, China. Die Jury empfand das Ausstellungskonzept konsequent und schlüssig durch die ausdrucksstarke Form umgesetzt. Besonders der Ausdruck der Bewegung überzeugte dabei. Die Architektur folgt den Bewegungsabläufen der Nutzer. Neben der auffälligen Formgebung muss die Konstruktion dabei auch den Anforderungen an temporäre Pavillon-Bauten entsprechen, sie muss demontierbar und einfach in der Handhabung des Auf- und Abbaus sein. Beides wird in Stahl überzeugend umgesetzt.

Dänischer Pavillon von BIG auf der World Expo in Schanghai

Hild und K Architekten (München) erhielten mit dem Projekt Louis Hotel am Viktualienmarkt in München den Sonderpreis Interior. Die Umgestaltung des Gebäudes in der historischen Münchner Innenstadt zieht sich von der Fassade über Detaillösungen bei Fenstern und Brüstungen bis hin zur Innenraumgestaltung durch Möblierung und Accessoires, die ebenfalls speziell für diesen Ort gestaltet wurden. Es entsteht eine Ästhetik die bis ins kleinste Detail dem Leitmotiv “Reisen“ folgt. Die Jury sieht in dem Sanierungsobjekt ein Gesamtkunstwerk, das authentisch, sensibel und sehr bewusst mit dem Ort umgeht.

Umbau des Hotel Louis in München von Hild und K

Für das Projekt Wohnhaus Flury in Deitingen, Schweiz, zeichnete die Jury Spaceshop Architekten (Biel) mit dem Sonderpreis Green Architecture aus. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, dass Ökoarchitektur ihr Stigma überwunden hat. Die zugrundeliegenden Prämissen Autarkie, Ökologie und Gesundheit werden selbstsicher in einer modernen und klaren Architektursprache umgesetzt. Für das Wohnhaus Flury wurden lediglich lokale Baustoffe und nachwachsende Materialien aus dem nahen Umfeld verwendet. Das Gebäude ist vollständig recycelbar und produziert keinen Abfall. Das Projekt ist sehr rational und setzt sich souverän mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander.

Wohnhaus Flury von Spaceshop Architecture

Für den Sonderpreis Studenten überzeugte die Projektgruppe »Forschungspavillon« der Institute ICD und ITKE der Universität Stuttgart mit dem Projekt Forschungspavillon: Der elegante Pavillon mit seinem leichten und gleichzeitig raumbegrenzenden Tragwerk aus gebogenem Sperrholz zeigt neuartige Anwendungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten für das Material Holz auf. Dabei werden computergestützte Entwurfsmöglichkeiten ausgetestet und das Potenzial des parametrischen Bauens durch die Studenten erforscht.

Forschungspavillon der Universität Stuttgart

Weiterhin wurden zwei Unternehmenspreise an die Industrie verliehen. Der Unternehmenspreis Corporate ging an den Polymerspezialisten REHAU AG + Co (Rehau), der gemeinsam mit dem Architekturbüro Weberwürschinger (Berlin) das Projekt Prolin – Ausbildungszentrum Rehau realisiert hat. Die Jury lobte die beispielhafte Umgestaltung des Ausbildungszentrums. Trotz der Eingriffe zur energetischen Sanierung bleibt der Charakter des Altbaus erhalten und wird durch sensible Eingriffe zukunftsfähig umgestaltet. Die Erweiterung ist ein gefühlvolles Weiterbauen im Bestand, passt sich in der Materialität an, nimmt formale Elemente des Altbaus auf und entwickelt diese weiter. Durch starke Gesten wirkt der Neubau trotzdem eigenständig.

Ausbildungszentrum Rehau

Der Unternehmenspreis Product wurde an die Schmid GmbH aus Simmerberg mit dem Produkt Schmid Licht-Akustik-Membrandecke, gezeigt an dem Referenzobjekt Museum Folkwang, von David Chipperfield Architects (Berlin) und Plan Forward GmbH (Stuttgart) in Essen vergeben. Das neuartige Deckensystem löst die hohen Belichtungsanforderungen für Ausstellungsräume an Kunst- und Tageslicht unter gleichzeitiger Berücksichtigung sämtlicher weiterer konstruktiver, gestalterischer, raumklimatischer und -akustischer Aspekte. Das Ausstellungskonzept des Museums wird durch das neue Deckensystem optimal unterstützt.

Licht-Akustik-Membrandecke von Schmid, Projekt: Museum Folkwang in Essen von David Chipperfield Architects

Der DETAIL Preis 2011 wurde unterstützt von:

Partner des DETAIL Preis 2011

Ideelle Partner des DETAIL Preis 2011

Sponsoren des DETAIL Preis 2011

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