Wendungsreiche Verbindung: Treppenanlage in Chur

Entstehen sollte ein Weg, der die Kantonsschule Halde mit dem 35 Höhenmeter tiefer im Plessurtal gelegenen Schulhaus Cleric verbindet. Anders als in einer Vorstudie vorgeschlagen, haben Esch Sintzel Architekten die privilegierte Lage zum Thema ihres Entwurfes gemacht: Statt eines Tunnels führen sie den neuen Weg soweit wie möglich außerhalb des Berges. Eine überdachte Treppenstruktur erleichtert nun den Schülern den Ortswechsel und bietet reizvolle Ausblicke auf die Stadt und in die Landschaft. Architekten: Esch Sintzel Architekten, Zürich
Standort: CH-7000 Chur

Die rostige Oberfläche der Corten-Stahlplatten harmonisiert mit dem Weinlaub und den Böschungsmauern der St. Luzistrasse, Foto: Walter Mair

Weit und steil ist der Weg, den die Schüler zwischen der Plessur-Aue und der hoch oben, neben der Churer Kathedrale gelegenen Kantonsschule, oft mehrmals täglich zurücklegen müssen.
Rein organisatorisch ist solch ein Ortswechsel eher ein Hindernis, doch die Architekten machten den Weg zu einem Ereignis mit Ausblicken, zu einem willkommenen „Time Out“, zum kurzen Spaziergang an der frischen Luft.
Die Treppenanlage ist der letzte Baustein eines Projekts, dass die  Zusammenführung der beiden Mittelschulen vorsieht. Zuvor wurde der Vorschlag, alle Gebäude der Kantonsschule in einem Neubau zu vereinen in einer Abstimmung abgelehnt. Stattdessen wurden die beiden, aus den 60er Jahren stammende Schulen saniert und durch eine neue und direkte Fussgängerverbindung miteinander verbunden. Diese umfasst nicht nur eine Treppe, sondern auch eine Standseilbahn, damit der Weg auch für Gehbehinderte zugänglich wird. Dieser Schräglift verbindet, weitgehend in den Hang eingelassen, auf direkter Linie das untere und obere Niveau. 

Foto: Walter Mair

Lageplan, Grafik: Esch Sintzel Architekten

Schnitt, Grafik: Esch Sintzel Architekten

Grundriss, Grafik: Esch Sintzel Architekten

Fotos: Walter Mair

Beidseits der Treppe verlaufen gewellte Geländer aus durchscheinendem Lochblech.

Weitere Informationen
Bauherr: Hochbauamt des Kantons Graubünden  Tragwerksplanung: Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG, Zürich
Stahlbau: Tuchschmid AG, Frauenfeld
Landschaftsplanung: Luzius Saurer, Bern Gesamtbaukosten: 5,3 Mio CHF 
Wettbewerb: 2009
Ausführung: Mai 2010 - Oktober 2011
Ein Beitrag von Peter Popp und Emilia Margaretha.
Weitere Projekte zum Thema »Bauen mit Stahl« finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe 
DETAIL 2013/7+8
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Foto: Walter Mair

Unterbau, Treppe und Lift sind massiv in Sichtbeton gebaut. Die dünnen Seitenwände aus nur 12 Millimeter starkem Stahl verleihen der Konstruktion eine beinahe papierhafte Anmutung. Unterstützt wird dieser leichte Eindruck durch die nicht sichtbare Befestigung der Stahlhülle an den massiven Teilen. 23 mit den Betonbauarbeiten eingebaute Stahlkonsolen und 50 Distanzstücke halten die Bleche auf Abstand. Das Dach wurde als Kastenkonstruktion ausgeführt und sorgt für die nötige Steifigkeit. Die seitlichen, bis zu 6,5 Meter hohe Wandelemente setzen sich aus je vier Stahlblechen zusammen und bilden so den Rahmen für die sechseckige Öffnung.  Die rostige Oberfläche der Corten-Stahlplatten harmonisiert perfekt mit dem Weinlaub und den Böschungsmauern der St. Luzistrasse. Die schlanke Anmutung der Konstruktion betont ein weißer Anstrich, der bereits im Werk sandgestrahlt und mit einer zweifachen weißen Farbbeschichtung versehen wurde. Dazu kam vor Ort ein abschließender Deckanstrich in glänzend weißer Farbe, der das einfallende Tageslicht reflektiert.

Foto: Esch Sintzel Architekten

Durch die großen Öffnungen und die weiße Farbe im Inneren wirkt die Stahlstruktur leicht. Foto: Walter Mair

Die Treppenanlage wurde dynamisch in die Landschaft eingebettet und spielt dabei mit den topografischen Gegebenheiten: Beim Abstieg in die Plessurebene bleibt der Passant zunächst "auf dem Berg" stehen, bewegt sich dann „am Berg“, entlang der Böschungsmauer der St. Luzistrasse abwärts, und begibt sich erst unmittelbar vor der Unterführung der Straße „in den Berg“. Eine leichte, überdachte Treppe führt den Abwärtssteigenden schließlich „aus dem Berg“ heraus.

Durch die große Toröffnung in der Stützmauer führt die Treppe ins Innere, um auf der anderen Seite der Strasse wieder an die Oberfläche zu stossen, Foto: Walter Mair

Der Entwurf ist eine Referenz an die sich in den Hängen emporziehenden Arkadengänge der Wallfahrtskirchen in Oberitalien. Foto: Walter Mair

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