Wie arbeitet das in Tokio basierte Architekturbüro Florian Busch Architects während der Corona-Krise?
Foto: Florian Busch Architekten
Wie hat sich der Alltag in Ihrem Büro verändert?
Florian Busch: Was früher "Alltagsroutine" war, ist heute "Alltagsimprovisation“. Was natürlich nicht unbedingt eine schlechte Sache ist. Die neue Situation zwingt uns, neue Arbeitsweisen auszuprobieren und zu erproben. Und dabei gibt es viel gerade auch für die Zukunft zu lernen.
Obwohl wir uns in Tokio technisch gesehen nicht in einem gesetzlichen Lockdown befinden, wurden FBA-Server und Computer so eingerichtet, dass sie standortunabhängig zugänglich sind. Seit der letzten Märzwoche arbeiten wir von zu Hause aus. Anstelle der Besprechungen im Büro oder in den Büros von Kunden und Projekt-Partnern gibt es jetzt mehrere Online-Besprechungen pro Tag. Da wir Konferenzgespräche mit Teams rund um die Welt gewohnt sind, ist dies eine ziemlich unkomplizierte Erfahrung. Baustellenbesuche, bei denen die physische Präsenz nicht einfach durch einen "Videoanruf" ersetzt werden kann, sind eine ganz andere Herausforderung.
Am meisten vermissen wir die Spontaneität: Bereits nach einer Woche “Working-from-Home” zeigt sich, wie wichtig Ad-hoc-Besprechungen, schnelle informelle Treffen oder der Austausch im Büro zwischen den Mitarbeitern sind. Es fehlen Momente, in denen die gegenseitige Präsenz den Gesprächs- und Denkprozess vorantreibt.
Die Ironie der unfreiwilligen Isolation besteht darin, dass viele Ablenkungen oft mehr Anstrengung erfordern, um sich zu konzentrieren.
Wenn auch der Anlass nicht gerade passend ist, wird —Dachgarten und gutes Wetter helfen— aus dem “Working-from-Home” doch mal schnell eine entspanntes, eher an Urlaub erinnerndes Erlebnis.
Wie gehen Sie mit der Corona-Krise um – laufen Ihre Projekte weiter?
Es gibt Projekte, die mit wenigen Verzögerung weiterlaufen (“Als wäre das ein Geheimnis gewesen, beginnt man auf einmal zu begreifen, dass alle Toiletten in China hergestellt werden und diese es nicht rechtzeitig zu den Baustellen schaffen…”), als auch Projekte, die auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt werden.
Die ernüchterndere Aussicht ist aber das, was nach der Krise kommt. Es wäre naiv anzunehmen, dass die Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht eine langen Dürre von Projektaufträgen nach sich ziehen werden.
Welche Tipps können Sie Ihren Kollegen geben?
Nehmen Sie in der aktuellen Situation die vielen unerwarteten Chancen wahr, die sich zwischen all den Herausforderungen unweigerlich ergeben werden.
Flexibilität, aber auch Neugierde sind notwendiger denn je.
Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach der Ausgangsbeschränkung?
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