African Mobilities: Ausstellung im Architekturmuseum der TU München
Foto: Amelie Trautmann
Für die Entwicklung angemessener Maßnahmen gegen die globale Problematik hat sich ein interdisziplinär arbeitendes Team aus afrikanischen Architekten, Stadtplanern, Filmemachern, Künstlern, Soziologen und Autoren gefunden. Um denkbare Szenarien diskutieren, analysieren und schließlich für die Ausstellung African Mobilities illustrieren zu können, machte die Arbeitsgruppe Halt an elf verschiedenen afrikanischen Orten, sowie in New York und in München.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts präsentiert die Ausstellung in drei Kategorien und anhand verschiedener Formate. In den Aussagen der Kunstwerke, Comicromane, Essays, Filme und Hörbüchern stecken nicht nur konkrete architektonische Ansätze, vielmehr wird der Besucher mit komplex gedachten Szenarien aus Bereichen der Kunst und Wissenschaft konfrontiert.
Die Kategorie Kartographie und Bewegung wirft Blicke in die Vergangenheit: So bewahrt die »Chimurenga-Bibliothek« des gleichnamigen Verlags in Kapstadt mit ihrem Inventar aus mehr als 500 Titeln aus Literatur und Musik Erinnerungen an die afrikanische Geschichte.
Neben der reinen Wissensvermittlung bildet der Mittelpunkt der Ausstellung einen Treffpunkt und Ort sich auszutauschen. Für eine noch größere Reichweite sind die verschiedenen Medien parallel auch online erlebbar.
Anhand von Prototypen, wie dem »Niamey 2000 Housing« von united4design bekommt der Besucher eine konkrete Vorstellung, wie zeitgemäße, städtische Wohnformen aussehen können. Das Mehrfamilienhaus bestehend aus sechs privaten Einheiten reagiert durch Verdichtung auf die gegenwärtige Immobilienkrise der nigrischen Hauptstadt Niamey. Das Team von united4design geht exemplarisch mit dem unmittelbaren Kontext um und hält an traditionellen Bauweisen fest. Anstelle von importiertem Beton bevorzugen die Architekten als Baustoff ungebrannten, rotbraunen Lehm aus heimischen Laterit Erzeugnissen. Passive Kühlung sorgt für ein behagliches Raumklima. Ohne Zweifel demonstriert das Projekt lediglich eine Maßnahme, neue Wohnstrukturen für den Mittelstand zu entwickeln.
Hypothetische Prognosen für die Zukunft präsentieren unter anderem Olalekan Jeyifous und Wale Lawal mit ihrer Vision »Mad Horse City«. Besucher sollen dadurch angeregt werden, in unkonventionellen Alternativen zu denken. Die virtuelle 360-Grad-Installation stellt eine moderne Slum-Gemeinschaft inmitten der Metropole Lagos dar. Die Künstler machen mit ihrer Installation Vertriebenen Mut, durch Widerstand und Eigeninitiative selbstständige Strukturen zu errichten, die zu einem neuen, gemeinschaftlichen Lebensgefühl verhelfen können.
Durch das von Ilze Wolff (Partnerin im Büro Wolff Architects in Kapstadt) entworfene Ausstellungsdesign verschmelzen die unterschiedlichen Eindrücke der ausgestellten Exponate und liefern einen informativen Überblick über ein komplexes und heterogenes Thema. Die naturbelassenen, schwarz- und gelb-angestrichenen skulpturalen Holzelemente integrieren immer wieder Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen, Reflektieren und Kommunizieren einladen.
An die Stelle eines Kataloges tritt eine online Plattform, die Interessierte sowohl vor Ort als auch fernab von München erreicht. Der Informationspool soll auch nach der Ausstellung in München weiterhin mit Inhalten gefüllt und besucht werden.
Für die Entstehung von African Mobilities kooperierten das Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne mit der südafrikanischen University of the Witwatersrand. Gefördert wurde sie durch die Kulturstiftung des Bundes. Mit der Unterstützung des Goethe-Instituts soll sich African Mobilities im Anschluss sogar auf den weiten Weg nach Afrika machen um direkt in der afrikanischen Bevölkerung Impulse zu setzen und zurück zu ihrem Ursprung, dem Ort zahlreicher Treffen, zu gelangen.