Bar in München von Buero Wagner

Im Münchner Stadtteil Lehel hat Buero Wagner den historischen Gewölbekeller eines kleinen Wohnhauses zur Rum-Bar Campana del Rey umgebaut. Der zwei Geschosse unter Straßenniveau liegende Raum stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Im Zuge einer umfassenden Neuordnung des Gebäudes wurde das Haus ab dem ersten Obergeschoss neu errichtet und um ein weiteres Untergeschoss ergänzt. Der nur etwa 1,70 m hohe Keller wurde von Hand vertieft, bestehende Ziegelstützen und -wände schrittweise unterfangen. 

Die alten Ziegelwände sind von Putz befreit und in ihrem ursprünglichen Zustand belassen. © Kim Fohmann 

Die neuen Betonfundamente übernehmen eine doppelte Funktion: Sie tragen das Gebäude und bilden zugleich das feste Mobiliar des Raums, indem sie Bänke, Bar und Stehtische ausformen. So wird die bauliche Erneuerung unmittelbar in die neue Nutzung übersetzt: Gäste und Gebäude „sitzen“ auf derselben tragenden Struktur. Durch die klare materielle Trennung zwischen Erweiterung und historischer Bausubstanz bleiben die Zeitschichten deutlich ablesbar. 

Ein Vorhang aus Restleder schließt den Raum stirnseitig ab und verbirgt Durchgänge und Stauraum. © Kim Fohmann

Der Eingriff in die historische Substanz blieb auf ein Minimum beschränkt. Die alten Ziegelwände wurden von Putz befreit und in ihrem ursprünglichen Zustand belassen. Spritzwassergefährdete Bereiche erhielten eine Verkleidung aus rotem Naturstein. Da dessen Bruchkanten sichtbar bleiben, konnte der vollständige Steinblock ohne Verschnitt verarbeitet werden. Die technische Infrastruktur integriert sich unauffällig: Leitungen verlaufen unter der Betondecke, Heizung und Lüftung im Boden, das Gewölbe bleibt bis auf schwarze Lichtschienen frei von Installationen.  

Hocker aus Aluminium mit schwarzer Lederauflage ergänzen das Mobiliar. © Kim Fohmann 

Als Ergänzung zu den massiven Einbauten aus Beton sieht der Entwurf von Buero Wagner zwei- und dreisitzige Hocker aus Aluminium vor, deren Sitzflächen wie die Betonbänke mit schwarzen Lederkissen belegt sind. Ein Vorhang aus Restleder schließt den Raum stirnseitig ab und verbirgt Durchgänge und Stauraum. Die Gestaltung des Innenraums folgt einem klaren Konzept: Es gibt ausschließlich bankartige Sitzgelegenheiten. Durch gezielte Abstände und Blickrichtungen entstehen unterschiedliche Kommunikationszonen – vom Rückzugsort bis hin zu Plätzen, an denen man leicht mit seinem Gegenüber ins Gespräch kommen kann. Die Bar als flacher, zentraler Tisch ist ohne Trennung zwischen Gast und Service gedacht und fördert direkte Interaktion. Durch die räumlich präzise Balance aus Bestand und neuer Struktur entstand mit der Bar Campana del Rey ein atmosphärischer Ort, an dem Konstruktion und Nutzung untrennbar ineinandergreifen.