Boardinghouse in Mexico City von CRB Arquitectos

Die Avenida Alvaro Obregon im Stadtviertel Roma Norte von Mexico City wirkt auf europäische Augen wie zufällig gewachsenes Chaos: Scheinbar beliebig reihen sich Gebäude jeglicher Höhe und aller Altersgruppen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit entlang der Straße auf. Dazwischen finden sich auch immer wieder unbebaute Grundstücke. Dennoch springt der achtgeschossige Neubau mit der Hausnummer 43 sofort ins Auge. Das liegt nicht nur an seiner Höhe, sondern auch am Fassadenmaterial Holz.  

Grundriss Erdgeschoss, Grafik © CRB Arquitectos 

Das von CRB Arquitectos entworfene Bauwerk umfasst insgesamt 59 Wohnungen, alle mehr oder weniger von der gleichen Größe, sowie ein Ladenlokal im Erdgeschoss und eine Gemeinschaftsterrasse auf dem Dach. Die Wohneinheiten werden zum Verkauf angeboten, teils an Eigennutzer und teils auch an private Investoren, die die Flächen anschließend über den Bauherrn als eine Art Boardinghouse an Touristen vermieten lassen. 

Zwei begrünte Innenhöfe belichten den offenen Erschließungsbereich im Zentrum des Gebäudes. © Arturo Arrieta 

Die Konstruktion des Gebäudes hat sich im Planungsprozess wiederholt verändert: Ursprünglich planten die Architekten, die komplette Fassadenkonstruktion samt Decken aus Holz zu errichten. Nun besteht nur noch die Balkonzone an der Straße sowie der größte Teil der Geschossdecken aus dem Naturmaterial. Alle Innenwände sowie die Fassadenstützen sind aus Beton gefertigt. Um im Souterrain eine zusätzliche Wohnetage zu schaffen, ist das Haus gegenüber seinen Nachbarn etwas zurückgesetzt. Die Untergeschosswohnungen öffnen sich zu Freiterrassen vor und hinter dem Gebäude.

Die Balkone und Treppenläufe sind üppig begrünt. © Arturo Arrieta 

Um die relativ tiefe Parzelle angemessen zu belichten, sparten die Architekten zwei halbkreisförmige Innenhöfe in der Gebäudemitte aus. In einem davon verbindet nun eine Treppe alle Etagen miteinander. Die Höfe dienen überdies als grüne Lunge im Inneren des Gebäudes, in der Farne, Sago- und Kentia-Palmen wachsen. Auch die Treppenläufe und die Balkone hat der Landschaftsarchitekt Hugo Sánchez üppig begrünt – Letztere mit Oliven- und Guavenbäumen als Topfpflanzen. Für die Bewässerung nutzen die Bewohner überwiegend das Regenwasser, das auf das Grundstück fällt.  

In den Zimmern liegen die Holzdecken offen. Die Wände sind mit mexikanischem Chukum-Putz beschichtet. © Arturo Arrieta 

Im obersten Geschoss erwartet ein Dachgarten mit überdachter Bar die Bewohner und Hotelgäste. © Arturo Arrieta 

Auf dem Gebäudedach steht den Bewohnern und Hotelgästen ein Dachgarten mit überdachter Bar zur Verfügung. Die dominierenden Materialien in den Innenräumen und Höfen sind Holz, Granitfußböden und Chukum-Putz. Diese Art von Wandverputz kannten bereits die alten Mayas. Anfang der 1990er-Jahre wurde sie wiederentdeckt. Sie besteht aus Kalk, Zement und dem gekochten Saft des auf der Halbinsel Yucatan heimischen Chukum-Strauchs. Der Vorteil dieser Mixtur: Sie ist äußerst langlebig und komplett wasserdicht, sodass in Mexiko damit sogar Schwimmbecken von innen ausgekleidet werden.