Bürgerzentrum in Niederwerrn

Das Gemeindezentrum von Schlicht Lamprecht Kern Architekten vereint konstruktive und soziale Nachhaltigkeit. Zwei Neubauten aus Holz und Recyclingbeton ergänzen drei Bestandsbauten als Ort der Begegnung. Entstanden ist eine neue Ortsmitte, die nicht nur räumlich den Übergang zwischen dem historischen Altort und dem neueren Siedlungsgebiet markiert, sondern auch funktional ein lebendiges Zentrum für alle Generationen bildet. Der Komplex besteht aus einem Bürgersaal, Vereinsräumen, einem Café, einem Museum und einer sogenannten Energiescheune, die technische Anlagen zur Energiegewinnung beherbergt.

Zwei Neubauten aus Holz und Recyclingbeton ergänzen drei Bestandsbauten als Ort der Begegnung. © Stefan Meyer

Den Grundstein für dieses Projekt legte die Gemeinde bereits 2014 mit der Erarbeitung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK), das unter breiter Beteiligung der Bevölkerung entstand. Dabei wurden die Wünsche der Bürger berücksichtigt: Begrünte Plätze für Markt und Plantanz, ein Bauerngarten und Sitzstufen für Veranstaltungen der benachbarten Bibliothek verbinden das Ensemble mit der Umgebung. In einem langjährigen Prozess sicherte sich die Gemeinde gezielt Grundstücke, die für die Umsetzung nötig waren – teils durch Tauschgeschäfte mit leerstehenden Immobilien oder dem Zukauf zusätzlicher Flächen. 

Das Herzstück des neuen Ensembles bilden zwei Gebäude mit Satteldächern, deren Maßstab sich an der historischen Umgebung orientiert. © Stefan Meyer

Das Herzstück des neuen Ensembles bilden zwei Gebäude mit Satteldächern, deren Maßstab sich an der historischen Umgebung orientiert. Ein Gebäude wurde in Massivholzbauweise, das andere mit Recyclingbeton errichtet. Letzterer stammt aus der zurückgebauten Talbrücke Rothof bei Würzburg und wurde in einem nahegelegenen Werk aufbereitet – ein Beispiel für konsequentes Upcycling. Auch gestalterisch setzt das Zentrum auf traditionelle Handwerkstechniken wie das Scharrieren und Spitzen der Betonoberflächen, um dem Material eine lebendige, regionale Anmutung zu verleihen. In allen Bauphasen wurde auf kurze Transportwege, ökologische Materialien und weitgehenden Verzicht auf Folien oder Klebstoffen geachtet. Das benachbarte Museum, untergebracht in einem sanierten Fachwerkhaus, wurde als Vitrine mit einer offenen Nordfassade, gestaltet. Die Sammlung zeigt Alltagsgegenstände aus einem ehemaligen Niederwerrner Ladengeschäft. Die angrenzende Energiescheune, einst eine traditionelle fränkische Scheune, beherbergt heute die gesamte Haustechnik des Ensembles. Die Technik ist öffentlich einsehbar, um Besucherinnen Einblicke in nachhaltige Energiekonzepte zu geben. Auch hier wurden recycelte Materialien verwendet, darunter Schalungsbretter und Backsteinklinker.

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