Co-Living-Haus bei Frauenfeld von Bernath+Widmer

Bernath+Widmer ersetzen einen baufälligen Vielzweckhof bei Frauenfeld durch ein modernes Wohnhaus. Mit einer zeitgemäßen Holzbauweise und Sichtbeton interpretieren sie den traditionellen Hof neu und erhalten so die Struktur des Weilers Dingenhart. Die Architekten greifen das Alle-unter-einem-Dach Konzept auf und verwandeln es in ein modernes Co-Living Projekt. Die vier großzügigen Apartments mit eigenem Bad und einer Loggia haben jedoch keine separate Küche. Die Eigentümerin wünscht sich, dass die künftige Wohngemeinschaft aus bis zu acht Freunden in der großen Gemeinschaftsküche kocht und isst.

Im Bereich der ehemaligen Tenne entstand eine große Gemeinschaftsküche. © Roland Bernath

Das Bauherrnpaar wollte den Vorgängerbau – ein typisch thurgauisches Vielzweckbauernhaus mit Tenne, Stall und Wohntrakt unter einem Dach – zum Wohnhaus umbauen. Nach jahrelangem Leerstand war es jedoch baufällig geworden und ein Neubau schien unvermeidlich. Dies wurde zur Herausforderung. Das Grundstück liegt in einer Landwirtschaftszone. Dort sind Neubauten nur zu landwirtschaftlichen Zwecken zulässig. Weil der Hof aber eine wichtige Rolle für die Dorfstruktur spielte, stimmte der Kanton Thurgau schließlich einem Ersatzneubau zur reinen Wohnnutzung zu.

Um den Eindruck einer umlaufend geschlossenen Gebäudehülle – wie bei einer Tenne – herzustellen, erhielt das Wohnhaus Faltläden mit der gleichen Lattenschalung wie die Holzfassade. © Roland Bernath

Das neue Haus musste in derselben Ausrichtung, mit gleichem Volumen und an derselben Stelle wie sein Vorgänger stehen. Sein Erscheinungsbild und das der Umgebung sollten weitgehend bewahrt werden. Die beheizte Fläche durfte aber nur begrenzt wachsen. Großzügige Loggien und Terrassen und eine Erschließungsfläche zwischen Wohnhaus und Gemeinschaftsbereich nehmen die kalten Flächen auf. 

Großzügige Balkone nehmen die geforderten unbeheizten Flächen auf. © Roland Bernath

„Wir wollten keinen Museumsbau, keine historisierte Replik eines Bauernhauses entwerfen“, erklärt Benjamin Widmer den Entwurf, „die Typologie übernehmen wir, die Konstruktion aber ist zeitgemäß“. So überspannt ein Raumskelett aus schmalen Esche-Brettschichtbindern und Fichtenholzstützen den weiten Gemeinschaftsbereich. Nach historischem Vorbild ist der Holzbau komplett verschalt. Vertikale Faltläden sorgen –wenn sie geschlossen sind – für eine durchgehende Struktur, die sich im Sichtbeton des Wohntrakts fortsetzt. Dieser wurde in einer vertikalen Bretterschalung gegossen. Wenn im Lauf der Jahre die unbehandelten Bretter silbergrau verwittern, gleichen sie sich auch farblich immer mehr dem Wohnhaus an.

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