Ausstellung in Basel
Experimente zwischen Denkmalpflege und Architektur
Allen + Crippa, Gässli5, Grabs SG, 2022 – 2024. Modell 1:33 des versetzten Hauses und Anbau in Stampflehm, © Allen + Crippa
In diesem Jahr jährt sich zum 50. Mal das Europäische Denkmalschutzjahr, das 1975 vom Europarat ausgerufen wurde. Dieses Jubiläum nimmt das S AM Schweizerisches Architekturmuseum zum Anlass mit der Ausstellung „Was War Werden Könnte: Experimente zwischen Denkmalpflege und Architektur“ die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Denkmalpflege zu betrachten. Ziel der Ausstellung ist es, neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit Architekturschaffenden auszuloten.


Die Ausstellung „Was War Werden Könnte: Experimente zwischen Denkmalpflege und Architektur“ betrachtet die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Denkmalpflege. © S AM Schweizerisches Architekturmuseum
Europäisches Denkmalschutzjahr
Die Ausstellung gliedert sich in vier Räume. Besucher:innen starten im ersten Raum mit der Vergangenheit – dem Europäischen Denkmalschutzjahr von 1975. Damals wurden in verschiedenen europäischen Staaten unter dem Motto „Eine Zukunft für die Vergangenheit“ Kampagnen und Aktivitäten veranstaltet, die die breite Bevölkerung für die Interessen des baukulturellen Erbes sensibilisieren sollten. Es war eine Gegenreaktion auf die anhaltende Neubau- und Abrisswelle, die die historisch gewachsenen Landschaften und Altstädte Europas nach dem Zweiten Weltkrieg rasant veränderte. Auf das wirtschaftlich begründete Prinzip des grenzenlosen Wachstums antworteten Denkmalpfleger:innen mit dem Erhalt und der Nutzung des Baubestands. Eine wertvolle Ressource, die es auf die politische Agenda schaffte.
Wertewandel in Architekturbüros
Der zweite Raum beschäftigt sich mit der Frage: Wo stehen wir fünfzig Jahre nach dem Europäischen Denkmalschutzjahr? In kollektiver Zusammenarbeit hat eine Gruppe von Studierenden der ETH Zürich Projekte für die Ausstellung ausgewählt und diesen die entsprechenden Stellen aus den „Leitsätzen zur Denkmalpflege in der Schweiz“ zugeordnet. Nach intensiver Auseinandersetzung verstehen die Studierenden: Für Bestandsbauten gibt es keine standardisierte Vorgehensweise, sondern sie fordern individuelle Lösungsansätze, intensive Analysen und Verhandlungsprozesse zwischen den unterschiedlichen Beteiligten. Die meiste Arbeit offenbart sich oft erst während des Prozesses und verbirgt sich hinter subtilen oder unsichtbaren Eingriffen. Erfreulich ist die Erkenntnis, dass in einigen Fällen die Initiative, Bestand so behutsam wie möglich zu behandeln oder gar zu erhalten, von den Planenden selbst kam – ohne gesetzliche Vorgabe. Das zeigt, dass Architekturschaffende Bestand heute als eine Qualität ansehen – Qualität, die es zu nutzen gilt.


Blick in die Ausstellung „Was War Werden Könnte: Experimente zwischen Denkmalpflege und Architektur“ im S AM Schweizerisches Architekturmuseum. © S AM Schweizerisches Architekturmuseum
Architektonischer Meilenstein der Schweizer Moderne
Der dritte Raum honoriert eines der größten und komplexesten denkmalpflegerischen Architekturprojekte der Schweiz: die Instandsetzung und der Weiterbau am Kongresshaus und der Tonhalle Zürich. Das 1939 eröffnete Kongresshaus Zürich von Max Ernst Haefeli, Werner Max Moser und Rudolf Steiger vereint die Prinzipien des damals aufstrebenden Neuen Bauens – klare geometrische Formen, fließende Übergänge zwischen Innen- und Außenräumen und schwungvolle Ornamentik. Der Bau gilt als ein Meilenstein in der Schweizer Moderne, der respektvoll zwischen Vergangenheit und Gegenwart vermittelt. Gemeinsam mit den Projektverantwortlichen, der ARGE Boesch Diener (Elisabeth & Martin Boesch Architekten, Zürich, Diener & Diener Architekten, Basel) arbeitet das S AM die Geschichte des Gebäudes gewissenhaft auf und präsentiert sie der Öffentlichkeit.


Die „Denk-Mal-Bar“ lädt an ausgewählten Abenden zur Diskussion über die Zukunft der Denkmalpflege ein. © S AM Schweizerisches Architekturmuseum
Denkmalpflege mitdiskutieren
Der letzte Raum führt die Besucher und Besucherinnen der Schau in das Jahr 2075: Wie könnte die Denkmalpflege dann aussehen und vor welchen Herausforderungen wird die Disziplin stehen? Klar ist schon heute: In Zeiten der Klimakrise reicht es nicht mehr aus, nur historisch wertvolle Bauten zu schützen, sondern es gilt auch die breitere Masse von nicht inventarisierter Bausubstanz möglichst zu erhalten. Doch: Inwiefern lassen sich die Prinzipien der Denkmalpflege auf das größere gesellschaftliche Projekt des Erhalts übertragen? Wie lassen sich Brücken zwischen Disziplinen und gesellschaftlichen Gruppen schlagen, um einen Konsens zu schaffen? Wer bestimmt in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft, was ein Denkmal ist, und auf welcher Grundlage? Die „Denk-Mal-Bar“ lädt an ausgewählten Abenden zur Diskussion ein, um sich in lockerer Atmosphäre über diese und weitere Fragen auszutauschen.
Ausstellungsort: S AM Schweizerisches Architekturmuseum, Steinenberg 7, 4051 Basel (CH)
Ausstellungsdauer: 05.04. - 14.09.2025
Öffnungszeiten: Montags geschlossen, Dienstag, Mittwoch, Freitag 11–18 Uhr, Donnerstag 11–20:30 Uhr, Samstag, Sonntag 11–17 Uhr
Weitere Informationen: sam-basel.org




















