Zirkuläres Bauen
Genossenschaftsbau in Frankfurt am Main von DGJ

Die mehrschalige hinterlüftete Gebäudehülle schütz vor der Witterung und vor dem Lärm der Friedberger Landstraße. © Thilo Ross
Mit seiner bunt gestreiften Fassade hebt sich der Genossenschaftsbau nahe der Frankfurter City wohltuend von der tristen Nachbarbebauung ab. Die Farbflächen schimmern durch die transluzente Außenhaut aus Profilbauglas, die geschossweise durch horizontale Blechstreifen gegliedert ist und zusätzlich zur Farbgebung durch unterschiedliche Öffnungsformate aufgelockert wird. Man spürt sofort: Das Haus strahlt Lebendigkeit aus.


Mit seiner bunt gestreiften Fassade hebt sich der Genossenschaftsbau nahe der Frankfurter City wohltuend von der tristen Nachbarbebauung ab. © Thilo Ross
Die mehrschalige hinterlüftete Gebäudehülle erfüllt aber auch einen ganz praktischen Zweck. Sie schützt die Bewohnerinnen nicht nur vor der Witterung, sondern auch vor dem Lärm der Friedberger Landstraße und macht das Wohnen an diesem Standort erst möglich. Viele Jahre blieb das Grundstück unbebaut, nun wagte sich die Wohnbaugenossenschaft in Frankfurt am Main daran hier ein vielseitiges Angebot an Wohnraum zu schaffen. Nachhaltig sollte es sein. Das bedeutet nicht nur eine Konstruktion aus Holz und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, sondern auch die Selbstbeschränkung für den Bedarf an Wohnfläche pro Kopf. So wenig wie möglich, so viel wie nötig. 27,8 m² stehen jedem Bewohner in den eigenen vier Wänden zur Verfügung plus Gemeinschaftsgarten und Gemeinschaftsräumen im Haus.


Die Farbflächen schimmern durch die transluzente Außenhaut aus Profilbauglas. © Thilo Ross
Die Anpassungsfähigkeit der Grundrisse erreichten die Architekten mit einem form- und kraftschlüssigen Holz-Skelettsystem auf dem Rastermaß 2,90 x 2,90 m. Je nach Anzahl solcher Grundmodule lassen sich innerhalb der Grundfläche von 19 x 10 m Zweizimmerwohnungen oder größere Grundrisse bis zur Fünfzimmerwohnung konfigurieren. Das besondere an der Detailausbildung: Die Holzverbindungen sind ohne die Verwendung von Stahlelementen ineinandergesteckt und können bei Bedarf im Sinne der Kreislaufwirtschaft rückgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Die Aussteifung des Hauses wird durch das Treppenhaus aus Stahlbeton geleistet. Die Geländer sind geschossweise unterschiedlich farbig in den Tönen der Fassade gestrichen. Im hellen Treppenhaus wird die transluzente Hülle aus Profilbauglas auch von innen erlebbar.


Die Grundrisse basieren auf dem Rastermaß 2,90 x 2,90 m. © Thilo Ross
Bei der Entwicklung der Holzskelettkonstruktion und der flächenoptimierten sowie gemeinschaftsorientierten Wohnungstypologie des Genossenschaftsbau in Frankfurt sind jahrelange Forschungen eingeflossen, die Hans H. Drexler mit seinem Büro DGJ Architektur gemeinsam mit zahlreichen Partnern an unterschiedlichen Hochschulen durchgeführt hat. Ein weiterer Bau, bei dem ein ähnliches System zur Ausführung kam, ist das Wohnheim Collegium Accademicum, das ebenfalls 2023 fertiggestellt wurde.
Mehr dazu in Detail 3.2025 sowie in unserer Datenbank Detail Inspiration.
Architektur (LP1-LP8): DGJ Architektur
Freianlagen (LP1-LP8): DGJ Architektur
Entwurfsverfasser: Hans Drexler
Projektleitung: Frederik Ehling
Projektarchitektinnen: Anna Bulavintseva, Léa Charpentier, Filipa Almeida
Bauherrin: Wohnbaugenossenschaft in Frankfurt am Main eG
Standort: Friedberger Landstraße 34, 60316 Frankfurt am Main (DE)
Tragwerksplanung Holzbau, Brandschutz, Schallschutz, Bauphysik: bauart
Ausführung Holzbau: Baumgarten
Elektroplanung, HLS: Ingenieurbüro Theuer
Planung PV-Anlage: Mainova
Bodengutachten: Dr. Hug Geoconsult
Prüfstatik: PKP Ingenieure
SiGeKo: Ingenieurbüro Lenz Weber
Vermessung: Hofmann & Köstler Vermessungsbüro