26.05.2015 Alina Reuschling

Geschwungene Lebendigkeit: Theater von UNStudio

Die markante weiße Dachlandschaft des Theaters in Spijkenisse soll alle Kulturbegeisterten anlocken, dem Alltag zu entfliehen und in eine »Welt der Illusion und Verzauberung« einzutauchen. UNStudio möchten mit dem besonders lebhaften Design die Interaktion zwischen Publikum und Akteuren sichtbar machen und der Vielfalt des Theaters gerecht werden.

Architekten: UNStudio, Amsterdam
Standort: Theaterplein 1, 3201 DH Spijkenisse, Niederlande

Foto: Jan Paul Mioulet

Nicht nur das äußere Erscheinungsbild ist eine Neuinterpretation der klassischen Theatergebäude, auch das Innere hebt sich deutlich von traditionellen Theaterbetrieben ab. Das 5800 m² große Gebäude umfasst verschiedene Räumlichkeiten, darunter zwei unterschiedlich große Auditorien. Der große Saal zählt 650 Plätze, wohingegen der kleinere Theatersaal 200 Besuchern Platz bietet. Beide sind raffiniert im Gebäude platziert, um die Besucherströme direkt von der Eingangshalle anziehen und empfangen zu können. Der hohe Bühnenturm des großen Theatersaals wird durch die abgerundete, emporragende Hülle auch von außen eindrucksvoll in Szene gesetzt. In den Innenräumen dominieren kräftige Beerenfarben, die dem Theater eine unverkennbare Note verleihen.

Großer Saal, Foto: Peter Guenzel

Bestuhlung in dominanter Beerenfarbe, Foto: Peter Guenzel

Der Gebäudekomplex bietet nicht nur den Schauspielern ausreichend Platz für ihre freie Entfaltung, auch für Besucher soll ein lebendiger Ort der Begegnung zur Verfügung stehen. Ein großzügiges Eingangsfoyer heißt das Publikum willkommen. Die daran anknüpfenden Aufenthaltsbereiche auf unterschiedlichen Ebenen leiten zu den Theatersälen und Nebenräumen. Dem säulenfreien Foyer, welches von verschiedenen Ebenen gut ersichtlich ist, kommt so die Funktion eines Verteilers und Knotenpunktes zu.

Zwei unterschiedlich große Auditorien umspielen das zentrale Foyer, Grafik: UNStudio

Anordnung der innenliegenden Volumina, Grafik: UNStudio

Eine skulpturale, auffällige Treppe verknüpft die Orientierungszone mit den Theatersälen und lässt einen regen Besucherstrom zu. Das angliedernde Theatercafé lädt mit seinem hervorragenden Blick auf das angrenzende Wasser und die naheliegende Windmühle »Nooitgedacht« zum Verweilen ein. So schaffen UNStudio raffinierte Verknüpfungen zur Umgebung des Theaters.

Blick in das großzügige Foyer, Foto: Peter Guenzel

Ausblick auf das nahe Wasser, Foto: Peter Guenzel

Café mit magentafarbenen Akzenten, Foto: Peter Guenzel

Das Theater de Stoep bietet dem Publikum ein breitgefächertes Repertoire an Theaterstücken, Opern, Kabaretts, Musicals, Konzerten und Tanzstücken und muss demnach der Vielfalt an Akustikbedürfnissen gerecht werden. Verstellbare Deckenelemente und spezielle Wandpaneele ermöglichen eine verbesserte Akustik und Soundqualität bis hin zum letzten Rang. Außerdem legen UNStudio neben der Akustik auch viel Wert auf das Licht- und Farbkonzept. Es soll für angemessene Atmosphäre und Stimmung sorgen und das Bühnenbild adäquat in Szene setzen.

Die Deckenelemente können je nach Akustikbedürfnissen angehoben, angewinkelt oder gesenkt werden.

Die weiße frei geschwungende, geschlossene Gebäudehülle der Obergeschosse kontrastiert mit dem transparenten Erdgeschoss, über dessen großzügige Glasfassade das Foyer mit Tageslicht durchflutet wird. Am Abend wird durch das Zusammenspiel von Farbwahl und Beleuchtung eine warme und einladende Stimmung erzeugt.

Weiße Dachlandschaft thront auf Glasfassade, Foto: Peter Guenzel

Zwei Aluminiumschichten umhüllen den dynamischen Abschluss des Theaters. Der weiße »Mantel« besticht durch variierende, kreisrunde Perforierungen, welche die untere purpurfarbene Schicht durchschimmern lassen. Diese dehnen sich mit der geschwungenen Form aus und ziehen sich wieder zusammen, sodass die Bewegung der Fassade betont wird. Am Tag ragt das weiß strahlende Theater in den Himmel empor und erlangt so Aufmerksamkeit. Am Abend erzeugen LED-Leuchten zwischen den zwei Schichten eine stimmungsvolle Nachtatmosphäre in leuchtendem Pink.

Kreisförmige Perforierung, Foto: Peter Guenzel

LED-Leuchten in Zwischenebene ermöglichen eine besondere Nachtwirkung

Nachts erstrahlt das Theater de Stoep in stimmungsvollem Pink, Foto: Peter Guenzel

Mit Hilfe der neuen Design Information Modeling (DIM) Methode, welche durch seine Entwurfs- und Visualierungsfunktionen allen Projektbeteiligten mehr Übersichtlichkeit ermöglicht, konnten die Kosten für die Konstruktion minimiert werden. In Kooperation mit dem Londoner Ingenieurbüro Arup wurde die Struktur in den Planungsphasen auf geometrische Konflikte untersucht.

3D-Modell des Theaters, Bearbeiter: Arup

Mit seiner mutigen Form und einem raffinierten Gesamtkonzept gelingt dem Theater de Stoep eine Art Neuinterpretation konventioneller Theater. Es sticht schwungvoll und selbstbewusst neben den Gebäuden in der sonst so bescheidenen holländischen Kleinstadt hervor.

Weitere Informationen:


Fertigstellung:
10/2014
Baugrundstück: 3.600 m²
bebaute Fläche: 7.000 m²
Brutto-Rauminhalt (BRI): 42.000 m³
Auftraggeber: VORM Bouw, Papendrecht
Tragwerksdesign- und planung: Arup, London, IOB, Hellevoetsluis
Lichttechnik: Arup, Amsterdam
Theatertechnik: PB theateradviseurs, Uden
Akustik: SCENA akoestisch adviseurs, Uden
Brandschutz: DGMR, Arnhem
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