31.05.2012 Linder@detail.de

»Grüne« Hülle aus Plastik? TIB-Pavillon erforscht Upcycling-Materialien

Die nachhaltige Kombination neuer Materialien und die Demonstration neuer technischer und architektonischer Möglichkeiten war das Ziel eines kombinierten Forschungs- und Lehrprojekts an der Technischen Universität Berlin. Anhand eines von Studierenden entworfenen und gebauten Pavillons wurde eine neuartige Verbundfassade erprobt und umgesetzt. Die Haut der Fassade des kleinen Holztafelbaus besteht aus Upcycling-Polyurethan-Pressplatten die mit einer 2 bis 3 mm dicken, hochelastischen Polyurethan-Beschichtung versehen sind. Der Pavillon wird als Veranstaltungsort und Studentencafe genutzt und dient den Forschern gleichzeitig zur Evaluation des neuen Fassadensystems über die kommenden Jahre. Architektur und Tragwerk:
Studierende der TU Berlin
Prof. Dr.-Ing. Volker Schmid, FG Entwerfen und ­Konstruieren –
Verbundstrukturen, Institut für Bau­ingenieurwesen
Prof. Rainer Hascher, FG für konstruktives Entwerfen und klimagerechtes Bauen, Institut für Architektur
Standort: Technologie- und Innovationspark Berlin, Gustav-Meyer-Allee 25,
D-13355 Berlin-Wedding

Foto: TU Berlin

Die Studenten und Mitarbeiter des Instituts für Bauingenieurwesen und des Instituts für Architektur der TU Berlin haben im Sommersemester 2011 auf ihrem Campus diesen Lehr- und Forschungspavillon errichtet. Der geschlossene, strahlend weiß glänzende Container mit 4,9 x 7 m Grundfläche und einer Höhe von 3 m wirkt von außen hauptsächlich durch den Kontrast zu der von Peter Behrens erbauten Backsteinarchitektur des ehemaligen AEG-Geländes in Berlin-Wedding, wo sich der heutige Technologie- und Innovationspark Berlin (TIB) befindet.

Foto: TU Berlin

Fotos: TU Berlin

Der TIB-Pavillon hat als »fliegender Bau« eine genehmigte Standzeit von fünf Jahren. Für die Studenten bietet er erstmals einen eigenen Veranstaltungsort und ein Café auf dem Campus. Den Forschern dient das Versuchsgebäude zur Evaluierung eines neuen witterungsbeständigen Fassadensystems auf der Basis des Holzrahmenbaus unter praxistauglichen Bedingungen. Als Außenschale der vorgefertigten Holztafeln verwenden sie feuchtigkeitsunempfindliche Polyurethan-Pressplatten, die aus PU-Abfällen in einem Upcycling-Prozess gewonnen werden.

Grundriss vom Pavillon

Axonometrien

Der hermetisch wirkende Pavillon entfaltet sein räumliches Potenzial erst durch das Auf- bzw. Eindrehen von ganzen Fassadenelementen. Je nachdem, wieviele der vier um 360° drehbaren Scheiben aktiviert werden, verwandelt sich die Box in eine durchlässige scheibenartige Struktur mit variablem Öffnungsgrad nach außen.

Foto: Frank Kaltenbach

Fotos: Frank Kaltenbach

Applizierte Elemente aus Metall, wie etwa Dachverblechungen, Entwässerungsrohre oder Profilschienen für die transluzenten Vertikallamellen aus Polycarbonat-Doppelstegplatten, sucht man vergebens. Ermöglicht wird dieses Bauen ohne sichtbare Details durch eine hochelastische Polyurethan-Dickfilmbeschichtung, die nicht nur in der Lage ist, Konstruktionen aus Holz bzw. Holzwerkstoffen langfristig zuverlässig abzudichten, sondern durch ihre Elastizität später auftretende Risse zu überbrücken.

Fotos: Frank Kaltenbach

Durch speziell entwickelte Scharniere können zwei der Scheiben, in 90° Stellung nach innen gedreht, die Cafétheke wie in einer Zauberschatulle zum Verschwinden bringen.

Fotos: Frank Kaltenbach

Prof. Dr.-Ing. Volker Schmid mit seinen Studenten vor dem Pavillon

Foto: TU Berlin

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