Fuballfans als Nachbarn
Hybrides Stadion in Tampere von JKMM

Das Fußballstadion ist in die städtische Blockrandbebauung integriert. © Tuomas Uusheimo
Ein Fußballfeld mitten in einem Wohnblock? Dieser ungewöhnliche Nutzungsmix ist in der finnischen Stadt Tampere von der kühnen Vision zur Realität geworden: Wo die einen wohnen, schauen die anderen Fußball. Nachdem das Stadion des Sportvereins Ilves Tampere nicht mehr den Anforderungen der finnischen Fußballliga entsprach, entschied man sich für einen Neubau auf demselben Grundstück. Die Stadt stimmte den Plänen zu, wünschte sich aber eine Nachverdichtung des zentral gelegenen Areals und lotete 2014 in einem geladenen Wettbewerb die Möglichkeiten dazu aus.


Von allen Plätzen hat man eine ungehinderte Sicht auf das Spielfeld. © Hannu Rytky
Hybridblock mit geschwungenem Dach
Mit ihrem Siegerentwurf entwickelten JKMM Architects einen Vorschlag, der das Bestreben nach einer besseren Ausnutzung des Grundstücks mehr als erfüllt: Neben dem Stadion sind in dem urbanen Hybridblock auf rund 50 000 m² Nutzfläche nicht nur 256 Miet- und Eigentumswohnungen, sondern auch verschiedene Läden, Restaurants, ein Supermarkt und eine Tiefgarage entstanden.
Wohnungen und Geschäfte verteilen sich auf zwei in der Höhe variierende Gebäudezeilen, die das Stadion an den Längsseiten flankieren. Ein geschwungenes, von vier Pylonen abgehängtes Dach verbindet die verschiedenen Nutzungen baulich zu einer Einheit und ist mit seiner markanten Silhouette gleichzeitig das prägende Element des Entwurfs.


Nur im mittleren Bereich überragen die Wohngebäude das Stadion. © Tuomas Uusheimo
Wohnen hinter der Stadionwand
Wie lassen sich Wohn- und Stadionnutzung miteinander vereinbaren? Ist die Lärmbelastung für die Bewohner nicht zu groß? Darauf antwortet der Entwurf von JKMM mit einem klaren Konzept: Die Wohnungen orientieren sich mit großen Loggien ausschließlich zu den beiden Straßen im Osten und im Westen. An der dem Stadion zugewandten Seite – Rücken an Rücken mit den Haupttribünen – befinden sich Treppenhäuser und Nebenräume. Auch die vier Dachterrassen, die die Baukörper der Wohnhäuser gliedern und für alle Bewohner zugänglich sind, liegen hinter der Stadionwand und öffnen sich nur zum Straßenraum. Lediglich die mittleren beiden Wohngebäude überragen mit zehn beziehungsweise zwölf Geschossen das Stadion, sodass aus den oberen Wohnungen ein Blick auf das Spielfeld möglich ist.


Im Straßenraum dominieren die Wohn- und Geschäftshäuser. © Tuomas Uusheimo


Große gemeinschaftliche Dachterrassen gliedern die Wohnzeilen. © Tuomas Uusheimo
Konstruktiv getrennt
Zusätzlich haben die Architekten konstruktive Maßnahmen ergriffen, um ein ungestörtes Wohnen jenseits des Fußballspektakels zu gewährleisten. Auch wenn es so aussieht, dass das geschwungene Dach nahtlos von den Wohngebäuden in die Überdachung der Tribünen übergeht, sind die beiden Gebäudeteile durch eine 5 cm breite Fuge getrennt. Daneben sorgen Schallschutzfenster dafür, dass die Bewohner von dem lebendigen Treiben im Stadion möglichst wenig mitbekommen.
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Architektur: JKMM Architects
Bauherr: Stadt Tampere
Standort: Tammelankatu 25, Tampere (FI)
Tragwerksplanung: Ramboll Finland
TGA-Planung: Granlund Tampere
Bauunternehmen: Pohjola Rakennus Suomi, YIT Suomi