01.06.2011

Ideen für die Zukunft

Studie zum Innovationsgeschehen in der deutschen Bauwirtschaft

von Stefan Rein, BBSR Referat II 4 Das im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau geförderte Vorhaben "Innovationsbiographien in der Bauwirtschaft" hat die Einführung und Verbreitung von Neuerungen in der deutschen Bauwirtschaft untersucht. Die im Folgenden beschriebene Studie hat gezeigt, dass sich das Innovationsgeschehen in der deutschen Bauwirtschaft deutlich von anderen Branchen unterscheidet.

Innovationen am Bau erfolgen meist, um interne Prozesse und Verfahren zu optimieren und Kosten zu sparen, oft sind sie auf ein bestimmtes, kurzfristig zu lösendes Problem bezogen. Sie sind damit allerdings auch weniger sichtbar und werden - anders als reine Produktinnovationen - vom Kunden nur selten wahrgenommen und dem Imagewert der Branche zugerechnet. Produktinnovationen finden im Wesentlichen bei den Bauzulieferern (Baustoff- und Bauproduktehersteller sowie Baumaschinenindustrie) statt, während in den Bauunternehmen vorrangig Verfahrensinnovationen entwickelt werden. Als bedeutender Technologieanwender in den Bereichen Baumaschinen, Baustoffe und technische Gebäudeausrüstung liegen die Aufgaben von Planern und Baugewerbe besonders in der Umsetzung von innovativen Lösungen in die Praxis. Planungs- wie Bauprozesse sind auf die Neuerungen optimal abzustimmen. Neue Produkte sind am Markt zu erproben, Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten rückzukoppeln. Planer und Baugewerbe kommt daher bei der Diffusion innovativer Produkte eine entscheidende Rolle zu.

Forschungsergebnis

Zentrale Erkenntnis der Untersuchung war daher, dass die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden muss, um das innovative Potential des Bausektors richtig beurteilen zu können. Die deutsche Baubranche hat sich im März 2009 erstmals in ihrer Geschichte auf ein gemeinsames Leitbild für die gesamte Wertschöpfungskette verständigt. Hierin wird auch der Bedeutung des Innovationsthemas Rechnung getragen: "Die Innovationskraft der Wertschöpfungskette Bau soll gestärkt und Deutschland ein Leitmarkt für innovatives Bauen werden."

Internationaler Vergleich

In einem weitergehenden Forschungsprojekt "Innovationsstrategien am Bau im internationalen Vergleich" wurde die Innovationstätigkeit in einem europäischen Vergleich untersucht. Ein überraschendes Ergebnis war dabei, dass Deutschland eine deutliche Spitzenposition bei den angemeldeten Patenten im Bausektor einnimmt: knapp 42 % [1] aller Patente aus den betrachteten EU-15-Ländern kommen aus Deutschland, wobei insbesondere Einzelerfinder dominieren. Der Datenvergleich hat darüber hinaus gezeigt, dass Deutschland - bezogen auf die Wertschöpfungskette Bau - einen überdurchschnittlichen Anteil industriellen Zulieferer wie auch Architekten aufweist. Dies kennzeichnet den Spezialisierungsprozess in der Baubranche, wobei das deutsche Baugewerbe sich gleichzeitig durch eine überproportional große Fertigungstiefe auszeichnet.

Herausforderungen

Herausforderungen bestehen für die fragmentierte Branche allerdings noch in der Diffusion von Innovationen. Erfahrungen aus anderen Ländern bzgl. neuer Kommunikationsformen (so die Schweizer Innovations-Cafes) können hierbei hilfreich sein. Benchmarksysteme, wie sie in Dänemark und Großbritannien praktiziert werden, können zu einer verbesserten Markttransparenz und zur Optimierung von Prozessen in den Unternehmen führen. Schließlich wird auf die dringende Erfordernis einer verbesserten Weiterbildung hingewiesen, um das vorhandene Wissen auch durch die handelnden Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette Bau nutzen zu können. Anmerkung:
[1] Institut für Arbeit und Technik, Gelsenkirchen (Nordhause-Janz, Dr. Rehfeld, Welschhoff): "Innovationsstrategien am Bau im internationalen Vergleich", 01.07.2009 - 24.10.2010, S. 14
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