Iconic Awards 2025
Kartierung der Gegenwart: Iconic Awards 2025
Pavillon zur Expo Osaka 2025 von Lina Ghotmeh - Architecture, © Iwan Baan
Das Studierendenhaus Braunschweig von Gustav Düsing und Max Hacke, das Kinderspital Zürich von Herzog & de Meuron für die Eleonorenstiftung, Lina Ghotmeh, Lucas Muñoz Muñoz und Mariam Issoufou: Das sind die Sonderpreise der Iconic Awards 2025.


Architects' Client of the Year: Kinderspital Zürich von Herzog & de Meuron für die Eleonorenstiftung, © Maris Mezulis
Jurykommentar: Internationale Awards und regionale Architekturpreise sind immer ein guter Weg, um den Status Quo der Bauwirtschaft zu erfassen. Die bewerteten Projekte formen in ihrer Summe nicht nur eine Momentaufnahme der aktuellen Architektur, sondern auch unserer Gesellschaft und ihrer Entwicklung. Welche Typologien werden verwirklicht? Welche Gestaltungssprache, welche Materialien, welche Haltungen finden sich als wiederkehrende Merkmale? Gibt es ungewöhnliche und kreative Lösungen, die erfolgreich drängende Herausforderungen unserer Zeit adressieren?


Debut Work of the year: Studierendenhaus Braunschweig von Gustav Düsing und Max Hacke, © Leonhard Clemens
2025 sind die Einreichungen auffallend facettenreich. Die Zeit der klassischen Kulturbauten, der Museen und Konzerthallen, scheint überwunden. Ein Blick auf die Liste der Best-of-best Projekte und Preisträger der Iconic Awards 2025 unterstreicht: Anstelle strahlkräftiger Solitäre aus den Händen der Stararchitektur stechen vor allem kluge Umbaukonzepte und experimentelle Bestandssanierungen hervor – mit lebensnahen Nutzungskonzepten, die individuell auf die Bereiche Arbeit, Gesundheit, Bildung oder Energie zugeschnitten sind. Das ist neu.


Architect oft the Year: Lina Ghotmeh, © Lina Ghotmeh — Architecture


Architect oft the Year: Lina Ghotmeh, © David Levene
Die Kehrichtverwertungsanlage mit Photovoltaik-Kraftwerk in Emmenspitz-Zuchwill ist so ein starkes Beispiel für die ambitionierte Gestaltung eines Zweckbaus. Das Zürcher Büro Penzel Valier hat den Bestand als beeindruckende Betonskulptur weitergedacht – und mit einer 5000 m² großen Photovoltaik-Fassade ausgestattet. Architektur beweist hier mehr als nur Mut zur großen Form. Das Kraftwerk gewinnt eine der Auszeichnungen Best of Best.


Kehrichtverwertungsanlage Penzel Valier, © Bruno Augsburger


Kehrichtverwertungsanlage Penzel Valier, © Bruno Augsburger
Bauen nach der Pandemie
2025, das bedeutet auch, dass Gebäude bewertet werden, die in den meisten Fällen nach dem März 2020 entworfen und geplant wurden. Die Erfahrungen nach dem März 2020 haben in Architektur und Stadtplanung sichtbare Spuren hinterlassen. Aus den Einreichungen für die Iconic Awards 2025 fallen außerdem viele Projekte aus verschiedenen Kontexten und Kontinenten auf, die hochwertig ausformulierte Räume zwischen Innen und Außen verbinden. Sie vereint der Wunsch Architektur und Natur für eine gemeinschaftliche Nutzung und zur Verwirklichung individueller Bedürfnisse zu verbinden.


Interior Designer of the Year: Lucas Muñoz Muñoz, © YagoCastromil


© Gonzalo Machado
Wie sich mit der Natur gebaute Strukturen gelungen verbinden lassen, macht das Sozialpädagogische Zentrum Korneuburg in Österreich von Atelier Thomas Pucher vor. Der 2024 fertiggestellte Holzbau geht auf einen Wettbewerbsentwurf von 2020 zurück, der den traditionellen Vierkanthof als zeitgemäße runde Form neu interpretiert. Das Zentrum bildet ein grüner Patio. Dieser wird von dem ovalen Gebäude wie ein Nest eingerahmt und geschützt. Es bilden sich Orte, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und dabei gleichermaßen Gemeinschaft sowie Privatsphäre fördern sollen.


Sozialpädagogische Zentrum Korneuburg von Atelier Thomas Pucher, © Crystal O’Brien-Kupfner, Simon Oberhofer
Materialbekenntnisse
Kreislaufgerechte Bauweisen mit wiederverwendbaren Elementen und naturbelassende Materialien sind für viele Architekturbüros heute längst Maßstab und Selbstverständlichkeit. Insbesondere die Bauaufgaben mit und im Bestand bieten ein wachsendes Handlungsfeld. Auffallend ist aber auch der selbstbewusste Einsatz von Naturbaustoffen. Auch die Ersatzneubauten in Buchs aus Holz und aus Lehm für das Mehrfamilienwohnhaus Haus der Freunde kommen ohne Kunst- oder Verbundstoffe aus. Das Pionierprojekt von Carlos Martinez Architekten überzeugt außerdem mit vorfabrizierten Stampflehmwänden, die im Inneren für angenehmes Raumklima sorgen.
Die Umnutzung einer Agrikultur-Kooperative in ein multifunktionales Kulturzentrum vom Studio Camps Felips Arquitecturia im spanischen Flix sticht innerhalb der Einreichungen 2025 mit einer besonders konsequenten Materialsprache hervor. Die unverputzten Ziegeloberflächen erzeugen innen wie außen eine allumfassende Terracotta-Fläche mit warmen Erdtönen, die durch den Einsatz lokaler Materialien die regionale Wirtschaft unterstützen und Bautraditionen bewahren. Dank seiner hervorragenden Dämmeigenschaften senken die handgefertigten Keramikziegel auch den Energieverbrauch des Gebäudes. Für die Jury ist diese Sanierung ein eindeutiger Kandidat einer Best of Best-Auszeichnung.


Buchhandlung Tianjin Zhongshuge von Studio X+Living, © SFAP


Buchhandlung Tianjin Zhongshuge von Studio X+Living, © SFAP
Ähnlich handhabt es das Studio X+Living bei dem Projekt für die Buchhandlung Tianjin Zhongshuge in einem historischen Viertel im chinesischen Tianjin, das durch eine gezielte Materialsprache Architektur und Innenarchitektur zusammenbringt. Insgesamt 400 000 dunkelrote Ziegel formen die extravaganten Fassaden und im Inneren spektakulär inszenierte Stufen, Bücherregale und Sitzgelegenheiten. Die Wiederholung der Steine erzielt ihre Wirkung.
Von Europa in die Welt
Die Baukultur in Asien folgt einer eigenen Sprache und Philosophie. Nicht nur der Pritzker-Preis blickt dieses Jahr in Richtung Asien. Nachdem 2024 die höchst dotierte Auszeichnung der internationalen Architekturwelt bereits zum achten Mal nach Japan – an den Architekten Riken Yamamoto – ging, wurde 2025 der chinesische Architekt Liu Jaikun geehrt. Auch die Iconic Awards haben ihre Perspektive über Europa hinaus in den asiatischen Raum geöffnet. Bereits in den Vorjahren qualifizierten sich eine Reihe hochwertiger Architekturprojekte aus China, Japan und Thailand für den Wettbewerb. Neben den Gebäuden von Vector Architects aus Peking bereicherte die diesjährigen Iconic Awards auch das Studio HEMAA aus Mexiko mit eleganten Bauten.


Vector Architects, © Arch-Exist
Einreichungen von Gebäude und Konzepten aus dem afrikanischen Kontinent sollten als Einladung für 2026 unbedingt ein nächster Schritt sein, um die Ergebnisse des international ausgerichteten Preises zu vervollständigen. Immerhin: Mit der Entscheidung für die nigerianische Architektin Mariam Issoufou Kamara (New York City & Zürich) als Creator of the Year und der libanesisch-französische Architektin Lina Gothmeh (Paris) als Architect of the Year setzen die Iconic Awards 2025 klare Statements für eine Branche, die sich gerade neu (er)-findet.


Creator of the Year: Mariam Issoufou Kamara, © James Wang


Creator of the Year: Mariam Issoufou Kamara, © Matthieu Gatsoutif
Die Preisverleihung der Iconic Awards findet am 7. Oktober 2025 in der BMW Welt in München statt. Der Preis wird German Design Council – Rat für Formgebung vergeben. Mit der diesjährigen Ausgabe verbinden sich die bisherigen Formate Iconic Awards: Innovative Architecture und Iconic Awards: Interior Products unter dem Titel Iconic Awards zu einer Plattform für Architektur, Interior Design und Produktinnovationen.
Detail ist Medienpartner der Iconic Awards.
Zu Online Galerie mit allen Preisträger der Iconic Awards 2025: iconic-awards.com