Pritzker Preis 2025 für Liu Jiakun

Liu Jiakun erhält den diesjährigen mit 100 000 Dollar dotierten Pritzker-Preis. Eine neunköpfige, internationale Jury unter Vorsitz von Alejandro Aravena ehrt den chinesischen Architekten aus Chengdu mit der renommiertesten Auszeichnung in der Architekturwelt, die seit 1979 von der Hyatt Foundation jährlich verliehen wird. Der Preis würdigt herausragende Architekt:innen, deren Werke einen bedeutenden Einfluss auf die Architekturgeschichte haben und durch Innovation, Kreativität und ästhetische Qualität überzeugen.

Öffentliche Räume

Liu Jiakun ist bekannt dafür traditionelle chinesische Architektur mit Innovation und Umweltbewusstsein zu vereinen. 1999 gründete er sein eigenes Architekturbüro in Chengdu, das heute rund 20 Mitarbeitende umfasst und mit dem er sich darauf spezialisiert hat, öffentliche Räume in dicht bebauten Ballungsräumen zu schaffen und neu zu erfinden. Dabei stellt er eine positive Beziehung zwischen Dichte und Freiraum her und erneuert die Rolle des öffentlichen Raums, um den vielfältigen Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden. „Architektur sollte etwas offenbaren – sie sollte die Qualitäten der Menschen vor Ort abstrahieren, destillieren und sichtbar machen.“

Das West Village, ein Gewerbe- und Kulturkomplex in Chengdu (2015), von Jiakun Architects ist eine fünfstöckige Platzstruktur, die sich mit Stiegen, Rampen und Freiräumen über einen ganzen Block erstreckt. Ein offener, aber dennoch geschlossener Bereich mit abfallenden Wegen für Radfahrer und Fußgänger umschließt eine eigene lebendige Stadt mit Kultur-, Sport-, Freizeit, Büro- und Geschäftsaktivitäten, während die Öffentlichkeit einen Blick auf die umgebende natürliche und gebaute Umwelt hat.

Traditionelles Handwerk

Der 69-jährige Gründer von Jiakun Architects ist der 54. Preisträger des Pritzker-Architekturpreises und lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt Chengdu, Sichuan. Er bevorzugt traditionelles Handwerk und verwendet oft lokale Materialien, die die Wirtschaft und die Umwelt unterstützen und für und von der Gemeinschaft gebaut werden. Dabei belebt er Materialien – und Geister – wieder, indem er beispielsweise Schutt aus den Trümmern des Sichuan-Erdbebens von 2008 recycelt und mit lokalen Weizenfasern und Zement vermengt, um so verstärkte Ziegel herzustellen. Die Rebirth Bricks finden sich überall im Novartis-Gebäude, im Shuijingfang Museum und im West Village, seinem bisher größten Werk.

Shuijingfang Museum, ©︎ photo courtesy of Arch-Exist

Kleine Gedenkstätte mit großer Bedeutung

Liu Jiakuns Architektur vereint modernes Design mit lokaler Tradition – sensibel, kraftvoll und geschichtsbewusst. Im Kontrast zur urbanen Struktur des West Village steht die nur 9 m2 große Gedenkstätte für Hu Huishan, ein Mädchen, das 2008 beim Erdbeben in Sichuan ums Leben kam. In Form eines Hauses und in Rosatönen – ihrer Lieblingsfarbe – gestaltet, erinnert sie nicht nur an Hu Huishan, sondern steht auch symbolisch für die zahlreichen Opfer mangelhafter Bauqualität.

Hu Huishan Memorial, ©︎ photo courtesy of Jiakun Architects

Nach Wang Shu im Jahr 2012 ist Liu Jiakun der zweite Chinese, der den Nobelpreis der Architektur entgegennehmen wird. Die Preisträgervorlesung und Podiumsdiskussion findet am 3. Mai 2025 in Abu Dhabi statt.

Die Preisverleihung wird per Livestream übertragen.