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Einen ausführlichen Bericht zum Thema lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe DETAIL 2013/4 zum Thema »Sanierung«.
Komplexe Korrespondenzen: die neue Bibliotheca Hertziana in Rom
Die Bibliotheca Hertziana in Rom ist mit 300 000 Bänden und über 1000 abonnierten Zeitschriften und Jahrbüchern Italiens umfangreichste Bibliothek für Kunstgeschichte – eine sehr römische deutsche Institution mit wissenschaftlichem Anspruch und mittlerweile hundertjähriger Tradition.
Architekten: Navarro Baldeweg Asociados, Madrid; Studio Enrico Da Gai Architetti, Rom
Standort: Via Gregoriana, Rom
Standort: Via Gregoriana, Rom
Den eingeladenen Architekten war dabei ein enges Korsett gesetzt. Mitten im historischen Zentrum Roms, wenige Schritte von der Spanischen Treppe, ist wenig Platz, und nach Ansicht von Denkmalschützern schon gar keiner für einen deutlichen Akzent zeitgenössischer Architektur. Insofern galt es, den 1960er-Jahre-Bau an genau derselben Stelle zu ersetzen, doch zugleich sehr viel mehr Raum zu schaffen und die beiden bestehenden Fassaden zu erhalten.
Die Büchersammlung bildet den Kern eines sich darum gruppierenden Max-Planck-Instituts für Kunstgeschichte, und sie war stets der Treffpunkt der internationalen kunsthistorischen wissenschaftlichen Welt in Rom. Dem widersprach eigentlich der Betonbau aus den
1960er-Jahren, in dem die Leseplätze und Bücher untergebracht waren.
Als sich Mitte der 1990er-Jahre abzeichnete, dass dieser der wachsenden Bücherzahl, den Brandschutzanforderungen und dem Publikumsandrang nicht mehr genügen würde, schrieb die Max-Planck-Gesellschaft einen Wettbewerb für einen Neubau aus.
1960er-Jahren, in dem die Leseplätze und Bücher untergebracht waren.
Als sich Mitte der 1990er-Jahre abzeichnete, dass dieser der wachsenden Bücherzahl, den Brandschutzanforderungen und dem Publikumsandrang nicht mehr genügen würde, schrieb die Max-Planck-Gesellschaft einen Wettbewerb für einen Neubau aus.
Diejenige zur Via Gregoriana ist die eigentliche und berühmte Adresse des Instituts: Ein weit aufgerissenes Maul, amusement-einjagendes Hirngespinst des Malers Federico Zuccari und eine Ikone der manieristischen Architektur des späten 16. Jahrhunderts.
Durch das Maul gelangte man einst in den Garten des benachbarten Wohnhauses von Zuccari. In diesem Palazzo Zuccari haben die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts ihre Büros, die neue Bibliothek nimmt den Platz des lange verschwundenen Gartens ein, und nebenan folgt der Palazzo Stroganoff aus dem 19. Jahrhundert, in dem die Bibliothekare der Hertziana arbeiten.
Dem Wettbewerbsgewinner Juan Navarro Baldeweg ist in dem nun eröffneten Neubau eine erstaunliche räumliche Weite gelungen: Er verstand die Fassaden und anschließenden Bauten nicht als Begrenzung, sondern als Inspiration. Das schönste Beispiel dafür ist vielleicht eine Serie kleiner Rundfenster, die sich an der Fassade zur Via Gregoriana als kleine Oculi in den Ziergiebeln über den eigentlichen, großen Rechteckfenstern des ersten Stockwerks präsentieren, während sie im Innern zu Bullaugen mutieren, die genau auf Augenhöhe einer Reihe von Leseplätzen im dritten Stockwerk sitzen.
Der trapezförmige Innenhof bildet das logische formale Echo der Parzelle; die Leseplätze umfangen diesen zur gut belichteten Westfassade hin, wohingegen zur dunklen und stark befahrenen Via Sistina ein Großteil der Bücher in rollbaren Kompaktregalen zusammengepfercht ist.
Wie die Ränge in einem Theater umgeben Galerien mit Leseplätzen U-förmig den an drei Seiten verglasten Lichthof. Diese nach oben hin zurückspringenden Ebenen erlauben dem Lesepublikum alle Arten von Auftritten: Man kann sich an der Brüstung zeigen, hinter Regalen verschwinden, durch zahlreiche Aussparungen in den Ebenen Querblicke in andere Stockwerke werfen.
Warme Holztöne und weiß geschlämmte Ziegelflächen, die einer Stahlverbundkonstruktion vorgesetzt sind, machen die lichte Stimmung des Innern aus.
Im Laufe der ersten Bodensondierungen kamen Relikte der Villa des antiken Genießers Lukull ans Licht.
Die mit reichem Rankenwerk und kunsttheoretischen Allegorien von Zuccari selbst freskierte Loggia des Palazzo Zuccari, die das Haus einst zum Garten öffnete, ist nun zur einladenden räumlichen Geste geworden, der der Lichthof des Neubaus antwortet.
Zum Schutz der archäologischen Funde im Untergrund wurde das komplette erste Untergeschoss als raumhoher Betonträger ausgebildet, der wie eine Brücke nur entlang der Grundstücksgrenzen auf einer Serie von 178 Mikropfählen aus Stahl aufliegt.
Einen ausführlichen Bericht zum Thema lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe DETAIL 2013/4 zum Thema »Sanierung«.