21.08.2013 Florian Maier

Mehr Kommunikation: Neubau für Spitzenforschung in Bielefeld

Das neue Gebäude an der Universität Bielefeld von Carpus+Partner soll vor allem das Netzwerken fördern. Austausch und die Kommunikation der interdisziplinären Forschergruppen sind der entscheidende Erfolgsfaktor.

Foto: Carpus+Partner AG, Jörg Stanzick

In den Obergeschossen sind vorwiegend Büros, Besprechungsräume sowie Laborflächen einzelner Forschungsgruppen angesiedelt. Der Wechsel von Zellenbüros, Kombibüros und offenen Strukturen wird durch das offene Haupttreppenhaus, die verglasten Innenhöfe und durchscheinende Wandbauteile zu einer transparenten und gleichzeitig differenzierten Arbeitsumgebung, die die interdisziplinäre Vernetzung der verschiedenen Arbeitsgruppen vorantreibt.

Foto: Carpus+Partner AG, Jörg Stanzick

Informatiker, Biologen, Linguisten, Mathematiker, Psychologen und Sportwissenschaftler arbeiten an der Universität Bielefeld fachübergreifend an der Entwicklung technischer Systeme, die für den Menschen intuitiv und leicht bedienbar sind – egal, ob Alltagsgerät oder Roboter. Das neue Gebäude für den sogenannten „Exzellenzcluster Kognitive Interaktionstechnologie (CITEC)“ wurde im April 2013 fertiggestellt und der Wissenschaftsbetrieb lief nun an. Geplant und realisiert wurde dieses erste Bauprojekt im Rahmen der Campus-Erweiterung von Carpus+Partner.

Foto: Carpus+Partner AG, Jörg Stanzick

Erfolgsfaktor Kommunikation
Die unterschiedlichen Forschergruppen sind in neuer, hochintegrierter und moderner Infrastruktur unter einem Dach eng miteinander vernetzt. „Die Forschungsarbeit verteilt sich auf die Felder Bewegungsintelligenz, Systeme mit Aufmerksamkeit, Situierte Kommunikation und Gedächtnis und Lernen“, erläutert Professor Dr. Helge Ritter vom Lehrstuhl für Neuroinformatik, Direktor des Forschungslabors CoR-Lab und Koordinator des CITEC.

Vernetzung und Kommunikation sind für eine derartige interdisziplinäre Forschungsinitiative entscheidende Parameter des Erfolgs – eine entsprechende Gebäudestruktur sollte dafür den passenden Rahmen schaffen. Das Planungsteam von Carpus+Partner entwickelte also ein Gebäudekonzept, das Interaktion und Austausch in allen Arbeitsabläufen ermöglicht.

Foto: Carpus+Partner AG, Jörg Stanzick

Die Grundrissstruktur wird in allen vier Geschossen durch drei große Innenhöfe und ein offenes Treppenhaus bestimmt. Herzstück der Forschungslandschaft ist das Zentrallabor im Erdgeschoss, das die Erforschung kognitiver Interaktionsprozesse mit modernster Instrumentierung in bisher ungeahnter Auflösung ermöglicht. Daran angeschlossen befinden sich die Zubringlabors und Werkstätten, in denen Teilergebnisse erzielt werden. Ein Konferenzraum bzw. Hörsaal für 200 Personen ist als Kommunikations- und Meetingpoint mit direkter Anbindung an das Foyer ebenfalls im Erdgeschoss angelegt.

Foto: Carpus+Partner AG, Jörg Stanzick

Energieeffizienz
Der Neubau mit einer Bruttofläche von 14.829 m² wird energetisch auf der Basis eines angepassten Konzepts mit einem Mix aus regenerativer Fernwärme, Geothermie und Solarenergie versorgt. Die Geothermie-Anlage trägt ohne Einsatz einer Wärmepumpe die Grundlasten im Heiz- und Kühlbetrieb. Insgesamt werden durch diese Kombination der Primärenergiebedarf sowie die CO2-Emissionen gegenüber herkömmlichen Lösungen halbiert.

Mit Hilfe von numerischen Simulationen des Klima- und Energieverhaltens hat Carpus+Partner außerdem die Glasflächenanteile sowie die Sonnenschutzqualitäten soweit abgestimmt, dass sich für das Gebäude ein minimierter Aufwand an Nutzenergie (Kälte, Wärme, Strom) bei guten Raumtemperaturbedingungen ergibt. Je nach Nutzungsart wurden wechselnde technische Raumkonzepte für entsprechende Anforderungen realisiert. So verfügen die Labore über die notwendige Lüftung mit Kühldecken, während Verwaltungs- und Schulungsräume über Fensterlüftung und Betonkerntemperierung klimatisiert werden.

Foto: Carpus+Partner AG, Jörg Stanzick

Die Gesamtkosten des viergeschossigen Forschungsbaus betrugen ca. 32 Millionen Euro, finanziert zu je 50 Prozent von Bund und Land. Bei Bedarf ist das Gebäude flexibel erweiterbar. Fertigstellung und Übergabe erfolgten im April 2013.

Im Juli 2013 wurde der nächste Bauabschnitt an der Universität Bielefeld in Angriff genommen: ein Neubau für Experimentalphysik, ebenfalls geplant von Carpus+Partner.
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