Museum für moderne Kunst in Warschau

Nach wie vor dominiert der Kunst- und Wissenschaftspalast, Stalins ungeliebtes Geschenk an die Polen, die Warschauer Skyline. Nun jedoch erhält er zwei neue Nachbarn: Das Museum für moderne Kunst wurde im Herbst letzten Jahres fertiggestellt und seit einigen Monaten entsteht nebenan auch ein neues Theater. Beide Entwürfe stammen von Thomas Phifer and Partners aus New York.

Zahlreiche Vor- und Rücksprünge gliedern die scheinbar so glatte Weißbetonfassade. © Filip Bramorski

Mit einer maßstabslosen, makellos glatten Weißbetonfassade geht das Museum nicht nur zum Kulturpalast auf möglichst große Distanz, sondern zu allen Gebäuden ringsum. Ein freistehender, fensterloser Campanile an der Nordwestecke verankert den Neubau zusätzlich im Stadtgefüge. Er bildet den etwas pompösen Auftakt zum Kinosaal des Museums im Untergeschoss.

Nahezu alle Ausstellungssäle erhalten Tageslicht – sei es durch die Decke oder durch einen Fensterschlitz in der Fassade. © Filip Bramorski

Für Ausstellungen stehen in den beiden Obergeschossen insgesamt vier Galerien mit größtenteils quadratischen Sälen zur Verfügung. Weil alle von ihnen natürlich belichtet sind, steigert sich der Kunstgenuss hier enorm. Ins oberste, rund 6 m hohe Geschoss fällt das Licht über eine durchgehende Tageslichtdecke ein, in die erste – und mit 7,5 m höchste – Etage durch einen gut 1 m hohen Fensterschlitz knapp unter der Decke. Er zeichnet sich auch in der umlaufenden Betonfassade als gliedernde Zäsur ab. Ihre Zweischaligkeit, die von Vor- und Rücksprüngen angedeutet wird, ist nur vorgetäuscht, das aber überaus gekonnt. Auch vor dem Erdgeschoss wirkt die Betonhülle wie eine Schürze tief herabgezogen.

Räumlicher Höhepunkt des Innenraums: der dreigeschossige, fast 20 m hohe Treppenraum. © Filip Bramorski

Im Inneren des Museums beweisen Thomas Phifer and Partners, wie sich auch mit wenigen architektonischen Mitteln räumliche Vielfalt erzeugen lässt. Ein fugenloser Boden, Rippendecken aus Weißbeton sowie massive Betonstützen prägen hier die Räume. Für räumliche Spannung im Erdgeschoss sorgt die scheinbar willkürliche Stützenstellung, die dem U-Bahn-Tunnel unter dem Gebäude geschuldet war. Das Auditorium ist nur durch umlaufende Vorhänge vom Rest des Erdgeschosses getrennt. Zwei durchgehende, von oben belichtete Lufträume verbinden alle Geschosse miteinander. Der kleinere bildet einen Lichthof über dem Vortragsraum, der größere enthält eine wahrhaft eindrucksvolle Treppenanlage: Je zwei Treppenläufe mit gleichem Start- und Endpunkt verbinden die Etagen miteinander. Sie schweben scheinbar schwerelos im orthogonalen Raster des Raums, sind jedoch über Stahlträger unsichtbar an den Stützen rückverankert.

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