08.06.2009 Axel Dürheimer

Nächste Runde: Konflikt zwischen Tradition und Moderne

Am Berliner Schlossplatz geht der Konflikt zwischen Rekonstruktion und moderner Architektur weiter. Anlass für den Austausch der Meinungen bieten die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs der „plattform nachwuchsarchitekten“ für das Grundstück der Schinkel-Bauakademie.
Auf der einen Seite des Konflikts steht die „plattform nachwuchsarchitekten“, die sich für moderne Architektur an wichtiger Stelle in Berlin einsetzt. Auf der anderen Seite stehen die Traditionalisten des Fördervereins Bauakademie, die sich mit der Wiedererrichtung der Bauakademie eine, wie „der Tagesspiegel“ schreibt, „Festung der Rekonstruktionsanhänger“ schaffen wollen.

Entwurf von Frank Rudolphs

Zur Anregung der öffentlichen Diskussion hatte die „plattform nachwuchsarchitekten“ den Ideenwettbewerb "Alles Fassade oder was?" ausgelobt, bei dem 20 Ideen eingereicht wurden. Die Ergebnisse sind noch bis Freitag, den 12. Juni 2009 im Aedes am Pfefferberg zu sehen. Die eingereichten und prämierten Arbeiten haben nicht den Anspruch auf Realisierung. Sie wollen einerseits die bestehenden Pläne karikieren und mögliche Lösungen aufzeigen, die neben der Rekonstruktion möglich wären. Dabei spinnen die Teilnehmer auch grundlegende Ansichten des ursprünglichen Erbauers Friedrich Schinkel weiter. So sieht der Entwurf von Sebastian Schuttwolf vor, die Schwere des Mauerwerks aufzulösen. Ein Ziel, das auch Schinkel verfolgte. Schuttwolf plant deshalb eine Stahlbetonskelettkonstruktion.
Bereits am 21. April 2009 tagte die Jury unter dem Vorsitz der Künstlerin Renate Wolff und wählte dabei fünf Preisträger unter drei Kategorien aus. Gewinnen konnten Frank Rudolph aus Husum und Ulli Heckmann aus Berlin. Anerkennungen gingen an MIOM, Paul Kranz und Stephan Cornelius Schmitz aus Berlin und Madrid, Florian Afflerbach aus Stuttgart und an Sebastian Schuttwolf aus London.
1832 bis 1836 errichtet, wurde Bauakademie von Friedrich Schinkel im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Reste wichen 1962 dem DDR-Außenministerium. 2001 gründete sich auf Initiative des Berliner Senats und der staatlichen Museen der „Verein Internationale Bauakademie“, dem Architekt Hans Kollhoff als Präsident vorsteht. 2002 entstand dann die Rekonstruktion der Nord-Ost-Ecke des Gebäudes. Seit 2004 steht nun schon die Planenfassade, die den Baukörper in seinen ganzen Ausmaßen darstellt. Der Wiederaufbau stockt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Berliner Senat dem künftigen Investor vorschreibt drei Viertel des Gebäudes kostenlos der geplanten Akademie und Eliteinstitut für junge Architekten mit Architekturmuseum zu überlassen. Daneben muss natürlich auch die Fassade originalgetreu rekonstruiert werden. Eine Entscheidung, wer das Gelände erhält und die Bauakademie bauen darf, soll in diesem Sommer fallen. Ein Anwärter darauf ist der Unternehmer Hans Wall.

Entwurf Bauakademie von Sebastian Schuttwolf (Quelle: plattform nachwuchsarchitekten)

MIOM, Paul Kranz und Stephan Cornelius Schmitz (Quelle: plattform nachwuchsarchitekten)

Quelle: plattform nachwuchsarchitekten

Entwurf Bauakademie von Ulli Heckmann (Quelle: plattform nachwuchsarchitekten)

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