Neue Botschaftsarchitektur im Herzen Wiens

Seit 1879 prägt der Standort im Wiener Botschaftsviertel die deutsche Diplomatie. Nach den Kriegszerstörungen entstand in den 1960er-Jahren ein Bau von Rolf Gutbrod. Dieser konnte jedoch ab 2014 nicht mehr genutzt werden. Die erforderlichen Sanierungs- und Schadstoffbeseitigungsmaßnahmen wären mit einem Neubau vergleichbar gewesen, weshalb die Entscheidung fiel, ein zeitgemäßes Botschaftsgebäude zu errichten. Den im Jahr 2016 ausgelobten Wettbewerb entschieden Schulz und Schulz Architekten für sich. Ihr Entwurf prägt das Ensemble aus klar gegliederten Baukörpern und großzügigen Außenanlagen.

Eine großzügige Treppe führt von der Eingangshalle in die Empfangsräume der Bel Étage. © Roland Halbe

Die neue Anlage gliedert Kanzlei, Residenz und Empfangsräume in separate Volumen, die durch eine transparente Bel-Étage-Ebene miteinander verbunden sind. Großzügige Verglasungen, eine offene Eingangshalle und die Terrasse der Residenz schaffen trotz der strengen Sicherheitsanforderungen eine Atmosphäre der Leichtigkeit. Während der Bau in Dialog mit dem städtischen Umfeld in Dialog tritt, bildet der weitläufige Garten mit altem Baumbestand eine grüne Oase.

Die verglaste Bel Étage mit Residenzterrasse ist über eine Wendeltreppe mit dem Garten verbunden. Trotz der Sicherheitsanforderungen vermittelt sie Offenheit und Transparenz. © tschinkersten fotografie

© tschinkersten fotografie

Das Projekt wurde von Beginn an gemäß dem „Leitfaden Nachhaltiges Bauen” des Bundes umgesetzt. Eine kompakte Bauform, eine Dachbegrünung und die Nutzung von Regenwasser verbessern das Mikroklima, während effiziente Heiz- und Kühlsysteme den Energieverbrauch senken. Durch den Einsatz regionaler Materialien wie dem Krastaler Marmor aus Kärnten und zertifizierter Hölzer werden die regionale Verankerung und die Langlebigkeit des Projekts unterstrichen. Die nahezu wartungsfreie und vollständig rückbaubare Fassade ist ein klares Statement für die Kreislaufwirtschaft. 

Die Baukörper sind vollständig mit Krastaler Marmor verkleidet, 
einem Naturstein aus dem Gastgeberland Österreich. © tschinkersten fotografie

Die Fassaden und Beläge bestehen aus hellem Krastaler Marmor, dessen lebendige Oberfläche je nach Lichteinfall changiert und die Plastizität der Architektur betont. Besonders eindrucksvoll ist die Residenzterrasse, in deren Bodenbelag einzelne Reliefsteine des Vorgängerbaus von Rolf Gutbrod integriert wurden. Diese wurden von Blasius Spreng im Rahmen von Kunst am Bau gestaltet. So bleibt ein Stück der architektonischen Vergangenheit an diesem Ort präsent und die neue Botschaft wird mit ihrer Baugeschichte verknüpft. 

Vom Erdgeschoss aus gelangt man direkt in den Veranstaltungssaal, der über separate Außenzugänge mit dem Residenzgarten verbunden ist. © Roland Halbe

Mit der Übergabe im Frühjahr 2025 öffnet die Deutsche Botschaft Wien als Ort der Diplomatie, der Begegnung und der Kultur ihre Türen. Das Gebäude verbindet historische Kontinuität mit architektonischer Innovation und zeigt, wie sich die Werte Transparenz, Nachhaltigkeit und internationale Zusammenarbeit architektonisch umsetzen lassen.