Regionaltypische Interpretation: Bumpers Oast House in Kent
Foto: Jim Stephenson
In der hügeligen Landschaft von Kent liegt das Grundstück des Bumpers Oast House. Hier nutzte man früher hohe, turmartige Gebäude zum Trocknen von Hopfen – die sogenannten Darren. Der Entwurf des Büros Acme bezieht sich auf diese Typologie: Er multipliziert die Grundform eines Zylinders mit trichterförmigem Steildach und fügt sie zu einem Cluster aus fünf Modulen.
Formensprache und Raumaufteilung
Im Zentrum des Clusters steht ein Turm mit größerem Durchmesser, der als Erschließungskern dient. Eine runde Treppe führt von hier aus in die höheren Geschosse. Von unten nach oben steigt der Grad an Privatsphäre: Das Erdgeschoss beinhaltet gemeinschaftliche Räume wie Küche, Esszimmer und Wohnbereich. Im ersten Stock endet die große Treppe und eine Galerie führt in die kleinen Türme. Ab hier beginnt der private Bereich mit kleinen Aufenthaltsräumen. Über schmale Stiegen gelangt man in die Schlafzimmer im zweiten Obergeschoss. Hier lassen Öffnungen im Zenit viel Tageslicht in den Innenraum.
Alle Wände sind konvex oder konkav geschwungen. Daher kamen speziell angefertigte Möbel zum Einsatz, die sich perfekt in die Rundungen einfügen. Die Innenwände sind überwiegend mit Holz verkleidet: mit glatten Oberflächen in den unteren Stockwerken und mit überlappenden Sperrholzschindeln oben im Dach.
Natürliche Materialpalette
Traditionelle Hopfendarren sind außen mit Holzschindeln verkleidet. Das Bumpers Oast House hingegen setzt auf eine farbenfrohe Interpretation unter Verwendung von Terrakotta. Das sorgfältig ausbalancierte Farbspektrum variiert von unterschiedlichen Rottönen bis zu Gelb und Hellblau und schafft eine Überleitung von den herbstlichen Farben des Waldes bis zum Blau des Himmels.
Hinter den hölzernen Oberflächen des Innenraums verbirgt sich auch im Kern eine Holzkonstruktion. Durch ausreichende Dämmung, Isolierung und Abdichtung konnten die Anforderungen für ein Passivhaus erfüllt werden.
Auch das neue Bauprojekt von Mecanoo zitiert eine historische Typologie: das niederländische „Hoeve“. Mehr zur Villa Vught im dazugehörigen Artikel.
Weitere Informationen:
Bauingenieur: Akt
Bauaufsicht: Wilkinson Construction Consultants
Umweltberater: Etude
Bauunternehmer: Harry Barnes