Barock neu interpretiert
Sanierung des Schlosses Günzburg
Eingang Finanzamt, © Foto Sienz, Kempten
Im ehemaligen Markgrafenschloss von Günzburg an der Donau residiert heute das örtliche Finanzamt. Bei seiner Sanierung setzte das Staatliche Bauamt Krumbach teils auf Rekonstruktion und teils auf ideenreiche Neuinterpretation.
Markgrafenschloss von Günzburg an der Donau, © Foto Sienz, Kempten
Das Günzburger Schloss ist die einzige habsburgische Residenz auf deutschem Boden. Vom Beginn des 14. bis Anfang des 19. Jahrhunderts war die Stadt an der Donau österreichisch und ab 1803 sogar kurz Landeshauptstadt von Vorderösterreich. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss stark beschädigt und dann in stark vereinfachter, wenig originalgetreuer Form wiederaufgebaut.
Bei der dringend erforderlichen Sanierung wollten die Planer des Staatlichen Bauamts Krumbach wenigstens einen Teil des historischen Glanzes wieder entstehen lassen. Außerdem wurden die Gebäudeform und die Erschließung des Schlosskomplexes wieder an den historischen Zustand angenähert. Die einst farbige, aufgemalte Fassadengliederung des Spätbarocks ist nun in monochromer, aber dreidimensionaler Form wieder entstanden – als weißer Verputz in unterschiedlichen Dicken und Strukturen. Prägnante Akzente in den Fassaden setzen die neuen Holzfenster im Naturfarbton.
Prägnante Akzente in den Fassaden setzen die neuen Holzfenster im Naturfarbton. © Foto Sienz, Kempten
Glas und Metall vor Putzstruktur
Wohl die deutlichste Veränderung gab es an der Hoffassade des Westflügels. Hier öffneten die Planer die alten Arkadenbögen und blendeten ihnen eine zweigeschossige Glasfassade vor. Das schafft zum einen ein repräsentatives Entree für das Finanzamt und sein Servicezentrum. Zum anderen können Besucher so schon aus dem Hof einen Blick auf die Sgraffito-Verzierungen in den Innenräumen werfen.
Ein repräsentatives Entree für das Finanzamt und sein Servicezentrum, © Foto Sienz, Kempten
Eine veränderte Silhouette zeigt der südwestliche Eckturm des Schlosskomplexes: Er erhielt ein Mansarddach mit Biberschwanzdeckung. Die noch erhaltene barocke Goldkugel ziert nun wieder die Turmspitze. Im benachbarten Hauptgebäude öffneten die Planer den historischen Tordurchgang von der etwas tiefer gelegenen westlichen Unterstadt in den Schlosshof. Eine kleine Ausstellung informiert die Besucher hier nun über die Ergebnisse der Bauforschung zum Schlosskomplex.
Ausstellung über die Ergebnisse der Bauforschung, © Foto Sienz, Kempten
Die goldene Lamellenverkleidung des neuen Durchgangs setzt sich an der hofseitigen Fassade des Südflügels fort. Sie kaschiert dort unter anderem ein Garagentor für die Dienstfahrzeuge, lässt aber zugleich den Durchblick auf die dahinter liegende Originalfassade frei. Durch den dort aufgebrachten, hoch wärmedämmenden Leichtputz erreicht das Schloss nach Angaben der Planer nahezu die Energieeffizienz eines Neubaus. Dazu trägt auch die erneuerte Haustechnik – unter anderem mit einer Wärmepumpe – bei.
Architektur: Theodor Merk, Staatliches Bauamt Krumbach
Bauleitung: Karlheinz Treimer, Staatliches Bauamt Krumbach
Bauherr: Freistaat Bayern, Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat
Nutzer: Finanzamt Günzburg
Standort: Schlossplatz, 89312 Günzburg (DE)
Bauforschung: Bernhard Niethammer
Gesamtkosten: 13 Mio. €
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