30.11.2015 Hartmut Raendchen

Sehen und gesehen werden: Das Landmark von Nieuw Bergen

Mit einem Spiel aus Schein und Sein schafft das Büro Monadnock aus Rotterdam für die kleine Stadt Nieuw-Bergen im holländischen Limburg ein neues Zentrum im Zentrum und stärkt so die Bedeutung des Ortes, über die Stadtgrenzen hinaus. Der auf einem würfelartigen Sockel thronende Turm des Landmarks, nimmt den Namen des Bauwerks seine Bedeutung voraus und kreiert ein Gebäude, das sowohl dem An- als auch dem Ausblick dient. Entsprechend der Übersichtlichkeit des Kontextes des weithin flachen Limburger Landes, schlagen Monadnock Kapital aus der natürlichen Beschaffenheit der Region und setzen mit ihrem Entwurf auf eine bewusst exponierte Position. Das freistehende Bauwerk besitzt ein einfaches Volumen aus zwei geometrischen Grundformen, wobei einen Würfel und einen langgezogenes Quader auf einen würfelförmigen Sockel platziert werden. Der geometrische Bezug der drei einzelnen Teile zueinander fügt das Landmark zu einem Bauwerk zueinander. Den Minimalismus des Volumens hebt das Rotterdamer Büro auf, indem es das Bauwerk in ein facettenreiches Gewand aus Backstein hüllt, welches dem Bau etwas Haptisches verleiht. Das ortstypische Baumaterial Backstein hilft dem Landmark nicht nur bei der Bindung an den Kontext, sondern auch der Nahbarkeit der Architektur, welche trotz einer  wuchtigen Erscheinung durch die Kleinteiligkeit der Hülle fühlbar wird. Durch verschiedene Verlegetechniken des Steines, die unterschiedlichen Farben und einer teilweise Perforierung der Wände, stellen Monadnock eine abwechslungsreiche Fassadengestaltung vor, die dem simplen Volumen des Baus die Banalität nimmt. Als Krönung dieser Fassadengestaltung verleihen Monadnock der Hülle plastische Elemente, die den tektonischen Ausdruck des Gebäudes stärken und die geometrische Ordnung der Fassade hervorheben. Durch die raffinierte Gestaltung der Oberfläche wird die Architektur nicht nur erklärt, sondern wird in ihrer Radikalität überhaupt erst für den Betrachter fassbar. Der Vielschichtigkeit der Erscheinung stehen beim Landmark radikal reduzierte Grundrisse gegenüber, die eine freie und flexible Nutzung ermöglichen. Nachdem der Besucher durch die mit Bögen gezierten Zugänge tritt, erwartet ihn auf den beiden Geschossen des Sockels die gleiche Grundrisskonstelation, bestimmt durch eine Zentrierung auf einen mittig stehenden Pfeiler. Ausgehend von diesem Mittelpunkt, lässt sich der Raum aufteilen, wobei Monadnock der Versorgung und Erschließung des Gebäudes ein Viertel der jeweiligen Grundfläche zur Verfügung stellen. Der Rest der beiden Grundrisse des Sockels bleibt der jeweiligen Nutzung zugeschlagen. Die den Sockel erschließende Wendeltreppe endet vorerst auf dem Dach und findet eine Entsprechung im Aussichtsturm, der zum höchsten Punkt des Bauwerks führt. Diese zweite Wendeltreppe führt zu der Aussichtsplattform auf dem Dach des Turmes. Der Turm selber steht als Volumen 45 Grad zu den Kanten des Sockels gedreht und stellt mit seiner perforierten Hülle einen steten Blickbezug zur Umgebung her. Der resultierende Innenraum des Turmes, der lediglich der Erschließung der Aussichtsplattform dient, wird so zu einer inszenierten Zwischenzone auf dem Weg zum Herzstück des Landmark, der Aussichtsplattform. Monadnock schaffen so für das kleine Nieuw Bergen nicht nur ein über weite Distanzen sichtbares Zentrum, sondern ermöglichen von diesem aus auch den Blick in die Ferne: Ein Sehen und gesehen werden.
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