04.06.2018 Peter Popp

Seltsamer Sonderling: Ferrozement trifft auf Origami-Kunst

Foto: Anupama Kundoo Architects

Aufgrund ihrer Dünnwandigkeit müssen Bauteile aus Ferrozement gebogen oder gefaltet sein, um ihr Tragverhalten zu optimieren. Im Vergleich zu Stahlbeton werden dadurch Leichtbaustrukturen mit beinahe beliebig gekrümmten Flächen und einer sehr geringen Menge an Zement und Stahl möglich.

Als Anregung für die Auflösung selbsttragender Schalenkonstruktionen in ebene Einzelflächen dienten Anupama Kundoo verschiedene Biege- und Falttechniken, die bereits in der Origamikunst zur Versteifung dünner Papierblätter getestet wurden. Kundoo Architects profitierten somit von den Möglichkeiten, die Mathematiker, Künstler und Wissenschaftler bereits entwickelt hatten. Darüber hinaus dienten die Untersuchungen dazu, Lösungen zu finden, die Wand und Dach als konstruktive Einheit zusammenführen.

Das Buch von Paul Jackson »From Sheet to Form« war die Grundlage für die Suche nach der am besten für die Entwicklung eines Prototyps für eine synthetische Dachoberfläche geeigneten Form. Kundoo Architects haben alle in Betracht kommenden Formen aus Papier erstellt. Die Stabilität der entwickelten Geometrien wurde analysiert und auf ihre Eignung für die Anforderungen im Wohnhäusern hin überprüft.

Ein erster Prototyp, der später als sogenannter Kinderpavillon erhalten blieb, wurde in einem Wohnviertel namens Citadines in der Stadtmitte von Auroville (Indien) zunächst aus recycelter Wellpappe erstellt. Es war beabsichtigt, diese als Schalung zu verwenden. Aufgrund einiger ungelöster Probleme wurde der Prototyp letztlich ohne Schalung realisiert. Hierbei wurden die identischen Rautenelemente in getrennten Rahmen erstellt, vor Ort aufgestellt und von beiden Seiten verputzt.

Ein zweiter Prototyp entstand 2013 auf dem Campus des Gateway College in Hamilton, Leicester, anlässlich der jährlich stattfindenden NASA Convention (National Association of Students of Architecture).

Ebenfalls 2013 wurde ein maßstabsgetreues 1:1-Modell des Prototyps an der University of Queensland in Brisbane als Wohneinheit errichtet. Im Rahmen der Wandersausstellung »CUSP: Designing Into The Next Decade« wurde das Ergebnis der Studie in sieben australischen Städten gezeigt.

Die beiden nachfolgenden Filme dokumentieren die Forschungsergebnisse an der University of Queensland.

Ein weiteres Video finden Sie hier.
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