20.04.2015 Bettina Sigmund

Sharing: Der neue Trend des Teilens

Das Fraunhofer IAO sucht nun in einer Online-Befragung nach Möglichkeiten und Marktpotenzialen, die Prinzipien des „Sharings“ auf die Geschäftsmodelle von produzierenden Unternehmen zu übertragen. Auch in der Architektur finden sich bereits Ansätze und Projekte, die diesen neuen Trend des Teilens konzeptionell integrieren und dem „Sharing“ als neue Lebensform Raum geben. Das Quartierskonzept des Schwabinger Tors in München beispielsweise basiert auf der Idee des Sharing-Gedankens.
Was vor wenigen Jahren als Subkultur begonnen hat, hat sich in rasantem Tempo zu einer globalen Bewegung entwickelt. Die Gesellschaft sucht in der „Sharing Community“ einen neuen bewussten Lifestyle, die Wirtschaft entwickelt Modelle, um trotz scheinbar verringertem Konsum von der „Sharing Economy“ zu profitierten. Durch finanzielle Krisen, aber auch durch das scheinbar ungebremste globale Konsumverhalten und die Schattenseiten der Wegwerfgesellschaft hat sich die Bedeutung von Besitz verändert. Wohlstand basiert nicht mehr nur alleine auf Eigentum, sondern definiert sich verstärkt durch Teilhabe und Partizipation. Der gesteigerte Wunsch nach Gemeinschaft, nach Selbstbestimmung und Mitspracherecht beflügelt dabei das Teilen. Die Vernetzung im Web 2.0 hat gezeigt, dass Viele auch viel erreichen können. Das Vertrauen in die Gemeinschaft ist wieder gestiegen. Durch eine schnelle und unkomplizierte Art der Kommunikation im Web 2.0 wird es nun möglich, Dinge zu teilen, zu leihen und zu nutzen, ohne diese zu besitzen. Fremde Menschen beginnen ihre Besitztümer, aber auch Ihre Fähigkeiten, zu teilen und gemeinsam zu nutzen.
In stark verdichteten urbanen Zentren ist eines der höchsten Güter – und auch der teuersten – Fläche und Freiraum. Viele Stadtbewohner haben erkannt, dass es für alle gewinnbringend ist, Raum und Räume nur in Anspruch zu nehmen, wenn dieser auch benötigt wird, sei es der Arbeitsraum als Co-Working-Space oder die gemeinschaftlich genutzte Dachterrasse, der Stadtgarten, die große Wohnküche, der Fitnessraum oder das Atelier. Erste Wohnkonzepte reagieren bereits auf diese Trends, haben den Charakter der Subkultur hinter sich gelassen und integrieren verschiedene Formen von Sharing-Konzepten. Das sich momentan in Realisierung befindende Schwabinger Tor – als ein Beispiel herausgepickt – versteht sich als Stadtquartier, das auf Basis zukünftiger Lebens- und Arbeitsweisen verwirklicht wird, darunter findet sich auch das Prinzip des „Sharing“ in unterschiedlichen Ausprägungen. Die Bandbreite der Wohntypen – vom hochwertigen Penthouse bis zum geförderten Wohnungsbau – verdeutlicht bereits die Unterschiede des Klientel, das angesprochen werden soll. Die Gemeinsamkeit der neuen Bewohner wird sich nicht in dem zur Verfügung stehenden Budget finden, sondern in der Lebenseinstellung und den gemeinsam genutzten Fähigkeiten. Das Konzept verspricht, dass im Viertel der Sharing-Gedanke in vielen Facetten gelebt wird. Entsprechend des Credos „Nutzen statt Besitzen“ plant das Projektentwicklerunternehmen Jost Hurler die Wohnungen nicht zu verkaufen, sondern diese zu vermieten und langfristig im eigenen Bestand zu halten. Ein sogenannter TalentTrust wird zur Förderung junger Talente eingerichtet – ein Teil der Mieteinnahme fließt direkt in diesen Trust – und ermöglicht es jungen Künstlern, sich innerstädtische Atelierflächen im Quartier leisten zu können. Neben klassischem Car- und Bikesharing oder verschiedenen Services, die eine direkte Vernetzung und den Austausch aller Bewohner und der Hausverwaltung erleichtern, werden besonders auch die ansässigen Unternehmen, Start-Ups und Freelancer von dem Sharing-Prinzip profitieren. Denn auch die Arbeitswelt der Zukunft wird verstärkt durch das Prinzip des Teilens geprägt werden. Im Quartier werden gemeinschaftlich genutzte Büroräume als Co-Working-Spaces neue Arbeitsformen ermöglichen und sollen die Fähigkeiten der ansässigen Talente sinnvoll verzahnen und Kooperationen fördern. Chancen und Herausforderungen der Sharing Economy 
Das Fraunhofer IAO untersucht noch bis 4. Mai in einer Online-Befragung, welche Auswirkungen der „Sharing Economy“ zu erwarten sind. Es soll erforscht werden, welche Risiken aber auch Potenziale diese wachsende Wirtschaftsform für konventionelle Unternehmen birgt. Insbesondere in den Bereichen Mobilität und Tourismus können global agierende Protagonisten bereits bemerkenswerte wirtschaftliche Zuwachsraten verzeichnen. Nun soll analysiert werden, ob und wie sich diese Prinzipien des „Sharing“ auf die Geschäftsmodelle etablierter Unternehmen übertragen lassen und welche Marktchancen sich für diese bieten.
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