28.02.2007

Spektakel im Weinberg - Gehrys Hotel Marqués de Riscal in Elciego

Was kann man mit 60 Millionen Euro im Hotelbau erreichen? Man könnte etwa Steven Holl beauftragen und sich fünf Häuser wie das Weinhotel in Langenlois (s. Seite 214ff.) errichten lassen. Das Ergebnis wären ungefähr 400 Gästezimmer. Oder man gibt 50 Low-Budget-Herbergen wie den auf Seite 182 vorgestellten Ryokan in Tokio in Auftrag, um über 1000 kleine Tatami-Räume zu erhalten. Die dritte Möglichkeit aber wäre, sich von einem kalifornischen Stararchitekten mit kanadischen Wurzeln eine medienwirksame Skulptur in ein traditionsreiches spanisches Weingut stellen zu lassen. Für diesen Publikumsmagneten (plus unterirdischer Abfüllanlage) verwendet man den Großteil der Summe. Da in der organisch zerklüfteten Plastik neben zwei Restaurants und Weinbar beim besten Willen aber nur 14 Luxussuiten untergebracht werden können, lässt man für den Rest der Summe einen ebenso unscheinbaren wie äußerlich ungeplant wirkenden Zweckbau daneben stellen, um darin weitere 29 Hotelzimmer zu integrieren. Wenn es dann noch gelingt, diesen ungeliebten Flügelbau auf allen verbreiteten Prospekten und Publikationen zu negieren, ist einem die große Show garantiert. Das Marketingkonzept geht auf und am Rande eines trostlosen spanischen Dorfes lassen sich Zimmerpreise zwischen 300 und 700 Euro pro Nacht erzielen. Frank Gehry hatte seinerzeit mit dem Guggenheim Museum in Bilbao eindrucksvoll demon­striert, welchen Impuls für Attraktivität und Tourismus ein einziges signifikantes Gebäude in einer bis dahin unscheinbaren Stadt auslösen und nachhaltig zur Wertschätzung von Markenarchitektur nicht nur in Spanien beitragen kann. Einen ähnlichen Effekt wünschte sich der Investor nun im 150 Kilometer von der baskischen Hauptstadt entfernten Elciego und auch diesmal hat der Architekt das verlangte Spektakel geliefert. Mit seinem vielfach gewellten Titandach, das mit seiner optischen Leichtigkeit fasziniert, schafft er Bezüge zum Wein und damit Corporate Identity. Seinen eigenen Ansprüchen, »die kommerziellen Markenaspekte in die Außenhülle eines Gebäudes zu importieren, ohne dass Würde und Charakter der Architektur schaden leiden«, wird er mit der hilflos anmutenden Teilung des Hotels in zwei ungleiche Hälften dagegen kaum gerecht. Marqués de Riscal im Zentrum der Region Rioja Alavesa gehört zu den renommiertesten Weingütern Spaniens. Das neue Hotel, das im September 2006 vom spanischen König Juan Carlos persönlich eingeweiht wurde, bietet neben der Übernachtungsmöglichkeit und kulinarischen Genüssen auch Weinseminare, Einblicke in die Weinerzeugung, sowie einen noblen Spa-Bereich mit Vinotherapien.

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