Spuren der Geschichte: Reiulf Ramstad inszenieren einen Weg
Foto: Florent Michel
Reiulf Ramstad Arkitekter haben sich einen Namen gemacht mit Bauten, die einen besonderen Bezug zur Landschaft haben. Einige sind formal von Bildern aus ihrer Umgebung inspiriert, andere enthalten innovative Lösungen für einen umweltfreundlichen Unterhalt. 2016 gewannen sie in Zusammenarbeit mit Paranthèse Paysage den Wettbewerb zur Umgestaltung der Bahnstrecke zwischen Rosheim und Saint-Nabor im Elsass. Sie soll in Zukunft Fußgänger und Radfahrer auf Reisen einladen.
Fünf Interventionen teilen die Strecke in vier Kapitel. In ihrer Abfolge erzählen die verschiedenen Landschaftssequenzen eine Geschichte des Ortes. Die erste Station auf dem 11 km langen Weg heißt Rosheim, wie der Ort, dem der Weg entspringt. Runde Wände aus Cortenstahl sind zu einer Art Labyrinth zusammengefügt. An ihren konkaven Seiten finden Reisende Schutz; Ausschnitte in den Wänden erlauben gezielte Ausblicke. Es folgt die Station Bœrsch, benannt nach der Gemeinde am Fluss, der entlang der Strecke immer wieder auftaucht. Weiter geht es nach Leonardsau, wo eine Pforte aus zwei spitzen Cortenstahlscheiben den Odilienberg in der Ferne rahmt. An der Station Ottrott tritt die Geschichte der Bahnstrecke und Bahnhöfe in den Vordergrund. Wie auch an anderen Stellen des Weges sind die Gleise hier sichtbar gelassen, als Zeugen einer vergangenen Zeit. Die Ankunft in Saint-Nabor bietet einen spektakulären Blick zurück. Eine lange Treppe führt zu einer Aussichtsplattform hinauf. Sie ist an der Felswand eines stillgelegten Steinbruchs angebracht und genau wie die anderen Interventionen aus Cortenstahl gefertigt. Ihr Grundriss ist einem vierblättrigen Kleeblatt entlehnt, inspiriert vom Untertitel des Projektes „Portes Bonheur“.
Die Eingriffe in die Landschaft sprechen die Sinne der Besucher an. Sie irritieren als Fremdkörper in einer Landschaft, die nach und nach wieder von Natur eingenommen wird, bleiben dabei aber minimal. Mit Sitzgelegenheiten, skulpturalen und infrastrukturellen Elementen gestalten Reiulf Ramstad Arkitekter den Chemin des Carrières um zu einem Erholungsort für Mensch und Landschaft.