Third Space in Indien von Studio Saar

Eines der neuesten Projekte von Studio Saar interpretiert den Third Space als dynamisches kulturelles Zentrum, das tief im indischen Erbe verwurzelt ist. Vor dem Hintergrund des Klimas von Rajasthan und mit lokal gewonnenen Materialien realisiert, vereint das Projekt Nachhaltigkeit mit soziokulturellen Programmen. Im Auftrag der Non-Profit-Organisation Dharohar entstanden, lädt das neu gestaltete Lern- und Kulturzentrum in Indien dazu ein, neu zu denken, wie Räume Gemeinschaften stärken können.

Überdachter Innenhof im Inneren des Gebäudes. © Ankit Jain

Im Bereich der Architektur hat das Konzept des Third Space – Räume jenseits von Zuhause und Arbeitsplatz – in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Diese Zwischenräume fördern soziale und kulturelle Interaktionen. Studio Saar hat diese Idee mit den traditionellen Havelis, einer Typologie des indischen Hofhauses, verbunden. Das Ergebnis ist ein multifunktionales Gemeinschaftszentrum, das Workshops und Lernangebote für bis zu 2000 Besucher und Besucherinnen pro Tag bereitstellt. 

Weiße Jali-Gitter an der Fassade, helle Betonpfeiler und Bodenfliesen aus Reststücken von lokalem weißem Marmor. © Edmund Sumner

Während der Beton mit Marmormehl versetzt wurde, das teilweise den Sand im Mischprozess ersetzt, entstanden die Wände aus Marmorbruch und Kalkmörtel aus nahegelegenen Steinbrüchen. Diese clevere Strategie ermöglichte nicht nur die Nutzung lokaler Ressourcen, sondern führte zugleich zu einer helleren Oberfläche, die Sonnenwärme wirksamer reflektiert. An der Fassade sorgen kunstvoll gemusterte Jali-Screens für Belüftung und stellen eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum her, während die Gokhra – auskragende Nischen – als Windfänger fungieren, also als passives Kühlsystem. In diesem Fall dienen sie zugleich als in die Wand eingelassene Lesebuchten. Zur Nachhaltigkeitsstrategie zählt außerdem die Renaturierung der 80 ha umliegender Hügel, die im Rahmen eines Aufforstungsprojekts wiederhergestellt werden. 

Der flexible Eckeingang führt zu einer abgesenkten Betontribüne. © Edmund Sumner

Der flexible Eckeingang führt zu einer abgesenkten Betontribüne, wo versetzte Ebenen einen einladenden Raum für Aufführungen und Versammlungen schaffen. Zudem ermöglicht der quadratische Grundriss die Anlage eines zweiten überdachten Hofes, eines Kinos sowie eines Theaters für darstellende Künste. Auf den verschiedenen Ebenen verteilen sich außerdem Kreativräume, eine Bibliothek, ein Café und Verkaufsflächen. Über Treppen gelangt man schließlich zu einem Aussichtsturm, von dem Besucher einen Panoramablick auf die umliegende Landschaft genießen können. Ein Teil des Daches wird von einem gewebten Bambusdach überspannt, das Schatten spendet und für thermischen Komfort sorgt. Dies entwickelten Studio Saar in Zusammenarbeit mit Webb Yates Engineers.