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Tragwerke - Architektur-Gesellschaft die SIEBTE
Die Gittertürme des verkannten russischen Architekten Vladimir G. Šuchov waren nur ein Aspekt der siebten "Architektur-Gesellschaft", die im Oktober 2012 unter dem Thema "Tragwerke" bei Boffi in der Nymphenburger Straße in München zusammentraf. Architekten und am Baugeschehen Interessierte diskutierten hier zu dem, was die Architektur zusammenhält. Ehrengast Matthias Beckh vom Lehrstuhl für Tragwerksplanung in München berichtete dabei von seinen teils unglaublichen Auslandserfahrungen.
Die Philippinen, Nepal, Bhutan: Das sind nur einige Länder, in die Matthias Beckh zur Unterstützung unterschiedlicher Bauprojekte reiste. Eines der wichtigsten seiner Laufbahn sollte Russland sein: Dort fand er einen Gitterturm, aus dem einige Stützen herausgeschnitten worden waren. Diebe wollten die Teile auf dem Schwarzmarkt verkaufen.
Der Konstrukteur dieses Turms war der russischer Ingenieur, Wissenschaftler und Architekt Vladimir G. Šuchov, ein Vorreiter zweifach gekrümmter Tragwerke, die heute vor allem als "parametrische Konstruktionen" realisiert werden. Schon Ende des 19. Jahrhunderts baute er den ersten hyperbolischen Gitterturm. Der Entwurf besteht aus aufrechten Trägern, die gitterartig arrangiert sind. Diese Art von Tragwerk wurde erst Jahre später in Westeuropa bekannt. Matthias Beckh begeisterte sich für den russischen Ausnahmeingenieur und veröffentlichte ein Buch über die Arbeit Šuchovs „Hyperbolische Stabwerke – Šuchovs Gittertürme als Wegweiser in den modernen Leichtbau“.
Die Gittertürme Šuchovs entstanden ungefähr zur gleichen Zeit wie der Eiffelturm in Paris von Gustave Eiffel. Der große Unterschied in der Art der Konstruktion geht vermutlich auf die Stahlknappheit in Russland zurück: Šuchov musste besonders sparsame Lösungen zur Errichtung tragfähiger Türme finden. Hyperbolische, mehrfach gekrümmte Tragstrukturen, die der Natur abgeschaut sind, sind zwar geometrisch komplex, dabei in ihrem Materialverbrauch jedoch äußerst sparsam. Die sich daran orientierende Formgebung der Türme war also allein Statik und Ökonomie geschuldet, ihre Form ergibt sich aus der bestmöglichen Tragfähigkeit. Solche nachhaltigen und materialsparenden Strukturen im Leichtbau würden selbst heute noch zu wenig eingesetzt, so Beckh: Die spektakuläre Form eines Bauwerks scheint heute oftmals wichtiger zu sein, als die Erarbeitung einer sinnfälligen Form, die die Tragfähigkeit ausdrückt.
Die Zusammenarbeit zwischen Architekt und Tragwerksplaner erwies sich als brisantes Thema im Rahmen der Diskussion der "Architektur-Gesellschaft". Als Essenz verschiedener Problematiken und Fragestellungen kristallisierte sich schließlich die Kernfrage heraus: Wieso funktioniert die Zusammenarbeit von Architekt und Statiker so selten? Die Antwort ist eigentlich einfach: Schon im Studium treffen die beiden Fachbereiche selten aufeinander. Herr Beckh bestätigte dies mit seinen Erfahrungen an der Universität: Es gibt nur wenige Kooperationen zwischen den Studenten der Fachbereiche Architektur und Bauingenieurswesen. Eine Verbesserung der Zusammenarbeit der beiden Disziplinen sei jedoch möglich, war die einstimmige Meinung. (cv)
Die Architektur-Gesellschaft – eine Veranstaltungsreihe von DETAIL – beschäftigt sich mit den Wechselbeziehungen von Architektur und Gesellschaft. Jeden Monat treffen sich 20 Architekten aus diversen Fachbereichen bei Boffi in München und diskutieren gemeinsam ein aktuelles Thema.
Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, senden Sie eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an projekte@detail.de.
Eine äußerst gelungene Kooperation zwischen Architekten, Ingenieuren und Mathematikern, bei der es um die Konstruktion von Mega-Türmen mit minimiertem Materialeinsatz gehr, ist übrigens das Projekt DRX. Auch bei den hier gefundenen Entwürfen ist die Natur Vorbild.
Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, senden Sie eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an projekte@detail.de.
Eine äußerst gelungene Kooperation zwischen Architekten, Ingenieuren und Mathematikern, bei der es um die Konstruktion von Mega-Türmen mit minimiertem Materialeinsatz gehr, ist übrigens das Projekt DRX. Auch bei den hier gefundenen Entwürfen ist die Natur Vorbild.