30.09.2002

Über Risiken des Verschwindens und Chancen intelligenter Schrumpfung - Ein Gespräch mit Uta Hassler

Auszug aus dem Interview mit Uta Hassler: Detail: Müssen sich Planer und Architekten auf einen weiteren Rückgang der Nachfrage gefasst machen? Uta Hassler: Ja – es sei denn, es gelingt ihnen, ihren Anteil an der Ausführungsplanung in der baulichen Erneuerung zu vergrößern. Der Rückgang des Neubaus am Bauvolumen ist eine langfristige Tendenz, sie erklärt sich aus der Zusammensetzung des Bestandes. Bei Rückgang des Neubaus fällt der Anteil der Entwurfsleistungen stärker als derjenige der Ausführungsplanung. Detail: Wäre mehr Abriss langfristig sinnvoll? Uta Hassler: Nein, weder unter ökonomischen Gesichtspunkten noch unter dem einer nachhaltigen Baupolitik. Leider liefern die Statistiken zu Abrissen nur sehr grobe Zahlen, man kann davon ausgehen, dass die Abrissrate im Gesamtbestand unter 0,5% liegt, während der Neubau bei etwa 1% liegt. Detail: Sollten aber nicht gerade die Bauten der fünfziger und sechziger Jahre bevorzugt durch bessere neue ersetzt werden? Uta Hassler: Die Bauten der Nachkriegsjahrzehnte sind meist ganz ordentlich gebaut. Wenn ich an Nordrhein-Westfalen oder im Speziellen an Dortmund denke, sind die Bauten dieser Zeit sogar prominent und für das architektonische Erbe prägend. Allerdings sind sie auch besonders gefährdet und oft durch ungeschickte Sanierungen wesentlicher Qualitäten bereits beraubt. Abrissdruck entsteht durch spekulative Investitionsinteressen. Detail: Sehen Sie Chancen für eine Rückgewinnung langfristiger Perspektiven? Uta Hassler: Ich hoffe auf die Einsicht, dass die existierende, notwendig fehlerhafte gebaute Umwelt intelligent gebraucht werden kann – und glaube, dass ein vorsichtiges Umsteuern möglich ist.

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