Preis für Tageslicht in Gebäuden
Velux Architektur-Wettbewerb 2024/25 entschieden

Den ersten Preis im Velux Architektur-Wettbewerb gewannen Innauer Matt Architekten mit dem Museum Bezau. © Dominic Kummer
Ein Kindergarten, ein Museum, eine Schulsanierung sowie Dachgeschossausbauten zum Wohnen und Arbeiten: Das sind die Preisträger des diesjährigen Velux Architektur-Wettbewerb. Insgesamt 79 Arbeiten nahmen an der Konkurrenz teil, die alle zwei Jahre die besten Tageslichtkonzepte in Gebäuden aus Deutschland, der Schweiz und Österreich prämiert. Bei der Preisverleihung am 25. Juni in München wurden jetzt die Sieger bekannt gegeben.


Die Ausstellungsräume im ersten Geschoss des Museums Bezau erhalten Tageslicht durch sechs Dachfenster, die hinter Holzlamellen verborgen sind. © Dominic Kummer


Tageslicht gelangt durch sechs Dachfenster, die hinter Holzlamellen verborgen sind. © Dominic Kummer
1. Preis geht nach Vorarlberg
Den ersten Preis sicherten sich Innauer Matt Architekten mit ihrem Museumsanbau im vorarlbergischen Bezau. Es war ein Projekt mit Herzblut – stammen doch die Architekten ebenso wie die meisten Bauhandwerker aus dem Ort im Bregenzerwald. Die Jury urteilte: „Durch die zeitgemäße Interpretation von traditionellem Handwerk und Materialität verweben Alt und Neu im Museum Bezau miteinander. Während im bestehenden Vorderhaus Licht durch kleine Fenster in die niedrige Stube tritt, eröffnet sich im Hinterhaus eine beinahe musikalische Raum- Lichtkomposition, die man von außen nicht erwarten würde. Abgesehen vom lichtdurchfluteten Foyer wirken die Räume eher introvertiert, doch die Ausstellungs- und Treppenräume werden fast feierlich ins Licht getaucht.“


Blick in den Kindergarten in Horn von Lukas Imhof Architektur. Zwölf kreisrunde Oberlichter versorgen den Zentralraum mit Licht. © Hannes Heinzer
Kindergarten Horn auf dem 2. Platz
Nicht allzu weit ist es von Bezau nach Horn am Schweizer Bodenseeufer. Hier steht der Kindergarten, für den Lukas Imhof Architektur aus Zürich den zweiten Preis erhielten. Äußerlich ist der Bau ganz im Duktus der 1960er-Jahre gehalten. Das sei zwar nicht seine Lieblingsarchitektur, erläuterte Lukas Imhof bei der Preisverleihung. Aber die Stilwahl hatte gute Gründe. Denn das Gebäude ist Teil eines größeren Gesamtkomplexes mit der benachbarten Mehrzweckhalle aus der Nachkriegszeit, die vor zehn Jahren ebenfalls von Lukas Imhof und seinem Team saniert wurde. Für einen farblichen Überraschungseffekt sorgt der Innenraum des Kindergartens mit seinen roten und weißen Decken sowie dem hellblauen Einbaumobiliar. Zwölf Flachdachfenster, in kreisrunden Deckenoberlichtern versorgen den introvertierten Zentralraum mit hellem und doch angenehmem Licht.


Dritter Preis im Velux Architektur-Wettbewerb: Dachgeschossausbau der Pestalozzischule Basel von MET Architects. © Ruedi Walti
Zwei dritte Preise für Basler Architekturbüros
Der dritte Preis im Wettbewerb wurde gleich dreimal vergeben – zweimal davon nach Basel. MET Architects sicherten sich eine der Auszeichungen für den denkmalgerechten Dachausbau der Pestalozzi-Schule. Im zuvor ungenutzten Dachgeschoss der Schule sind nun neue Flächen für Textiles Werken sowie eine Mediothek entstanden. Eine lange Reihe Dachfenster belichtet die Räume, der Innenausbau wurde in Anlehnung an die unteren Geschosse komplett neu entwickelt. Die Jury meinte zu dem Projekt: „Der Dachbodenausbau der Pestalozzi-Schule in Basel lebt vom Spannungsfeld serieller Tageslichtöffnungen und individueller Raumzuschnitte. Den Architekten ist es gelungen, die Symmetrie der Fassaden trotz der Asymmetrie des Grundrisses und der komplexen Dachkonstruktion bis ins Dach fortzuführen.“


Für ihr eigenes Atelier in Basel machten Vecsey Schmitt Architekt*innen das Dachgeschoss eines ehemaligen Pfarrhauses nutzbar. © Barbara Bühler
Arbeiten im Pfarrhaus
Ebenfalls in Basel steht das Pfarrhaus Elisabethen von 1867. In den beiden Dachgeschossen richteten sich Vecsey Schmidt Architekt*innen ihr eigenes Atelier ein. In seinem Vortrag bei der Preisverleihung gab Christoph Schmidt Einblicke in die Komplexität des Vorhabens. Für den Kompromiss zwischen Denkmalschutzauflagen, nutzbarer Raumhöhe im Inneren und dem Wunsch der Architekten nach einer nutzbaren Dachterrasse war viel entwerferische Feinarbeit sowie Kommunikation mit Behörden und Handwerkern erforderlich.


Unter einem neu errichteten Dachstuhl in der Kölner Balthasarstraße schuf die Demo Working Group ein zweigeschossiges Wohnrefugium für eine junge Familie. © Jan Voigt


Neue Dachlandschaft für eine junge Familie aus Köln, © Jan Voigt
Neu errichtete Dachlandschaft
Einen anderen Weg ging die Demo Working Group aus Köln in der dortigen Balthasarstraße. Das Bestandsdach eines Wohngebäudes aus der unmittelbaren Nachkriegszeit erwies sich als untauglich, um eine junge Familie zu beherbergen. Deshalb errichteten es die Architekten komplett neu und schufen darunter eine spannende Wohnlandschaft auf mehreren Ebenen. Millimeterarbeit war auch hier nötig, um im Dach Bäder, Schlafräume und ein großzügiges Wohn-Esszimmer für mindestens vier Personen einzurichten.
Alle fünf Preisträger sind in einer Wettbewerbsdokumentation veröffentlicht, die hier heruntergeladen werden kann.
Weitere Informationen zum Velux Architektur-Wettbewerb: velux.de